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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834.

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geendigt. Wenn diese Sache sich bis jetzt verzögert
hat, so daß erst in dieser Woche die Angeklagten
vor den Assisen erscheinen, so lag das an den An¬
geklagten selbst, die um Aufschub baten. Und die
Beschuldigung eines Königsmordes ist doch ganz etwas
Anderes, als die Anklage wegen Hülfsleistung
zu dem entfernten Versuche eines Hoch¬
verraths
-- durch die Presse! Ich mußte
lachen, als ich vor einigen Wochen in einem Oppo¬
sitionsblatte las: "Enfin, apres deux mois et
"plus d'instruction, a paru l'acte d'accusation
"dresse a l'occasion du coup de pistolet tire
"sur le roi le 19 Novembre dernier."
Endlich
nach zwei Monaten und länger -- welche eine
närrische Ungeduld! Wenn in Deutschland Einer
um jeden Preis ein hohes Alter erreichen wollte,
könnte er nichts zweckmäßigeres thun, als eine blind¬
geladene Pistole auf einen Fürsten abzudrücken. In
seinem Leben würde er nicht gerichtet werden.
Nicht etwa als zweifle man einen Augenblick an
seiner Schuld und seinem bösen Vorsatz! dieser
Zweifel könnte dem Thäter keinen Tag seinen Kopf
sichern. Aber man würde so lang und so weit
den Fäden der Verschwörung nachgehen, man
würde so tief nach der letzten Wurzelfaser des
Geistes der Zeit graben, daß, ehe man von dem

geendigt. Wenn dieſe Sache ſich bis jetzt verzögert
hat, ſo daß erſt in dieſer Woche die Angeklagten
vor den Aſſiſen erſcheinen, ſo lag das an den An¬
geklagten ſelbſt, die um Aufſchub baten. Und die
Beſchuldigung eines Königsmordes iſt doch ganz etwas
Anderes, als die Anklage wegen Hülfsleiſtung
zu dem entfernten Verſuche eines Hoch¬
verraths
durch die Preſſe! Ich mußte
lachen, als ich vor einigen Wochen in einem Oppo¬
ſitionsblatte las: „Enfin, après deux mois et
„plus d'instruction, a paru l'acte d'accusation
„dressé à l'occasion du coup de pistolet tiré
„sur le roi le 19 Novembre dernier.“
Endlich
nach zwei Monaten und länger — welche eine
närriſche Ungeduld! Wenn in Deutſchland Einer
um jeden Preis ein hohes Alter erreichen wollte,
könnte er nichts zweckmäßigeres thun, als eine blind¬
geladene Piſtole auf einen Fürſten abzudrücken. In
ſeinem Leben würde er nicht gerichtet werden.
Nicht etwa als zweifle man einen Augenblick an
ſeiner Schuld und ſeinem böſen Vorſatz! dieſer
Zweifel könnte dem Thäter keinen Tag ſeinen Kopf
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[212/0224] geendigt. Wenn dieſe Sache ſich bis jetzt verzögert hat, ſo daß erſt in dieſer Woche die Angeklagten vor den Aſſiſen erſcheinen, ſo lag das an den An¬ geklagten ſelbſt, die um Aufſchub baten. Und die Beſchuldigung eines Königsmordes iſt doch ganz etwas Anderes, als die Anklage wegen Hülfsleiſtung zu dem entfernten Verſuche eines Hoch¬ verraths — durch die Preſſe! Ich mußte lachen, als ich vor einigen Wochen in einem Oppo¬ ſitionsblatte las: „Enfin, après deux mois et „plus d'instruction, a paru l'acte d'accusation „dressé à l'occasion du coup de pistolet tiré „sur le roi le 19 Novembre dernier.“ Endlich nach zwei Monaten und länger — welche eine närriſche Ungeduld! Wenn in Deutſchland Einer um jeden Preis ein hohes Alter erreichen wollte, könnte er nichts zweckmäßigeres thun, als eine blind¬ geladene Piſtole auf einen Fürſten abzudrücken. In ſeinem Leben würde er nicht gerichtet werden. Nicht etwa als zweifle man einen Augenblick an ſeiner Schuld und ſeinem böſen Vorſatz! dieſer Zweifel könnte dem Thäter keinen Tag ſeinen Kopf ſichern. Aber man würde ſo lang und ſo weit den Fäden der Verſchwörung nachgehen, man würde ſo tief nach der letzten Wurzelfaſer des Geiſtes der Zeit graben, daß, ehe man von dem

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris06_1834/224>, abgerufen am 24.11.2024.