Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833.

Bild:
<< vorherige Seite
Dreißigster Brief.

Da ist die Adresse nach Zweibrücken. Sie hat
mir den ganzen Vormittag verzehrt und ich muß
darum über alles übrige heute schweigen. Sie sollen
sich in alphabetischer Ordnung unterschreiben. Wenn
nur nicht unglücklicher Weise der wahrscheinliche
Abraham in der Gesellschaft ein furchtsames Herz
hat, und sich bedenkt, den Anfang zu machen! Vor¬
wärts, Israel! Die Mauern Jericho's sind von
Trompeten eingefallen -- aber es ist kein wahres
Wort daran. Unter Trompete verstand die heilige
Schrift die Preßfreiheit. Vor ihr werden auch
die Mauern der Tyrannei fallen. Und leset das
Kapitel von Samuel und Saul zweimal, zehn Mal,
hundert Mal. Adieu.


Dreißigſter Brief.

Da iſt die Adreſſe nach Zweibrücken. Sie hat
mir den ganzen Vormittag verzehrt und ich muß
darum über alles übrige heute ſchweigen. Sie ſollen
ſich in alphabetiſcher Ordnung unterſchreiben. Wenn
nur nicht unglücklicher Weiſe der wahrſcheinliche
Abraham in der Geſellſchaft ein furchtſames Herz
hat, und ſich bedenkt, den Anfang zu machen! Vor¬
wärts, Israel! Die Mauern Jericho's ſind von
Trompeten eingefallen — aber es iſt kein wahres
Wort daran. Unter Trompete verſtand die heilige
Schrift die Preßfreiheit. Vor ihr werden auch
die Mauern der Tyrannei fallen. Und leſet das
Kapitel von Samuel und Saul zweimal, zehn Mal,
hundert Mal. Adieu.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0250" n="[236]"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b #g">Dreißig&#x017F;ter Brief.</hi><lb/>
          </head>
          <dateline> <hi rendition="#right">Paris, Donnerstag, den 1. März 1832.</hi> </dateline><lb/>
          <p>Da i&#x017F;t die Adre&#x017F;&#x017F;e nach Zweibrücken. Sie hat<lb/>
mir den ganzen Vormittag verzehrt und ich muß<lb/>
darum über alles übrige heute &#x017F;chweigen. Sie &#x017F;ollen<lb/>
&#x017F;ich in alphabeti&#x017F;cher Ordnung unter&#x017F;chreiben. Wenn<lb/>
nur nicht unglücklicher Wei&#x017F;e der wahr&#x017F;cheinliche<lb/><hi rendition="#g">Abraham</hi> in der Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft ein furcht&#x017F;ames Herz<lb/>
hat, und &#x017F;ich bedenkt, den Anfang zu machen! Vor¬<lb/>
wärts, Israel! Die Mauern Jericho's &#x017F;ind von<lb/>
Trompeten eingefallen &#x2014; aber es i&#x017F;t kein wahres<lb/>
Wort daran. Unter <hi rendition="#g">Trompete</hi> ver&#x017F;tand die heilige<lb/>
Schrift die <hi rendition="#g">Preßfreiheit</hi>. Vor ihr werden auch<lb/>
die Mauern der Tyrannei fallen. Und le&#x017F;et das<lb/>
Kapitel von Samuel und Saul zweimal, zehn Mal,<lb/>
hundert Mal. Adieu.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[236]/0250] Dreißigſter Brief. Paris, Donnerstag, den 1. März 1832. Da iſt die Adreſſe nach Zweibrücken. Sie hat mir den ganzen Vormittag verzehrt und ich muß darum über alles übrige heute ſchweigen. Sie ſollen ſich in alphabetiſcher Ordnung unterſchreiben. Wenn nur nicht unglücklicher Weiſe der wahrſcheinliche Abraham in der Geſellſchaft ein furchtſames Herz hat, und ſich bedenkt, den Anfang zu machen! Vor¬ wärts, Israel! Die Mauern Jericho's ſind von Trompeten eingefallen — aber es iſt kein wahres Wort daran. Unter Trompete verſtand die heilige Schrift die Preßfreiheit. Vor ihr werden auch die Mauern der Tyrannei fallen. Und leſet das Kapitel von Samuel und Saul zweimal, zehn Mal, hundert Mal. Adieu.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris04_1833
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris04_1833/250
Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833, S. [236]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris04_1833/250>, abgerufen am 28.11.2024.