tel die Schmerzen eines zahnenden Kindes zu stillen, als ihm einen Scepter in den Mund zu stecken!
Was Chateaubriand noch ferner von den Rech¬ ten der Berry sagt, das kümmert mich nicht; nicht darum habe ich seine Schrift gelesen, nicht darum schreibe ich Ihnen davon. Ich will mich nur an das halten, was er gegen unsern gemeinschaftlichen Feind hervorgebracht, daran will ich mich erquicken. Sie erkennen an Chateaubriand und mir, das wirklich ein Bündniß zwischen den Carlisten und Republikanern besteht. Es ist die Sympathie des Hasses gegen die bestehende Ordnung der Dinge. Ob aber die Repu¬ blikaner und die Carlisten sich auf der Gasse und in geheimen Clubbs zu Thaten vereinigt, bezweifle ich. Es wäre dumm von den Republikanern und toll von den Carlisten. Erstere könnten leicht überlistet werden, denn die Carlisten haben das Geld, also auch den Verstand; diese aber, würden, sobald die jetzige Regierung gestürzt wäre, ehe ihnen Hülfe von außen käme, und würden ihnen die Armeen auf Dampfwagen zugeführt, alle todt geschlagen werden, so daß keiner von ihnen übrig bliebe, sich des Sie¬ ges der Legitimität zu erfreuen.
Sehen wir jetzt wie der neue Jeremias sieden¬ des Oel auf die Köpfe der Sünder herabgießt. "Wenn in dieser Wüste ohne Spur von Geist und "Herz sich am Horizont ein großes einsames Denk¬
tel die Schmerzen eines zahnenden Kindes zu ſtillen, als ihm einen Scepter in den Mund zu ſtecken!
Was Chateaubriand noch ferner von den Rech¬ ten der Berry ſagt, das kümmert mich nicht; nicht darum habe ich ſeine Schrift geleſen, nicht darum ſchreibe ich Ihnen davon. Ich will mich nur an das halten, was er gegen unſern gemeinſchaftlichen Feind hervorgebracht, daran will ich mich erquicken. Sie erkennen an Chateaubriand und mir, das wirklich ein Bündniß zwiſchen den Carliſten und Republikanern beſteht. Es iſt die Sympathie des Haſſes gegen die beſtehende Ordnung der Dinge. Ob aber die Repu¬ blikaner und die Carliſten ſich auf der Gaſſe und in geheimen Clubbs zu Thaten vereinigt, bezweifle ich. Es wäre dumm von den Republikanern und toll von den Carliſten. Erſtere könnten leicht überliſtet werden, denn die Carliſten haben das Geld, alſo auch den Verſtand; dieſe aber, würden, ſobald die jetzige Regierung geſtürzt wäre, ehe ihnen Hülfe von außen käme, und würden ihnen die Armeen auf Dampfwagen zugeführt, alle todt geſchlagen werden, ſo daß keiner von ihnen übrig bliebe, ſich des Sie¬ ges der Legitimität zu erfreuen.
Sehen wir jetzt wie der neue Jeremias ſieden¬ des Oel auf die Köpfe der Sünder herabgießt. „Wenn in dieſer Wüſte ohne Spur von Geiſt und „Herz ſich am Horizont ein großes einſames Denk¬
<TEI><text><body><divn="1"><div><div><p><pbfacs="#f0198"n="186"/>
tel die Schmerzen eines zahnenden Kindes zu ſtillen,<lb/>
als ihm einen Scepter in den Mund zu ſtecken!</p><lb/><p>Was Chateaubriand noch ferner von den Rech¬<lb/>
ten der Berry ſagt, das kümmert mich nicht; nicht<lb/>
darum habe ich ſeine Schrift geleſen, nicht darum<lb/>ſchreibe ich Ihnen davon. Ich will mich nur an das<lb/>
halten, was er gegen unſern gemeinſchaftlichen Feind<lb/>
hervorgebracht, daran will ich mich erquicken. Sie<lb/>
erkennen an Chateaubriand und mir, das wirklich ein<lb/>
Bündniß zwiſchen den Carliſten und Republikanern<lb/>
beſteht. Es iſt die Sympathie des Haſſes gegen die<lb/>
beſtehende Ordnung der Dinge. Ob aber die Repu¬<lb/>
blikaner und die Carliſten ſich auf der Gaſſe und in<lb/>
geheimen Clubbs zu Thaten vereinigt, bezweifle ich.<lb/>
Es wäre dumm von den Republikanern und toll<lb/>
von den Carliſten. Erſtere könnten leicht überliſtet<lb/>
werden, denn die Carliſten haben das Geld, alſo<lb/>
auch den Verſtand; dieſe aber, würden, ſobald die<lb/>
jetzige Regierung geſtürzt wäre, ehe ihnen Hülfe von<lb/>
außen käme, und würden ihnen die Armeen auf<lb/><choice><sic>Dampwagen</sic><corr>Dampfwagen</corr></choice> zugeführt, alle todt geſchlagen werden,<lb/>ſo daß keiner von ihnen übrig bliebe, ſich des Sie¬<lb/>
ges der Legitimität zu erfreuen.</p><lb/><p>Sehen wir jetzt wie der neue Jeremias ſieden¬<lb/>
des Oel auf die Köpfe der Sünder herabgießt.<lb/>„Wenn in dieſer Wüſte ohne Spur von Geiſt und<lb/>„Herz ſich am Horizont ein großes einſames Denk¬<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[186/0198]
tel die Schmerzen eines zahnenden Kindes zu ſtillen,
als ihm einen Scepter in den Mund zu ſtecken!
Was Chateaubriand noch ferner von den Rech¬
ten der Berry ſagt, das kümmert mich nicht; nicht
darum habe ich ſeine Schrift geleſen, nicht darum
ſchreibe ich Ihnen davon. Ich will mich nur an das
halten, was er gegen unſern gemeinſchaftlichen Feind
hervorgebracht, daran will ich mich erquicken. Sie
erkennen an Chateaubriand und mir, das wirklich ein
Bündniß zwiſchen den Carliſten und Republikanern
beſteht. Es iſt die Sympathie des Haſſes gegen die
beſtehende Ordnung der Dinge. Ob aber die Repu¬
blikaner und die Carliſten ſich auf der Gaſſe und in
geheimen Clubbs zu Thaten vereinigt, bezweifle ich.
Es wäre dumm von den Republikanern und toll
von den Carliſten. Erſtere könnten leicht überliſtet
werden, denn die Carliſten haben das Geld, alſo
auch den Verſtand; dieſe aber, würden, ſobald die
jetzige Regierung geſtürzt wäre, ehe ihnen Hülfe von
außen käme, und würden ihnen die Armeen auf
Dampfwagen zugeführt, alle todt geſchlagen werden,
ſo daß keiner von ihnen übrig bliebe, ſich des Sie¬
ges der Legitimität zu erfreuen.
Sehen wir jetzt wie der neue Jeremias ſieden¬
des Oel auf die Köpfe der Sünder herabgießt.
„Wenn in dieſer Wüſte ohne Spur von Geiſt und
„Herz ſich am Horizont ein großes einſames Denk¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris05_1834/198>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.