Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833.der Stimme des Himmels, hätte Frankreich nicht ge¬ Montag, den 20. Februar. Friede! Friede! Friede! Nicht Casimir Per¬ der Stimme des Himmels, hätte Frankreich nicht ge¬ Montag, den 20. Februar. Friede! Friede! Friede! Nicht Caſimir Per¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0231" n="217"/> der Stimme des Himmels, hätte Frankreich nicht ge¬<lb/> donnert? Schlimm genug für das deutſche Volk,<lb/> daß die Furcht der Könige ſeine einzige Hoffnung,<lb/> ihr Schrecken ſein einziger Troſt iſt.</p><lb/> </div> <div> <dateline> <hi rendition="#right">Montag, den 20. Februar.</hi> </dateline><lb/> <p>Friede! Friede! Friede! Nicht Caſimir Per¬<lb/> rier ſeufzet ſo nach Frieden, wie ich ſeufze! Doch<lb/> mein Friede iſt wohl ein anderer. Wie bin ich die¬<lb/> ſes Kampfes müde! Wie ängſtigen mich die Blut¬<lb/> flecken, die mir vor den Augen flimmern! Ich<lb/> möchte ſpielen und ſollte ich darüber zum Kinde wer¬<lb/> den. Ich möchte in einem Kolleg bei meinem Schop¬<lb/> pen ſitzen, das Wochenblättchen leſen und Anekdoten<lb/> erzählen, bis ich darüber zum Philiſter würde. Die<lb/> Zunge iſt mir trocken; ich bin ſo durſtig, daß ein<lb/> Morgenblatt, ein Abendblatt, mir Labſal wäre. Ich<lb/> bin nicht dumm und faul geworden, wie ich neulich<lb/> meynte; ich bin der Politik überdrüßig geworden.<lb/> Beſtellen Sie ſich etwas Luſtiges bei mir, ſchlechte<lb/> Witze, wohlfeile Späße; es wird mir alles gut thun.<lb/> Soll ich Ihnen kleine Geſchichten erzählen? Kürz¬<lb/> lich vertheidigte ein Advokat einen Angeſchuldigten<lb/> vor Gericht. Es war ein Preßvergehen und die<lb/> Sache von keiner großen Bedeutung. Der Advokat<lb/> hatte ſchon zwei Stunden geſprochen, und war noch<lb/> ſo ferne vom Ziele als zwei Stunden früher. Da<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [217/0231]
der Stimme des Himmels, hätte Frankreich nicht ge¬
donnert? Schlimm genug für das deutſche Volk,
daß die Furcht der Könige ſeine einzige Hoffnung,
ihr Schrecken ſein einziger Troſt iſt.
Montag, den 20. Februar.
Friede! Friede! Friede! Nicht Caſimir Per¬
rier ſeufzet ſo nach Frieden, wie ich ſeufze! Doch
mein Friede iſt wohl ein anderer. Wie bin ich die¬
ſes Kampfes müde! Wie ängſtigen mich die Blut¬
flecken, die mir vor den Augen flimmern! Ich
möchte ſpielen und ſollte ich darüber zum Kinde wer¬
den. Ich möchte in einem Kolleg bei meinem Schop¬
pen ſitzen, das Wochenblättchen leſen und Anekdoten
erzählen, bis ich darüber zum Philiſter würde. Die
Zunge iſt mir trocken; ich bin ſo durſtig, daß ein
Morgenblatt, ein Abendblatt, mir Labſal wäre. Ich
bin nicht dumm und faul geworden, wie ich neulich
meynte; ich bin der Politik überdrüßig geworden.
Beſtellen Sie ſich etwas Luſtiges bei mir, ſchlechte
Witze, wohlfeile Späße; es wird mir alles gut thun.
Soll ich Ihnen kleine Geſchichten erzählen? Kürz¬
lich vertheidigte ein Advokat einen Angeſchuldigten
vor Gericht. Es war ein Preßvergehen und die
Sache von keiner großen Bedeutung. Der Advokat
hatte ſchon zwei Stunden geſprochen, und war noch
ſo ferne vom Ziele als zwei Stunden früher. Da
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