Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834.Samstag den 2. März. ..... Die öffentliche Meinung ist zu ihrer Vl. 12
Samſtag den 2. März. ..... Die öffentliche Meinung iſt zu ihrer Vl. 12
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0189" n="177"/> <div> <dateline rendition="#right">Samſtag den 2. März.</dateline><lb/> <p>..... Die öffentliche Meinung iſt zu ihrer<lb/> frühern Anſicht von dem Vater des Wunderkindes<lb/> von Blaye zurückgekehrt. Die drei Könige welche<lb/> die gebenedeite Prinzeſſin begrüßten, kamen wirklich<lb/> aus dem Morgenlande, und der heilige Geiſt war<lb/> ihr Landsmann. Als der ſchändliche Deutz die<lb/> Herzogin verrieth, rief ſie, ſich ſelbſt noch ſchlimmer<lb/> verrathend aus: <hi rendition="#aq">Le misérable</hi>! <hi rendition="#aq">Je lui ai donné<lb/> plus que ma vie</hi>! Seine Wohlthäterin, ſeine<lb/> Freundin, die Mutter ſeines Kindes, ein unglückliches,<lb/> wehrloſes Weib zu verrathen! Aber nur den<lb/> kleinſten Theil meines Grolls wende ich einem<lb/> ſolchen Niederträchtigen zu. Den größten Theil<lb/> ſpare ich für die Niederträchtigkeit der Regierungen<lb/> auf, die Verbrechen, welche <choice><sic>tauſenfachen</sic><corr>tauſendfachen</corr></choice> irdiſchen<lb/> Tod, und ſelbſt den Fluch des allbarmherzigen<lb/> Gottes verdienen, wie die ſchönſte Tugend belohnen.<lb/> Das iſt aber das Verderben jeder fürſtlichen Herr¬<lb/> ſchaft: ſie kann ſich nicht erhalten ohne Verrätherei;<lb/> ſie kann nicht ruhig leben, wenn nicht wechſelſeitiges<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">Vl</hi>. 12<lb/></fw> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [177/0189]
Samſtag den 2. März.
..... Die öffentliche Meinung iſt zu ihrer
frühern Anſicht von dem Vater des Wunderkindes
von Blaye zurückgekehrt. Die drei Könige welche
die gebenedeite Prinzeſſin begrüßten, kamen wirklich
aus dem Morgenlande, und der heilige Geiſt war
ihr Landsmann. Als der ſchändliche Deutz die
Herzogin verrieth, rief ſie, ſich ſelbſt noch ſchlimmer
verrathend aus: Le misérable! Je lui ai donné
plus que ma vie! Seine Wohlthäterin, ſeine
Freundin, die Mutter ſeines Kindes, ein unglückliches,
wehrloſes Weib zu verrathen! Aber nur den
kleinſten Theil meines Grolls wende ich einem
ſolchen Niederträchtigen zu. Den größten Theil
ſpare ich für die Niederträchtigkeit der Regierungen
auf, die Verbrechen, welche tauſendfachen irdiſchen
Tod, und ſelbſt den Fluch des allbarmherzigen
Gottes verdienen, wie die ſchönſte Tugend belohnen.
Das iſt aber das Verderben jeder fürſtlichen Herr¬
ſchaft: ſie kann ſich nicht erhalten ohne Verrätherei;
ſie kann nicht ruhig leben, wenn nicht wechſelſeitiges
Vl. 12
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |