zu ihr, wie heiß sie sey, und wie oft er das in schö¬ nen blühenden Worten zu erkennen gegeben. Tri¬ boulet, seine Tochter zu enttäuschen, führt sie an das Haus des Banditen, durch dessen zerrissene Mauern und unverwahrte Fenster man von Aussen Alles hören und sehen kann, was sich innen begiebt. Da sieht die unglückliche Blanche den König Franz mit der leichtfertigen Zigeunerin kosen, hört, wie er dem Mädchen die nehmlichen süßen und schönen Worte schenkt, die er ihr selbst gegeben. Das be¬ trübt sie, sie jammert und willigt schweigend in die Rache ihres Vaters. Triboulet heißt sie nach Hause eilen, sich in Männerkleider werfen, sich zu Pferde setzen, und in das Land flüchten, wo er sie an einem bestimmten Orte einholen wolle. Vater und Tochter gehen fort.
König Franz sitzt im Hause und scherzt und tändelt mit der Zigeunerin. Müde und trunken ver¬ langt er ein Bett sich auszuruhen. Man führt ihn in eine Dachkammer wo er einschläft. Unten trifft der Bandit die Vorbereitungen zum Morde. Die Zigeunerin, gewöhnlich kalte Mitschuldige ihres Bru¬ ders, bittet diesesmal um Schonung, denn der junge Offizier, von so seltenem edlem Anstande, hatte Ein¬ druck auf sie gemacht. Der Bandit weißt sie kalt
zu ihr, wie heiß ſie ſey, und wie oft er das in ſchö¬ nen blühenden Worten zu erkennen gegeben. Tri¬ boulet, ſeine Tochter zu enttäuſchen, führt ſie an das Haus des Banditen, durch deſſen zerriſſene Mauern und unverwahrte Fenſter man von Auſſen Alles hören und ſehen kann, was ſich innen begiebt. Da ſieht die unglückliche Blanche den König Franz mit der leichtfertigen Zigeunerin koſen, hört, wie er dem Mädchen die nehmlichen ſüßen und ſchönen Worte ſchenkt, die er ihr ſelbſt gegeben. Das be¬ trübt ſie, ſie jammert und willigt ſchweigend in die Rache ihres Vaters. Triboulet heißt ſie nach Hauſe eilen, ſich in Männerkleider werfen, ſich zu Pferde ſetzen, und in das Land flüchten, wo er ſie an einem beſtimmten Orte einholen wolle. Vater und Tochter gehen fort.
König Franz ſitzt im Hauſe und ſcherzt und tändelt mit der Zigeunerin. Müde und trunken ver¬ langt er ein Bett ſich auszuruhen. Man führt ihn in eine Dachkammer wo er einſchläft. Unten trifft der Bandit die Vorbereitungen zum Morde. Die Zigeunerin, gewöhnlich kalte Mitſchuldige ihres Bru¬ ders, bittet dieſesmal um Schonung, denn der junge Offizier, von ſo ſeltenem edlem Anſtande, hatte Ein¬ druck auf ſie gemacht. Der Bandit weißt ſie kalt
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zu ihr, wie heiß ſie ſey, und wie oft er das in ſchö¬
nen blühenden Worten zu erkennen gegeben. Tri¬
boulet, ſeine Tochter zu enttäuſchen, führt ſie an
das Haus des Banditen, durch deſſen zerriſſene
Mauern und unverwahrte Fenſter man von Auſſen
Alles hören und ſehen kann, was ſich innen begiebt.
Da ſieht die unglückliche Blanche den König Franz
mit der leichtfertigen Zigeunerin koſen, hört, wie er
dem Mädchen die nehmlichen ſüßen und ſchönen
Worte ſchenkt, die er ihr ſelbſt gegeben. Das be¬
trübt ſie, ſie jammert und willigt ſchweigend in die
Rache ihres Vaters. Triboulet heißt ſie nach Hauſe
eilen, ſich in Männerkleider werfen, ſich zu Pferde
ſetzen, und in das Land flüchten, wo er ſie an einem
beſtimmten Orte einholen wolle. Vater und Tochter
gehen fort.
König Franz ſitzt im Hauſe und ſcherzt und
tändelt mit der Zigeunerin. Müde und trunken ver¬
langt er ein Bett ſich auszuruhen. Man führt ihn
in eine Dachkammer wo er einſchläft. Unten trifft
der Bandit die Vorbereitungen zum Morde. Die
Zigeunerin, gewöhnlich kalte Mitſchuldige ihres Bru¬
ders, bittet dieſesmal um Schonung, denn der junge
Offizier, von ſo ſeltenem edlem Anſtande, hatte Ein¬
druck auf ſie gemacht. Der Bandit weißt ſie kalt
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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris05_1834/91>, abgerufen am 16.07.2024.
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