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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834.

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"schaffen zu haben. Meine Meinung ist, daß sie
"sich betrügt, und daß in Frankreich die Censur nur
"eine verhaßte Gesetzwidrigkeit bleiben wird."

"Und bemerken Sie, daß in dieser Reihe will¬
"kührlicher Handlungen, die seit einiger Zeit auf ein¬
"ander folgen, die Regierung aller Größe, aller Offen¬
"heit, alles Muthes ermangelt. Dieses schöne, ob¬
"zwar noch unvollendete Gebäude, welches die Juli-
"Revolution entworfen hat die Regierung untergräbt
"es langsam, unter der Erde leise, auf krummen
"Schleichwegen. Sie faßt uns verrätherisch von hin¬
"ten, in einem Augenblicke wo wir uns dessen nicht
"versehen. Sie wagt mein Stück vor der Auffüh¬
rung nicht zu censiren, sie legt den andern Tag die
"Hand darauf. Sie macht uns unsere wesentlichen
"Freiheiten streitig; sie chikanirt uns in unsern best¬
"erworbenen Gerechtsamen; sie setzt das Gerüste
"ihre Willkühr auf einen Haufen alter, wurmstichiger,
"abgekommener Gesetze; sie stellt sich, uns unsere
"Freiheiten zu rauben, in einem Hinterhalte, in dem
"Spessart kaiserlicher Dekrete, durch welchen die
"Freiheit nie kömmt ohne ausgeplündert zu werden."
(Victor Hugo sagte, Foret de Bondi; aber ich
habe Spessart daraus gemacht, denn ich binn ein
guter Patriot. Ich schreibe vaterländische Briefe wie

„ſchaffen zu haben. Meine Meinung iſt, daß ſie
„ſich betrügt, und daß in Frankreich die Cenſur nur
„eine verhaßte Geſetzwidrigkeit bleiben wird.“

„Und bemerken Sie, daß in dieſer Reihe will¬
„kührlicher Handlungen, die ſeit einiger Zeit auf ein¬
„ander folgen, die Regierung aller Größe, aller Offen¬
„heit, alles Muthes ermangelt. Dieſes ſchöne, ob¬
„zwar noch unvollendete Gebäude, welches die Juli-
„Revolution entworfen hat die Regierung untergräbt
„es langſam, unter der Erde leiſe, auf krummen
„Schleichwegen. Sie faßt uns verrätheriſch von hin¬
„ten, in einem Augenblicke wo wir uns deſſen nicht
„verſehen. Sie wagt mein Stück vor der Auffüh¬
rung nicht zu cenſiren, ſie legt den andern Tag die
„Hand darauf. Sie macht uns unſere weſentlichen
„Freiheiten ſtreitig; ſie chikanirt uns in unſern beſt¬
„erworbenen Gerechtſamen; ſie ſetzt das Gerüſte
„ihre Willkühr auf einen Haufen alter, wurmſtichiger,
„abgekommener Geſetze; ſie ſtellt ſich, uns unſere
„Freiheiten zu rauben, in einem Hinterhalte, in dem
„Speſſart kaiſerlicher Dekrete, durch welchen die
„Freiheit nie kömmt ohne ausgeplündert zu werden.“
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[142/0154] „ſchaffen zu haben. Meine Meinung iſt, daß ſie „ſich betrügt, und daß in Frankreich die Cenſur nur „eine verhaßte Geſetzwidrigkeit bleiben wird.“ „Und bemerken Sie, daß in dieſer Reihe will¬ „kührlicher Handlungen, die ſeit einiger Zeit auf ein¬ „ander folgen, die Regierung aller Größe, aller Offen¬ „heit, alles Muthes ermangelt. Dieſes ſchöne, ob¬ „zwar noch unvollendete Gebäude, welches die Juli- „Revolution entworfen hat die Regierung untergräbt „es langſam, unter der Erde leiſe, auf krummen „Schleichwegen. Sie faßt uns verrätheriſch von hin¬ „ten, in einem Augenblicke wo wir uns deſſen nicht „verſehen. Sie wagt mein Stück vor der Auffüh¬ rung nicht zu cenſiren, ſie legt den andern Tag die „Hand darauf. Sie macht uns unſere weſentlichen „Freiheiten ſtreitig; ſie chikanirt uns in unſern beſt¬ „erworbenen Gerechtſamen; ſie ſetzt das Gerüſte „ihre Willkühr auf einen Haufen alter, wurmſtichiger, „abgekommener Geſetze; ſie ſtellt ſich, uns unſere „Freiheiten zu rauben, in einem Hinterhalte, in dem „Speſſart kaiſerlicher Dekrete, durch welchen die „Freiheit nie kömmt ohne ausgeplündert zu werden.“ (Victor Hugo ſagte, Foret de Bondi; aber ich habe Speſſart daraus gemacht, denn ich binn ein guter Patriot. Ich ſchreibe vaterländiſche Briefe wie

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris05_1834/154>, abgerufen am 28.11.2024.