"zu belästigen; aber ach! ich kann nicht heraus, "ich kann nicht heraus -- schrie der Starmatz "in einem fort. O! jetzt stehe ich auf gleicher Höhe "mit dem Hunde Sterne, der lieber einen todten "Esel beweinte, als seiner lebenden Mutter beistand. "Erbärmlicher Heuchler -- niederträchtiger Sklave -- "Schuft! Aber ich, bin ich besser? Ich kann den "Muth nicht finden zum Besten zweier Unglücklichen "eine Rede zu halten, und drei Worte und ein hal¬ "bes Lächeln der ***, wenn sie da wäre und es von "mir verlangte, hätte mich zu deren eifrigsten Ver¬ "theidiger gemacht. Fluch über Larochefaucault, der "immer Recht hat." Wußten Sie das schon, daß der empfindsame Sterne ein solcher Schuft gewesen: Ich habe das schon früher gelesen -- et puis fiez¬ vous a messieurs les savans! -- Was seinen Werth als Dichter betrifft, drückt sich Byron dar¬ über sowohl in seinem Tagebuche als in seinen Brie¬ fen mit großer Bescheidenheit aus, und ich halte diese Bescheidenheit für aufrichtig. "Ich erwachte eines Morgens und fand mich berühmt." Ueber Schriftsteller-Eifersucht sagt er: "Ist das Gebiet "des Geistes nicht unendlich? Auf einer Rennbahn, "die kein Ziel hat, was liegt daran, wer vorn, wer "hinten ist? Der Tempel des Ruhms ist wie der
„zu beläſtigen; aber ach! ich kann nicht heraus, „ich kann nicht heraus — ſchrie der Starmatz „in einem fort. O! jetzt ſtehe ich auf gleicher Höhe „mit dem Hunde Sterne, der lieber einen todten „Eſel beweinte, als ſeiner lebenden Mutter beiſtand. „Erbärmlicher Heuchler — niederträchtiger Sklave — „Schuft! Aber ich, bin ich beſſer? Ich kann den „Muth nicht finden zum Beſten zweier Unglücklichen „eine Rede zu halten, und drei Worte und ein hal¬ „bes Lächeln der ***, wenn ſie da wäre und es von „mir verlangte, hätte mich zu deren eifrigſten Ver¬ „theidiger gemacht. Fluch über Larochefaucault, der „immer Recht hat.“ Wußten Sie das ſchon, daß der empfindſame Sterne ein ſolcher Schuft geweſen: Ich habe das ſchon früher geleſen — et puis fiez¬ vous à messieurs les savans! — Was ſeinen Werth als Dichter betrifft, drückt ſich Byron dar¬ über ſowohl in ſeinem Tagebuche als in ſeinen Brie¬ fen mit großer Beſcheidenheit aus, und ich halte dieſe Beſcheidenheit für aufrichtig. „Ich erwachte eines Morgens und fand mich berühmt.“ Ueber Schriftſteller-Eiferſucht ſagt er: „Iſt das Gebiet „des Geiſtes nicht unendlich? Auf einer Rennbahn, „die kein Ziel hat, was liegt daran, wer vorn, wer „hinten iſt? Der Tempel des Ruhms iſt wie der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0233"n="219"/>„zu beläſtigen; aber ach! <hirendition="#g">ich kann nicht heraus</hi>,<lb/>„<hirendition="#g">ich kann nicht heraus</hi>—ſchrie der Starmatz<lb/>„in einem fort. O! jetzt ſtehe ich auf gleicher Höhe<lb/>„mit dem Hunde <hirendition="#g">Sterne</hi>, der lieber einen todten<lb/>„Eſel beweinte, als ſeiner lebenden Mutter beiſtand.<lb/>„Erbärmlicher Heuchler — niederträchtiger Sklave —<lb/>„Schuft! Aber ich, bin ich beſſer? Ich kann den<lb/>„Muth nicht finden zum Beſten zweier Unglücklichen<lb/>„eine Rede zu halten, und drei Worte und ein hal¬<lb/>„bes Lächeln der ***, wenn ſie da wäre und es von<lb/>„mir verlangte, hätte mich zu deren eifrigſten Ver¬<lb/>„theidiger gemacht. Fluch über Larochefaucault, der<lb/>„immer Recht hat.“ Wußten Sie das ſchon, daß<lb/>
der empfindſame Sterne ein ſolcher Schuft geweſen:<lb/>
Ich habe das ſchon früher geleſen —<hirendition="#aq">et puis fiez¬<lb/>
vous à messieurs les savans</hi>! — Was ſeinen<lb/>
Werth als Dichter betrifft, drückt ſich Byron dar¬<lb/>
über ſowohl in ſeinem Tagebuche als in ſeinen Brie¬<lb/>
fen mit großer Beſcheidenheit aus, und ich halte dieſe<lb/>
Beſcheidenheit für aufrichtig. „<hirendition="#g">Ich erwachte eines<lb/>
Morgens und fand mich berühmt</hi>.“ Ueber<lb/>
Schriftſteller-Eiferſucht ſagt er: „Iſt das Gebiet<lb/>„des Geiſtes nicht unendlich? Auf einer Rennbahn,<lb/>„die kein Ziel hat, was liegt daran, wer vorn, wer<lb/>„hinten iſt? Der Tempel des Ruhms iſt wie der<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[219/0233]
„zu beläſtigen; aber ach! ich kann nicht heraus,
„ich kann nicht heraus — ſchrie der Starmatz
„in einem fort. O! jetzt ſtehe ich auf gleicher Höhe
„mit dem Hunde Sterne, der lieber einen todten
„Eſel beweinte, als ſeiner lebenden Mutter beiſtand.
„Erbärmlicher Heuchler — niederträchtiger Sklave —
„Schuft! Aber ich, bin ich beſſer? Ich kann den
„Muth nicht finden zum Beſten zweier Unglücklichen
„eine Rede zu halten, und drei Worte und ein hal¬
„bes Lächeln der ***, wenn ſie da wäre und es von
„mir verlangte, hätte mich zu deren eifrigſten Ver¬
„theidiger gemacht. Fluch über Larochefaucault, der
„immer Recht hat.“ Wußten Sie das ſchon, daß
der empfindſame Sterne ein ſolcher Schuft geweſen:
Ich habe das ſchon früher geleſen — et puis fiez¬
vous à messieurs les savans! — Was ſeinen
Werth als Dichter betrifft, drückt ſich Byron dar¬
über ſowohl in ſeinem Tagebuche als in ſeinen Brie¬
fen mit großer Beſcheidenheit aus, und ich halte dieſe
Beſcheidenheit für aufrichtig. „Ich erwachte eines
Morgens und fand mich berühmt.“ Ueber
Schriftſteller-Eiferſucht ſagt er: „Iſt das Gebiet
„des Geiſtes nicht unendlich? Auf einer Rennbahn,
„die kein Ziel hat, was liegt daran, wer vorn, wer
„hinten iſt? Der Tempel des Ruhms iſt wie der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris02_1832/233>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.