Umwege nöthigt, so oft wir in Gottes freie Welt gehen oder sehen wollen. Und naiv ist Goethe! Er gesteht, er habe Reichardt lieb ge¬ habt, so lang er ihm nützlich gewesen, indem er durch Compositionen seiner Lieder diese ver¬ breiten half; den Reichardt außer Diensten aber habe er gehaßt. Das ist sachdenklich!
1799.
Entwurf der natürlichen Tochter. "In dem Plane bereitete ich mir ein Gefäß, worin ich alles, was ich so manches Jahr über fran¬ zösische Revolution und deren Folgen geschrieben und gedacht, mit geziemendem Ernste niederzu¬ legen hoffte." Ich will diese natürliche Tochter, dieses vieljährige Werk geziemenden Ernstes wieder einmal lesen; aber jetzt nicht, nicht in diesen rauhen Herbsttagen. Im nächsten Som¬ mer, im Juli, in den Tagen, wo man Ge¬ frornes liebt.
Umwege noͤthigt, ſo oft wir in Gottes freie Welt gehen oder ſehen wollen. Und naiv iſt Goethe! Er geſteht, er habe Reichardt lieb ge¬ habt, ſo lang er ihm nuͤtzlich geweſen, indem er durch Compoſitionen ſeiner Lieder dieſe ver¬ breiten half; den Reichardt außer Dienſten aber habe er gehaßt. Das iſt ſachdenklich!
1799.
Entwurf der natuͤrlichen Tochter. „In dem Plane bereitete ich mir ein Gefaͤß, worin ich alles, was ich ſo manches Jahr uͤber fran¬ zoͤſiſche Revolution und deren Folgen geſchrieben und gedacht, mit geziemendem Ernſte niederzu¬ legen hoffte.“ Ich will dieſe natuͤrliche Tochter, dieſes vieljaͤhrige Werk geziemenden Ernſtes wieder einmal leſen; aber jetzt nicht, nicht in dieſen rauhen Herbſttagen. Im naͤchſten Som¬ mer, im Juli, in den Tagen, wo man Ge¬ frornes liebt.
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Umwege noͤthigt, ſo oft wir in Gottes freie
Welt gehen oder ſehen wollen. Und naiv iſt
Goethe! Er geſteht, er habe Reichardt lieb ge¬
habt, ſo lang er ihm nuͤtzlich geweſen, indem
er durch Compoſitionen ſeiner Lieder dieſe ver¬
breiten half; den Reichardt außer Dienſten aber
habe er gehaßt. Das iſt ſachdenklich!
1799.
Entwurf der natuͤrlichen Tochter. „In
dem Plane bereitete ich mir ein Gefaͤß, worin
ich alles, was ich ſo manches Jahr uͤber fran¬
zoͤſiſche Revolution und deren Folgen geſchrieben
und gedacht, mit geziemendem Ernſte niederzu¬
legen hoffte.“ Ich will dieſe natuͤrliche Tochter,
dieſes vieljaͤhrige Werk geziemenden Ernſtes
wieder einmal leſen; aber jetzt nicht, nicht in
dieſen rauhen Herbſttagen. Im naͤchſten Som¬
mer, im Juli, in den Tagen, wo man Ge¬
frornes liebt.
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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/58>, abgerufen am 24.11.2024.
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