Maaße und Gewicht und gleichem Münzfuße; von Freiheit des Handels; von wahrer freier Volksver¬ tretung; von starker Wehrverfassung gegen das Aus¬ land? Von dem Allen sollte ich Euch sprechen? Hat es denn noch Keiner vor mir gethan? Habt Ihr geschlafen die letzen funfzig Jahre? Dankt es mir doch, daß ich Euch den Buchbinder-Lohn erspare. Positives wollen sie haben! Wahrhaftig, sie haben es mir vorgeworfen, es sey gar nichts Positives in meinen Briefen. Positives! Und ihr Postament ist die ganze Erde! Ist es Euch noch nicht hoch, noch nicht breit genug? Traut Ihr seiner Dauerhaftigkeit nicht, und bittet mich, noch eine Lage Positives aufzusetzen? Ich verbürge mich für seine Dauerhaftigkeit. Wagt es, wagt es endlich einmal, die Bildsäule der Freiheit darauf zu setzen. Olden¬ burger! -- Doch nein, ich will mich nicht ärgern und Euch auch nicht. Doch könnt Ihrs nicht mit Freundschaft anhören, was ich Euch mit Freundschaft sage, daß Ihr Alle wie die Oldenburger Herren seyd? Diese arbeiten jetzt an guten Communalschuhen, und sind diese fertig nach hundert Jahren, stecken sie die Füße hinein; und nach hundert Jahren stellen sie den Leib auf die Füße; und nach hundert Jahren stellen sie den Hals auf den Leib; und nach hundert Jahren setzen sie den Kopf auf den Hals; und nach hundert Jahren setzen sie den Freiheitshut auf den
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Maaße und Gewicht und gleichem Münzfuße; von Freiheit des Handels; von wahrer freier Volksver¬ tretung; von ſtarker Wehrverfaſſung gegen das Aus¬ land? Von dem Allen ſollte ich Euch ſprechen? Hat es denn noch Keiner vor mir gethan? Habt Ihr geſchlafen die letzen funfzig Jahre? Dankt es mir doch, daß ich Euch den Buchbinder-Lohn erſpare. Poſitives wollen ſie haben! Wahrhaftig, ſie haben es mir vorgeworfen, es ſey gar nichts Poſitives in meinen Briefen. Poſitives! Und ihr Poſtament iſt die ganze Erde! Iſt es Euch noch nicht hoch, noch nicht breit genug? Traut Ihr ſeiner Dauerhaftigkeit nicht, und bittet mich, noch eine Lage Poſitives aufzuſetzen? Ich verbürge mich für ſeine Dauerhaftigkeit. Wagt es, wagt es endlich einmal, die Bildſäule der Freiheit darauf zu ſetzen. Olden¬ burger! — Doch nein, ich will mich nicht ärgern und Euch auch nicht. Doch könnt Ihrs nicht mit Freundſchaft anhören, was ich Euch mit Freundſchaft ſage, daß Ihr Alle wie die Oldenburger Herren ſeyd? Dieſe arbeiten jetzt an guten Communalſchuhen, und ſind dieſe fertig nach hundert Jahren, ſtecken ſie die Füße hinein; und nach hundert Jahren ſtellen ſie den Leib auf die Füße; und nach hundert Jahren ſtellen ſie den Hals auf den Leib; und nach hundert Jahren ſetzen ſie den Kopf auf den Hals; und nach hundert Jahren ſetzen ſie den Freiheitshut auf den
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Maaße und Gewicht und gleichem Münzfuße; von
Freiheit des Handels; von wahrer freier Volksver¬
tretung; von ſtarker Wehrverfaſſung gegen das Aus¬
land? Von dem Allen ſollte ich Euch ſprechen?
Hat es denn noch Keiner vor mir gethan? Habt
Ihr geſchlafen die letzen funfzig Jahre? Dankt es
mir doch, daß ich Euch den Buchbinder-Lohn erſpare.
Poſitives wollen ſie haben! Wahrhaftig, ſie haben
es mir vorgeworfen, es ſey gar nichts Poſitives
in meinen Briefen. Poſitives! Und ihr Poſtament
iſt die ganze Erde! Iſt es Euch noch nicht
hoch, noch nicht breit genug? Traut Ihr ſeiner
Dauerhaftigkeit nicht, und bittet mich, noch eine Lage
Poſitives aufzuſetzen? Ich verbürge mich für ſeine
Dauerhaftigkeit. Wagt es, wagt es endlich einmal,
die Bildſäule der Freiheit darauf zu ſetzen. Olden¬
burger! — Doch nein, ich will mich nicht ärgern
und Euch auch nicht. Doch könnt Ihrs nicht mit
Freundſchaft anhören, was ich Euch mit Freundſchaft
ſage, daß Ihr Alle wie die Oldenburger Herren ſeyd?
Dieſe arbeiten jetzt an guten Communalſchuhen, und
ſind dieſe fertig nach hundert Jahren, ſtecken ſie die
Füße hinein; und nach hundert Jahren ſtellen ſie
den Leib auf die Füße; und nach hundert Jahren
ſtellen ſie den Hals auf den Leib; und nach hundert
Jahren ſetzen ſie den Kopf auf den Hals; und nach
hundert Jahren ſetzen ſie den Freiheitshut auf den
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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris04_1833/161>, abgerufen am 25.11.2024.
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