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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834.

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Ein herrliches deutsches Buch habe ich hier ge¬
lesen; schicken Sie gleich hin es holen zu lassen.
Briefe eines Narren an eine Närrin. Auch
in Hamburg bei Campe erschienen, der seine Freude
daran hat, die Briefe aller Narren an alle Närrin¬
nen drucken zu lassen. Es ist so schnell abwechselnd
erhaben und tief, daß Sie vielleicht müde werden es
zu lesen, ich bin es selbst geworden und bin doch ein
besserer Kopfhänger als Sie. Aber es ist der An¬
strengung werth. Der Narr ist ein schöner und edler
Geist und so unbekümmert um die schöne Form, wel¬
cher oft die besten Schriftsteller ihr Bestes aufopfern,
daß diese, wie jede Kokette, weil verschmäht, sich ihm
so eifriger zudringt. Der Verfasser schreibt schön
ohne es zu wollen. Er ist ein Republikaner wie alle
Narren; denn wenn die Republikaner klug wären,
dann bliebe ihnen nicht lange mehr etwas zu wünschen
übrig und sie gewönnen Zeit sich zu verlieben und
Novellen zu schreiben. Nichts kommt ihm lächerlicher
vor als das monarchische Wesen, nichts sündlicher gegen
Gott und die Natur. Er theilt meinen Abscheu gegen
die vergötterten großen Männer der Geschichte und
meint, die schöne Zeit werde kommen, wo es wie
keine Hofräthe, so auch keine Helden mehr geben


Ein herrliches deutſches Buch habe ich hier ge¬
leſen; ſchicken Sie gleich hin es holen zu laſſen.
Briefe eines Narren an eine Närrin. Auch
in Hamburg bei Campe erſchienen, der ſeine Freude
daran hat, die Briefe aller Narren an alle Närrin¬
nen drucken zu laſſen. Es iſt ſo ſchnell abwechſelnd
erhaben und tief, daß Sie vielleicht müde werden es
zu leſen, ich bin es ſelbſt geworden und bin doch ein
beſſerer Kopfhänger als Sie. Aber es iſt der An¬
ſtrengung werth. Der Narr iſt ein ſchöner und edler
Geiſt und ſo unbekümmert um die ſchöne Form, wel¬
cher oft die beſten Schriftſteller ihr Beſtes aufopfern,
daß dieſe, wie jede Kokette, weil verſchmäht, ſich ihm
ſo eifriger zudringt. Der Verfaſſer ſchreibt ſchön
ohne es zu wollen. Er iſt ein Republikaner wie alle
Narren; denn wenn die Republikaner klug wären,
dann bliebe ihnen nicht lange mehr etwas zu wünſchen
übrig und ſie gewönnen Zeit ſich zu verlieben und
Novellen zu ſchreiben. Nichts kommt ihm lächerlicher
vor als das monarchiſche Weſen, nichts ſündlicher gegen
Gott und die Natur. Er theilt meinen Abſcheu gegen
die vergötterten großen Männer der Geſchichte und
meint, die ſchöne Zeit werde kommen, wo es wie
keine Hofräthe, ſo auch keine Helden mehr geben

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[12/0024] Dienſtag, den 13. November. Ein herrliches deutſches Buch habe ich hier ge¬ leſen; ſchicken Sie gleich hin es holen zu laſſen. Briefe eines Narren an eine Närrin. Auch in Hamburg bei Campe erſchienen, der ſeine Freude daran hat, die Briefe aller Narren an alle Närrin¬ nen drucken zu laſſen. Es iſt ſo ſchnell abwechſelnd erhaben und tief, daß Sie vielleicht müde werden es zu leſen, ich bin es ſelbſt geworden und bin doch ein beſſerer Kopfhänger als Sie. Aber es iſt der An¬ ſtrengung werth. Der Narr iſt ein ſchöner und edler Geiſt und ſo unbekümmert um die ſchöne Form, wel¬ cher oft die beſten Schriftſteller ihr Beſtes aufopfern, daß dieſe, wie jede Kokette, weil verſchmäht, ſich ihm ſo eifriger zudringt. Der Verfaſſer ſchreibt ſchön ohne es zu wollen. Er iſt ein Republikaner wie alle Narren; denn wenn die Republikaner klug wären, dann bliebe ihnen nicht lange mehr etwas zu wünſchen übrig und ſie gewönnen Zeit ſich zu verlieben und Novellen zu ſchreiben. Nichts kommt ihm lächerlicher vor als das monarchiſche Weſen, nichts ſündlicher gegen Gott und die Natur. Er theilt meinen Abſcheu gegen die vergötterten großen Männer der Geſchichte und meint, die ſchöne Zeit werde kommen, wo es wie keine Hofräthe, ſo auch keine Helden mehr geben

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris05_1834/24>, abgerufen am 25.11.2024.