die Kupfer-Platte auf dem Magen, ein Minimum von diplomatischem Gifte, das homöopatisch heilt; Herr von Wangenheim wird wohl reiben, und wenn nichts hilft, wird die Bundesversammlung den wür¬ temberger Ständen das Dampfbad bereiten. Die Cholera-Politik! Ich bekomme Leibschmerzen, wenn ich nur daran denke.
Die Stuttgardter Hof- und Cholera-Zeitung gehört dem Herrn von Cotta, und das auch kömmt mir sehr gelegen. Mit dem Vater der allgemeinen Zeitung habe ich ohnedies ein ernstes Wort zu spre¬ chen. Seine unverschämte Tochter sprach neulich ein freches Wort gegen mich aus, und hätte ich etwas darauf erwiedern wollen, wäre es vom zärtlichen Vater zurück gewiesen worden, wie vor Kurzem Heine es erfahren. Nun aber werde ich nicht län¬ ger mehr der Thor seyn, aus prunkender Großmuth den Vortheil der allgemeinen Sache zu vernachlässi¬ gen, weil zufällig mein eigner damit verbunden ist. Dann brauchte ja jeder schlechte Schriftsteller, jeder feile Zeitungsschreiber mich nur zu beleidigen, um vor meinem Urtheile sicher zu seyn! Ich kenne die geheime Lebensgeschichte der allgemeinen Zeitung sehr genau, von den Jahren des französischen Direktori¬ ums bis zum Untergange Warschaus; und es hängt blos von mir ab, ihr den Namen der deutschen Phryne zu verschaffen. Die allgemeine Zeitung ist
die Kupfer-Platte auf dem Magen, ein Minimum von diplomatiſchem Gifte, das homöopatiſch heilt; Herr von Wangenheim wird wohl reiben, und wenn nichts hilft, wird die Bundesverſammlung den wür¬ temberger Ständen das Dampfbad bereiten. Die Cholera-Politik! Ich bekomme Leibſchmerzen, wenn ich nur daran denke.
Die Stuttgardter Hof- und Cholera-Zeitung gehört dem Herrn von Cotta, und das auch kömmt mir ſehr gelegen. Mit dem Vater der allgemeinen Zeitung habe ich ohnedies ein ernſtes Wort zu ſpre¬ chen. Seine unverſchämte Tochter ſprach neulich ein freches Wort gegen mich aus, und hätte ich etwas darauf erwiedern wollen, wäre es vom zärtlichen Vater zurück gewieſen worden, wie vor Kurzem Heine es erfahren. Nun aber werde ich nicht län¬ ger mehr der Thor ſeyn, aus prunkender Großmuth den Vortheil der allgemeinen Sache zu vernachläſſi¬ gen, weil zufällig mein eigner damit verbunden iſt. Dann brauchte ja jeder ſchlechte Schriftſteller, jeder feile Zeitungsſchreiber mich nur zu beleidigen, um vor meinem Urtheile ſicher zu ſeyn! Ich kenne die geheime Lebensgeſchichte der allgemeinen Zeitung ſehr genau, von den Jahren des franzöſiſchen Direktori¬ ums bis zum Untergange Warſchaus; und es hängt blos von mir ab, ihr den Namen der deutſchen Phryne zu verſchaffen. Die allgemeine Zeitung iſt
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die Kupfer-Platte auf dem Magen, ein Minimum
von diplomatiſchem Gifte, das homöopatiſch heilt;
Herr von Wangenheim wird wohl reiben, und wenn
nichts hilft, wird die Bundesverſammlung den wür¬
temberger Ständen das Dampfbad bereiten. Die
Cholera-Politik! Ich bekomme Leibſchmerzen, wenn
ich nur daran denke.
Die Stuttgardter Hof- und Cholera-Zeitung
gehört dem Herrn von Cotta, und das auch kömmt
mir ſehr gelegen. Mit dem Vater der allgemeinen
Zeitung habe ich ohnedies ein ernſtes Wort zu ſpre¬
chen. Seine unverſchämte Tochter ſprach neulich ein
freches Wort gegen mich aus, und hätte ich etwas
darauf erwiedern wollen, wäre es vom zärtlichen
Vater zurück gewieſen worden, wie vor Kurzem
Heine es erfahren. Nun aber werde ich nicht län¬
ger mehr der Thor ſeyn, aus prunkender Großmuth
den Vortheil der allgemeinen Sache zu vernachläſſi¬
gen, weil zufällig mein eigner damit verbunden iſt.
Dann brauchte ja jeder ſchlechte Schriftſteller, jeder
feile Zeitungsſchreiber mich nur zu beleidigen, um
vor meinem Urtheile ſicher zu ſeyn! Ich kenne die
geheime Lebensgeſchichte der allgemeinen Zeitung ſehr
genau, von den Jahren des franzöſiſchen Direktori¬
ums bis zum Untergange Warſchaus; und es hängt
blos von mir ab, ihr den Namen der deutſchen
Phryne zu verſchaffen. Die allgemeine Zeitung iſt
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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris04_1833/40>, abgerufen am 24.11.2024.
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