Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834.Neun und zwanzigster Brief. Paris, Donnerstag, den 21. Februar 1833.Lucrecia Borgia habe ich gestern aufführen Neun und zwanzigſter Brief. Paris, Donnerſtag, den 21. Februar 1833.Lucrecia Borgia habe ich geſtern aufführen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0130" n="[118]"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b #g">Neun und zwanzigſter Brief.</hi><lb/> </head> <dateline rendition="#right">Paris, Donnerſtag, den 21. Februar 1833.</dateline><lb/> <p><hi rendition="#g">Lucrecia Borgia</hi> habe ich geſtern aufführen<lb/> ſehen, nachdem ich das Drama geleſen, und ich kann<lb/> jetzt gründlich davon ſprechen, ob die Dame ſchön<lb/> oder häßlich ſei, denn ich habe ſie am Tage und<lb/> beim Kerzenlichte betrachtet. Ich muß wieder den<lb/> Brutus machen. So oft ich Victor Hugo richte,<lb/> iſt es mir als ſollte ich meinen Sohn verurtheilen.<lb/> Ich liebe den Rebellen: denn nur mit ſolcher Kraft<lb/> und ſolcher Kühnheit kann man ſich ſo weit und ſo<lb/> hoch verirren und ich hoffe, daß wenn er erſt ganz<lb/> die Beſinnung verloren, er zur Beſonnenheit zurück¬<lb/> kehren wird.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[118]/0130]
Neun und zwanzigſter Brief.
Paris, Donnerſtag, den 21. Februar 1833.
Lucrecia Borgia habe ich geſtern aufführen
ſehen, nachdem ich das Drama geleſen, und ich kann
jetzt gründlich davon ſprechen, ob die Dame ſchön
oder häßlich ſei, denn ich habe ſie am Tage und
beim Kerzenlichte betrachtet. Ich muß wieder den
Brutus machen. So oft ich Victor Hugo richte,
iſt es mir als ſollte ich meinen Sohn verurtheilen.
Ich liebe den Rebellen: denn nur mit ſolcher Kraft
und ſolcher Kühnheit kann man ſich ſo weit und ſo
hoch verirren und ich hoffe, daß wenn er erſt ganz
die Beſinnung verloren, er zur Beſonnenheit zurück¬
kehren wird.
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