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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833.

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gen sitzt. Das Ende der Welt. Der
Eck am Kamin
. Der ehrliche Mann wi¬
der Willen
. Ueber die verschiedenen
Arten
, wie die Menschen mit ihren Klei¬
dern verfahren
. Und was solche Artikel be¬
sonders auszeichnet, ist deren Kürze. Das Kur¬
ze mißfällt nie; man kann in zwei Minuten
nicht langweilig seyn, es gehört Zeit dazu. Ist
ein solcher Artikel unangenehm, so war es doch
eine Pille, keine Mixtur, man schluckt es hinun¬
ter; denn der Kopf hat wie der Magen seine Ge¬
schmacksnerven, was einmal darüber hinaus ist,
schmeckt der Geist nicht mehr. Warum können
oder wollen nun unsere deutschen Schriftsteller
in ihren Journalen keine solchen kurzen Aufsätze
machen? Ich kann nicht klug daraus werden,
und bitte Sie daher, wenn Sie nach Auflösung
des großen Räthsels von der Betzy Miller
noch etwas Verstand übrig behalten, auch über
dieses dunkle Geheimniß nachzudenken.

gen ſitzt. Das Ende der Welt. Der
Eck am Kamin
. Der ehrliche Mann wi¬
der Willen
. Ueber die verſchiedenen
Arten
, wie die Menſchen mit ihren Klei¬
dern verfahren
. Und was ſolche Artikel be¬
ſonders auszeichnet, iſt deren Kuͤrze. Das Kur¬
ze mißfaͤllt nie; man kann in zwei Minuten
nicht langweilig ſeyn, es gehoͤrt Zeit dazu. Iſt
ein ſolcher Artikel unangenehm, ſo war es doch
eine Pille, keine Mixtur, man ſchluckt es hinun¬
ter; denn der Kopf hat wie der Magen ſeine Ge¬
ſchmacksnerven, was einmal daruͤber hinaus iſt,
ſchmeckt der Geiſt nicht mehr. Warum koͤnnen
oder wollen nun unſere deutſchen Schriftſteller
in ihren Journalen keine ſolchen kurzen Aufſaͤtze
machen? Ich kann nicht klug daraus werden,
und bitte Sie daher, wenn Sie nach Aufloͤſung
des großen Raͤthſels von der Betzy Miller
noch etwas Verſtand uͤbrig behalten, auch uͤber
dieſes dunkle Geheimniß nachzudenken.

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[167/0181] gen ſitzt. Das Ende der Welt. Der Eck am Kamin. Der ehrliche Mann wi¬ der Willen. Ueber die verſchiedenen Arten, wie die Menſchen mit ihren Klei¬ dern verfahren. Und was ſolche Artikel be¬ ſonders auszeichnet, iſt deren Kuͤrze. Das Kur¬ ze mißfaͤllt nie; man kann in zwei Minuten nicht langweilig ſeyn, es gehoͤrt Zeit dazu. Iſt ein ſolcher Artikel unangenehm, ſo war es doch eine Pille, keine Mixtur, man ſchluckt es hinun¬ ter; denn der Kopf hat wie der Magen ſeine Ge¬ ſchmacksnerven, was einmal daruͤber hinaus iſt, ſchmeckt der Geiſt nicht mehr. Warum koͤnnen oder wollen nun unſere deutſchen Schriftſteller in ihren Journalen keine ſolchen kurzen Aufſaͤtze machen? Ich kann nicht klug daraus werden, und bitte Sie daher, wenn Sie nach Aufloͤſung des großen Raͤthſels von der Betzy Miller noch etwas Verſtand uͤbrig behalten, auch uͤber dieſes dunkle Geheimniß nachzudenken.

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/181>, abgerufen am 24.11.2024.