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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833.

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Ich habe nichts, als: Anmaßung --
Frechheit -- Unverschämtheit -- ditto
unerhörte -- grundschlechte Gesin¬
nung
-- schaudernerregende Naivi¬
tät
. Daß mich Herr Dr. Meyer wenigstens
Herr nennte, daß er Herr Mordbrenner,
Herr jämmerlicher Wicht zu mir sagte!
Aber nicht ein einziges Mal thut er das.
Diese Herrnlosigkeit giebt seiner Schrift ein
ehrwürdiges deutschamtliches Ansehen. Auch
schrieb mir Einer von Hamburg, sie wäre
auf Befehl des Mufti verfaßt worden.

Nach allen seinen unvergleichlichen Kraft¬
äußerungen hat Eduard Meyer noch die Be¬
scheidenheit zu fürchten, man möchte seine Art
sich auszudrücken mit "gemeinen Schmä¬
hungen
" verwechseln und er bittet seine Le¬
ser dieses nicht zu thun. Er meint: man
wundere sich vielleicht, daß er, als zahmer
Deutscher, mit einemmale so wild geworden;

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Ich habe nichts, als: Anmaßung
FrechheitUnverſchaͤmtheit — ditto
unerhoͤrtegrundſchlechte Geſin¬
nung
ſchaudernerregende Naivi¬
taͤt
. Daß mich Herr Dr. Meyer wenigſtens
Herr nennte, daß er Herr Mordbrenner,
Herr jaͤmmerlicher Wicht zu mir ſagte!
Aber nicht ein einziges Mal thut er das.
Dieſe Herrnloſigkeit giebt ſeiner Schrift ein
ehrwuͤrdiges deutſchamtliches Anſehen. Auch
ſchrieb mir Einer von Hamburg, ſie waͤre
auf Befehl des Mufti verfaßt worden.

Nach allen ſeinen unvergleichlichen Kraft¬
aͤußerungen hat Eduard Meyer noch die Be¬
ſcheidenheit zu fuͤrchten, man moͤchte ſeine Art
ſich auszudruͤcken mit „gemeinen Schmaͤ¬
hungen
“ verwechſeln und er bittet ſeine Le¬
ſer dieſes nicht zu thun. Er meint: man
wundere ſich vielleicht, daß er, als zahmer
Deutſcher, mit einemmale ſo wild geworden;

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[193/0207] Ich habe nichts, als: Anmaßung — Frechheit — Unverſchaͤmtheit — ditto unerhoͤrte — grundſchlechte Geſin¬ nung — ſchaudernerregende Naivi¬ taͤt. Daß mich Herr Dr. Meyer wenigſtens Herr nennte, daß er Herr Mordbrenner, Herr jaͤmmerlicher Wicht zu mir ſagte! Aber nicht ein einziges Mal thut er das. Dieſe Herrnloſigkeit giebt ſeiner Schrift ein ehrwuͤrdiges deutſchamtliches Anſehen. Auch ſchrieb mir Einer von Hamburg, ſie waͤre auf Befehl des Mufti verfaßt worden. Nach allen ſeinen unvergleichlichen Kraft¬ aͤußerungen hat Eduard Meyer noch die Be¬ ſcheidenheit zu fuͤrchten, man moͤchte ſeine Art ſich auszudruͤcken mit „gemeinen Schmaͤ¬ hungen“ verwechſeln und er bittet ſeine Le¬ ſer dieſes nicht zu thun. Er meint: man wundere ſich vielleicht, daß er, als zahmer Deutſcher, mit einemmale ſo wild geworden; lII. 13

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/207>, abgerufen am 25.04.2024.