Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834.Zwanzigster Brief. Paris, Sonntag, den 20. Januar 1833.Meine deutsche Eselshaut ist schon wieder voll Zwanzigſter Brief. Paris, Sonntag, den 20. Januar 1833.Meine deutſche Eſelshaut iſt ſchon wieder voll <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0238" n="[226]"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b #g">Zwanzigſter Brief.</hi><lb/> </head> <dateline rendition="#right">Paris, Sonntag, den 20. Januar 1833.</dateline><lb/> <p>Meine deutſche Eſelshaut iſt ſchon wieder voll<lb/> und ich muß ſie aufräumen, um für die neue Woche<lb/> Platz zu bekommen. <hi rendition="#g">Deutſche Eſelshaut</hi> nenne<lb/> ich die Pergamentblätter in meiner Schreibtafel, die<lb/> dazu beſtimmt ſind, beim Zeitungsleſen die deutſchen<lb/> Angelegenheiten zu merken. Wollte ich ſie, wie ich<lb/> es mit dem übrigen Europa mache, auf Papier zeich¬<lb/> nen, müßte ich mir jeden Monat ein neues Taſchen¬<lb/> buch kaufen. Sie ſollten nur einmal das kleine gelbe<lb/> Ding ſehen, man glaubt es nicht wie viel Aerger<lb/> hineingeht. Wenn ich das nachher in Briefen aus¬<lb/> breite, iſt es nichts mehr; es iſt dann Schaam,<lb/> Zorn, Wuth, Schrecken in vieler Dinte aufgelößt.<lb/> Aber auf dem Pergamente iſt es die reine natürliche<lb/> Leidenſchaft, wie ſie aus dem Herzen kömmt. Oft<lb/> nur ein Wort, ein Zeichen, ein Schrei; aber beredt¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[226]/0238]
Zwanzigſter Brief.
Paris, Sonntag, den 20. Januar 1833.
Meine deutſche Eſelshaut iſt ſchon wieder voll
und ich muß ſie aufräumen, um für die neue Woche
Platz zu bekommen. Deutſche Eſelshaut nenne
ich die Pergamentblätter in meiner Schreibtafel, die
dazu beſtimmt ſind, beim Zeitungsleſen die deutſchen
Angelegenheiten zu merken. Wollte ich ſie, wie ich
es mit dem übrigen Europa mache, auf Papier zeich¬
nen, müßte ich mir jeden Monat ein neues Taſchen¬
buch kaufen. Sie ſollten nur einmal das kleine gelbe
Ding ſehen, man glaubt es nicht wie viel Aerger
hineingeht. Wenn ich das nachher in Briefen aus¬
breite, iſt es nichts mehr; es iſt dann Schaam,
Zorn, Wuth, Schrecken in vieler Dinte aufgelößt.
Aber auf dem Pergamente iſt es die reine natürliche
Leidenſchaft, wie ſie aus dem Herzen kömmt. Oft
nur ein Wort, ein Zeichen, ein Schrei; aber beredt¬
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