Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833.seiner schönen Augen willen ist es nicht Gestern Abend habe ich doch einmal wieder ſeiner ſchoͤnen Augen willen iſt es nicht Geſtern Abend habe ich doch einmal wieder <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <p><pb facs="#f0141" n="127"/> ſeiner ſchoͤnen Augen willen iſt es nicht<lb/> geſchehen.</p><lb/> <p>Geſtern Abend habe ich doch einmal wieder<lb/> eingeſehen, wozu Gott den Menſchen Ohren ge¬<lb/> ſchaffen hat; man vergißt das leicht und oft.<lb/> Ich habe die Malibran in der diebiſchen Elſter<lb/> gehoͤrt. Nun, jetzt bin ich doch wieder verliebt,<lb/> und Kaſimir Perrier kann froh daruͤber ſeyn;<lb/> das wird ihm etwas Ruhe vor mir verſchaffen.<lb/> Sie trat nach langer Abweſenheit zum Erſtenmal<lb/> wieder auf und wurde vom Publikum mit noch<lb/> mehr Liebe als Geraͤuſch empfangen. Das war<lb/> deutlich zu merken. Auch mußte ſie die ange¬<lb/> fangene Arie wieder unterbrechen, denn die Ruͤh¬<lb/> rung unterdruͤckte ihre Stimme. Nun moͤchte<lb/> ich wiſſen, ob das Natur oder Kunſt war: dem<lb/> Teufel kann man trauen, aber keiner Komoͤdian¬<lb/> tin. Ich kann ganz mit Ernſt verſichern, daß<lb/> ich verliebt in ſie bin, nicht in ihre Perſon, aber<lb/> in ihrem Geſang und noch mehr in ihr Spiel.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [127/0141]
ſeiner ſchoͤnen Augen willen iſt es nicht
geſchehen.
Geſtern Abend habe ich doch einmal wieder
eingeſehen, wozu Gott den Menſchen Ohren ge¬
ſchaffen hat; man vergißt das leicht und oft.
Ich habe die Malibran in der diebiſchen Elſter
gehoͤrt. Nun, jetzt bin ich doch wieder verliebt,
und Kaſimir Perrier kann froh daruͤber ſeyn;
das wird ihm etwas Ruhe vor mir verſchaffen.
Sie trat nach langer Abweſenheit zum Erſtenmal
wieder auf und wurde vom Publikum mit noch
mehr Liebe als Geraͤuſch empfangen. Das war
deutlich zu merken. Auch mußte ſie die ange¬
fangene Arie wieder unterbrechen, denn die Ruͤh¬
rung unterdruͤckte ihre Stimme. Nun moͤchte
ich wiſſen, ob das Natur oder Kunſt war: dem
Teufel kann man trauen, aber keiner Komoͤdian¬
tin. Ich kann ganz mit Ernſt verſichern, daß
ich verliebt in ſie bin, nicht in ihre Perſon, aber
in ihrem Geſang und noch mehr in ihr Spiel.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |