haben, diese eine Wurzel des Hambacher Festes ste¬ hen zu lassen.
Das ist der nämliche Jarke, von dem ich in einem früheren Briefe Ihnen etwas mitzutheilen ver¬ sprochen, was er über mich geäußert. Nicht über mich allein, es betraf auch wohl andere; aber an mich gedachte er gewiß am meisten dabei. Im letz¬ ten Sommer schrieb er im politischen Wochenblatte einen Aufsatz: Deutschland und die Revolution. Darin kommt folgende Stelle vor. Ob die artige Bosheit oder die großartige Dummheit mehr zu be¬ wundern sey, ist schwer zu entscheiden.
"Uebrigens ist es vollkommen richtig, daß jene "Grundsätze, wie wir sie oben geschildert, niemals "schaffend ins wirkliche Leben treten, daß Deutsch¬ "land niemals in eine Republik nach dem Zuschnitte "der heutigen Volksverführer umgewandelt, daß jene "Freiheit und Gleichheit selbst durch die Gewalt des "Schreckens niemals durchgesetzt werden könne; ja "es ist zweifelhaft, ob die frechsten Führer "der schlechten Richtung nicht selbst blos ein "grausenhaftes Spiel mit Deutschlands "höchsten Gütern spielen, ob sie nicht selbst "am besten wissen, daß dieser Weg ohne "Rettung zum Verderben führt und blos "deshalb mit kluger Berechnung das Werk "der Verführung treiben, um in einem
V. 4
haben, dieſe eine Wurzel des Hambacher Feſtes ſte¬ hen zu laſſen.
Das iſt der nämliche Jarke, von dem ich in einem früheren Briefe Ihnen etwas mitzutheilen ver¬ ſprochen, was er über mich geäußert. Nicht über mich allein, es betraf auch wohl andere; aber an mich gedachte er gewiß am meiſten dabei. Im letz¬ ten Sommer ſchrieb er im politiſchen Wochenblatte einen Aufſatz: Deutſchland und die Revolution. Darin kommt folgende Stelle vor. Ob die artige Bosheit oder die großartige Dummheit mehr zu be¬ wundern ſey, iſt ſchwer zu entſcheiden.
„Uebrigens iſt es vollkommen richtig, daß jene „Grundſätze, wie wir ſie oben geſchildert, niemals „ſchaffend ins wirkliche Leben treten, daß Deutſch¬ „land niemals in eine Republik nach dem Zuſchnitte „der heutigen Volksverführer umgewandelt, daß jene „Freiheit und Gleichheit ſelbſt durch die Gewalt des „Schreckens niemals durchgeſetzt werden könne; ja „es iſt zweifelhaft, ob die frechſten Führer „der ſchlechten Richtung nicht ſelbſt blos ein „grauſenhaftes Spiel mit Deutſchlands „höchſten Gütern ſpielen, ob ſie nicht ſelbſt „am beſten wiſſen, daß dieſer Weg ohne „Rettung zum Verderben führt und blos „deshalb mit kluger Berechnung das Werk „der Verführung treiben, um in einem
V. 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0061"n="49"/>
haben, dieſe eine Wurzel des Hambacher Feſtes ſte¬<lb/>
hen zu laſſen.</p><lb/><p>Das iſt der nämliche Jarke, von dem ich in<lb/>
einem früheren Briefe Ihnen etwas mitzutheilen ver¬<lb/>ſprochen, was er über mich geäußert. Nicht über<lb/>
mich allein, es betraf auch wohl andere; aber an<lb/>
mich gedachte er gewiß am meiſten dabei. Im letz¬<lb/>
ten Sommer ſchrieb er im politiſchen Wochenblatte<lb/>
einen Aufſatz: <hirendition="#g">Deutſchland und die Revolution</hi>.<lb/>
Darin kommt folgende Stelle vor. Ob die artige<lb/>
Bosheit oder die großartige Dummheit mehr zu be¬<lb/>
wundern ſey, iſt ſchwer zu entſcheiden.</p><lb/><p>„Uebrigens iſt es vollkommen richtig, daß jene<lb/>„Grundſätze, wie wir ſie oben geſchildert, niemals<lb/>„ſchaffend ins wirkliche Leben treten, daß Deutſch¬<lb/>„land niemals in eine <choice><sic>Repulik</sic><corr>Republik</corr></choice> nach dem Zuſchnitte<lb/>„der heutigen Volksverführer umgewandelt, daß jene<lb/>„Freiheit und Gleichheit ſelbſt durch die Gewalt des<lb/>„Schreckens niemals durchgeſetzt werden könne; <hirendition="#g">ja</hi><lb/>„<hirendition="#g">es iſt zweifelhaft</hi>, <hirendition="#g">ob die frechſten Führer</hi><lb/>„<hirendition="#g">der ſchlechten Richtung nicht ſelbſt blos ein</hi><lb/>„<hirendition="#g">grauſenhaftes Spiel mit Deutſchlands</hi><lb/>„<hirendition="#g">höchſten Gütern ſpielen</hi>, <hirendition="#g">ob ſie nicht ſelbſt</hi><lb/>„<hirendition="#g">am beſten wiſſen</hi>, <hirendition="#g">daß dieſer Weg ohne</hi><lb/>„<hirendition="#g">Rettung zum Verderben führt und blos</hi><lb/>„<hirendition="#g">deshalb mit kluger Berechnung das Werk</hi><lb/>„<hirendition="#g">der Verführung treiben</hi>, <hirendition="#g">um in einem</hi><lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#aq">V</hi>. 4<lb/></fw></p></div></div></body></text></TEI>
[49/0061]
haben, dieſe eine Wurzel des Hambacher Feſtes ſte¬
hen zu laſſen.
Das iſt der nämliche Jarke, von dem ich in
einem früheren Briefe Ihnen etwas mitzutheilen ver¬
ſprochen, was er über mich geäußert. Nicht über
mich allein, es betraf auch wohl andere; aber an
mich gedachte er gewiß am meiſten dabei. Im letz¬
ten Sommer ſchrieb er im politiſchen Wochenblatte
einen Aufſatz: Deutſchland und die Revolution.
Darin kommt folgende Stelle vor. Ob die artige
Bosheit oder die großartige Dummheit mehr zu be¬
wundern ſey, iſt ſchwer zu entſcheiden.
„Uebrigens iſt es vollkommen richtig, daß jene
„Grundſätze, wie wir ſie oben geſchildert, niemals
„ſchaffend ins wirkliche Leben treten, daß Deutſch¬
„land niemals in eine Republik nach dem Zuſchnitte
„der heutigen Volksverführer umgewandelt, daß jene
„Freiheit und Gleichheit ſelbſt durch die Gewalt des
„Schreckens niemals durchgeſetzt werden könne; ja
„es iſt zweifelhaft, ob die frechſten Führer
„der ſchlechten Richtung nicht ſelbſt blos ein
„grauſenhaftes Spiel mit Deutſchlands
„höchſten Gütern ſpielen, ob ſie nicht ſelbſt
„am beſten wiſſen, daß dieſer Weg ohne
„Rettung zum Verderben führt und blos
„deshalb mit kluger Berechnung das Werk
„der Verführung treiben, um in einem
V. 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris05_1834/61>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.