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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833.

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die Helden der Freiheit in Fesseln zu schla¬
gen. Jeden Aufschwung des Geistes suchte
er durch alle Höllenkünste der russischen und
österreichischen Polizei niederzuhalten. Hohe
Schulen, die über das Rechnen und Schrei¬
ben hinausgingen, unterdrückte er; die Pre߬
freiheit wurde mit der Wurzel ausgerissen und
einem Kindervolke wurde schon sein Stam¬
meln zensirt. Aber wie wird es den unglück¬
lichen Griechen jetzt ergehen! Sich auf Ca¬
po d'Istrias Zuchtruthe verlassend, ließen die
despotischen Mächte die Griechen einige Jahre
unbeobachtet. Jetzt werden sie sie wieder un¬
ter eigne Aufsicht nehmen. Alle, alle Völker,
und das französische zuerst, werden wieder
schändlich betrogen. Der Ländertausch, der
Länderschacher wird wieder im Stillen getrie¬
ben. Und gewiß gründet sich darauf die fre¬
che Sprache Casimir Perriers, und seine kecke
Friedens-Versicherung. Bald wird er mit ei¬

die Helden der Freiheit in Feſſeln zu ſchla¬
gen. Jeden Aufſchwung des Geiſtes ſuchte
er durch alle Hoͤllenkuͤnſte der ruſſiſchen und
oͤſterreichiſchen Polizei niederzuhalten. Hohe
Schulen, die uͤber das Rechnen und Schrei¬
ben hinausgingen, unterdruͤckte er; die Pre߬
freiheit wurde mit der Wurzel ausgeriſſen und
einem Kindervolke wurde ſchon ſein Stam¬
meln zenſirt. Aber wie wird es den ungluͤck¬
lichen Griechen jetzt ergehen! Sich auf Ca¬
po d'Iſtrias Zuchtruthe verlaſſend, ließen die
despotiſchen Maͤchte die Griechen einige Jahre
unbeobachtet. Jetzt werden ſie ſie wieder un¬
ter eigne Aufſicht nehmen. Alle, alle Voͤlker,
und das franzoͤſiſche zuerſt, werden wieder
ſchaͤndlich betrogen. Der Laͤndertauſch, der
Laͤnderſchacher wird wieder im Stillen getrie¬
ben. Und gewiß gruͤndet ſich darauf die fre¬
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Friedens-Verſicherung. Bald wird er mit ei¬

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[98/0112] die Helden der Freiheit in Feſſeln zu ſchla¬ gen. Jeden Aufſchwung des Geiſtes ſuchte er durch alle Hoͤllenkuͤnſte der ruſſiſchen und oͤſterreichiſchen Polizei niederzuhalten. Hohe Schulen, die uͤber das Rechnen und Schrei¬ ben hinausgingen, unterdruͤckte er; die Pre߬ freiheit wurde mit der Wurzel ausgeriſſen und einem Kindervolke wurde ſchon ſein Stam¬ meln zenſirt. Aber wie wird es den ungluͤck¬ lichen Griechen jetzt ergehen! Sich auf Ca¬ po d'Iſtrias Zuchtruthe verlaſſend, ließen die despotiſchen Maͤchte die Griechen einige Jahre unbeobachtet. Jetzt werden ſie ſie wieder un¬ ter eigne Aufſicht nehmen. Alle, alle Voͤlker, und das franzoͤſiſche zuerſt, werden wieder ſchaͤndlich betrogen. Der Laͤndertauſch, der Laͤnderſchacher wird wieder im Stillen getrie¬ ben. Und gewiß gruͤndet ſich darauf die fre¬ che Sprache Caſimir Perriers, und ſeine kecke Friedens-Verſicherung. Bald wird er mit ei¬

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/112>, abgerufen am 29.03.2024.