ist sie liebenswürdig, noch mehr, es ist keine Rettung als ich bleibe bei Ihnen. Gegen sieben kam ich nach Hause. Da lag der Brief auf meinem Pulte ...
Den Gedanken des ****, statt einer förmlichen französischen Revolutionsgeschichte, französische Revo¬ lutions-Charaktere zu beschreiben, hatte ich früher selbst schon gehabt. Er hat aber auch darin Recht, daß dieses eben so viel Arbeit als eine vollkommene Geschichte nöthig machen würde. Robespierre war die höchste Spitze der Revolution und da hinauf zu kommen, müßte ich auch den ganzen Weg zurücklegen; nur brauchte ich freilich mich nirgends so lange auf¬ zuhalten, als wenn ich die ganze Geschichte beschriebe. Aber **** hat Unrecht, wenn er meint ich wäre zu viel Patriot, nicht unbefangen genug. Ich bin es nur zu sehr, zu sehr Fatalist. Ich würde den Adel entschuldigen, wie es noch keiner gethan; aber frei¬ lich auch Robespierre. Ich übernähme es, alle rein zu waschen von ihren Sünden, die Aristokraten von ihren Rostflecken, die Demokraten von ihren Blut¬ flecken -- nur nicht die welche Geld genommen wie Mirabeau. Diesen Schmutz nimmt keine Liebe weg.
iſt ſie liebenswürdig, noch mehr, es iſt keine Rettung als ich bleibe bei Ihnen. Gegen ſieben kam ich nach Hauſe. Da lag der Brief auf meinem Pulte ...
Den Gedanken des ****, ſtatt einer förmlichen franzöſiſchen Revolutionsgeſchichte, franzöſiſche Revo¬ lutions-Charaktere zu beſchreiben, hatte ich früher ſelbſt ſchon gehabt. Er hat aber auch darin Recht, daß dieſes eben ſo viel Arbeit als eine vollkommene Geſchichte nöthig machen würde. Robespierre war die höchſte Spitze der Revolution und da hinauf zu kommen, müßte ich auch den ganzen Weg zurücklegen; nur brauchte ich freilich mich nirgends ſo lange auf¬ zuhalten, als wenn ich die ganze Geſchichte beſchriebe. Aber **** hat Unrecht, wenn er meint ich wäre zu viel Patriot, nicht unbefangen genug. Ich bin es nur zu ſehr, zu ſehr Fataliſt. Ich würde den Adel entſchuldigen, wie es noch keiner gethan; aber frei¬ lich auch Robespierre. Ich übernähme es, alle rein zu waſchen von ihren Sünden, die Ariſtokraten von ihren Roſtflecken, die Demokraten von ihren Blut¬ flecken — nur nicht die welche Geld genommen wie Mirabeau. Dieſen Schmutz nimmt keine Liebe weg.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0043"n="31"/>
iſt ſie liebenswürdig, noch mehr, es iſt keine Rettung<lb/>
als ich bleibe bei Ihnen. Gegen ſieben kam ich<lb/>
nach Hauſe. Da lag der Brief auf meinem<lb/>
Pulte ...</p><lb/><p>Den Gedanken des ****, ſtatt einer förmlichen<lb/>
franzöſiſchen Revolutionsgeſchichte, franzöſiſche Revo¬<lb/>
lutions-Charaktere zu beſchreiben, hatte ich früher<lb/>ſelbſt ſchon gehabt. Er hat aber auch darin Recht,<lb/>
daß dieſes eben ſo viel Arbeit als eine vollkommene<lb/>
Geſchichte nöthig machen würde. Robespierre war<lb/>
die höchſte Spitze der Revolution und da hinauf zu<lb/>
kommen, müßte ich auch den ganzen Weg zurücklegen;<lb/>
nur brauchte ich freilich mich nirgends ſo lange auf¬<lb/>
zuhalten, als wenn ich die ganze Geſchichte beſchriebe.<lb/>
Aber **** hat Unrecht, wenn er meint ich wäre zu<lb/>
viel Patriot, nicht unbefangen genug. Ich bin es<lb/>
nur zu ſehr, zu ſehr Fataliſt. Ich würde den Adel<lb/>
entſchuldigen, wie es noch keiner gethan; aber frei¬<lb/>
lich auch Robespierre. Ich übernähme es, alle rein<lb/>
zu waſchen von ihren Sünden, die Ariſtokraten von<lb/>
ihren Roſtflecken, die Demokraten von ihren Blut¬<lb/>
flecken — nur nicht die welche Geld genommen<lb/>
wie Mirabeau. Dieſen Schmutz nimmt keine<lb/>
Liebe weg.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[31/0043]
iſt ſie liebenswürdig, noch mehr, es iſt keine Rettung
als ich bleibe bei Ihnen. Gegen ſieben kam ich
nach Hauſe. Da lag der Brief auf meinem
Pulte ...
Den Gedanken des ****, ſtatt einer förmlichen
franzöſiſchen Revolutionsgeſchichte, franzöſiſche Revo¬
lutions-Charaktere zu beſchreiben, hatte ich früher
ſelbſt ſchon gehabt. Er hat aber auch darin Recht,
daß dieſes eben ſo viel Arbeit als eine vollkommene
Geſchichte nöthig machen würde. Robespierre war
die höchſte Spitze der Revolution und da hinauf zu
kommen, müßte ich auch den ganzen Weg zurücklegen;
nur brauchte ich freilich mich nirgends ſo lange auf¬
zuhalten, als wenn ich die ganze Geſchichte beſchriebe.
Aber **** hat Unrecht, wenn er meint ich wäre zu
viel Patriot, nicht unbefangen genug. Ich bin es
nur zu ſehr, zu ſehr Fataliſt. Ich würde den Adel
entſchuldigen, wie es noch keiner gethan; aber frei¬
lich auch Robespierre. Ich übernähme es, alle rein
zu waſchen von ihren Sünden, die Ariſtokraten von
ihren Roſtflecken, die Demokraten von ihren Blut¬
flecken — nur nicht die welche Geld genommen
wie Mirabeau. Dieſen Schmutz nimmt keine
Liebe weg.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris05_1834/43>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.