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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832.

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gen? Spricht man im Himmel auch verschiedene
Dialekte? Nun, dann hat sie hoch himmlisch ge¬
sungen, meißnisch, und die Andern singen platt
himmlisch. Sie sehen, ich kann auch ein Narr seyn
-- zu meinem Glücke nur ein prosaischer, denn ich
kann keine Verse machen Ich gehe nächstens ein¬
mal in die große französische Oper, und das wird
mich wieder heilen.

-- Nächstens gibt man zum Besten der Polen
ein großes Concert. Die ersten Künstler und Künst¬
lerinnen nehmen daran Theil. Eine Dame von
Stande aus Brüssel, bewunderte Harfenspielerin in
ihrer Stadt, wird die Reise nach Paris machen,
ihre schöne Kunst zur schönsten Bestimmung zu ver¬
wenden. Dieser edlen Frau verzeihe ich alle ihre
Ahnen. Auch werden, zu gleichem Zwecke, in allen
Theilen der Stadt Bälle gegeben werden. Eine pol¬
nische Kommission hat sich gebildet, an deren Spitze
Lafayette steht. Unter den Mitgliedern sind auch
Delavigne und Hugo. Diese wollen durch Gedichte
begeistern. Der Referendar Simrock in Berlin wird
sich hüten, sich das zweite Mal zu verbrennen; der
besingt die polnischen Farben gewiß nicht. .... Hat
man in Frankfurt auch die jüdisch-polnische Zeitung,
deren erste Nummer hier angekommen ist? Sie wird
von Rabbinern geschrieben und es werden darin alle

gen? Spricht man im Himmel auch verſchiedene
Dialekte? Nun, dann hat ſie hoch himmliſch ge¬
ſungen, meißniſch, und die Andern ſingen platt
himmliſch. Sie ſehen, ich kann auch ein Narr ſeyn
— zu meinem Glücke nur ein proſaiſcher, denn ich
kann keine Verſe machen Ich gehe nächſtens ein¬
mal in die große franzöſiſche Oper, und das wird
mich wieder heilen.

— Nächſtens gibt man zum Beſten der Polen
ein großes Concert. Die erſten Künſtler und Künſt¬
lerinnen nehmen daran Theil. Eine Dame von
Stande aus Brüſſel, bewunderte Harfenſpielerin in
ihrer Stadt, wird die Reiſe nach Paris machen,
ihre ſchöne Kunſt zur ſchönſten Beſtimmung zu ver¬
wenden. Dieſer edlen Frau verzeihe ich alle ihre
Ahnen. Auch werden, zu gleichem Zwecke, in allen
Theilen der Stadt Bälle gegeben werden. Eine pol¬
niſche Kommiſſion hat ſich gebildet, an deren Spitze
Lafayette ſteht. Unter den Mitgliedern ſind auch
Delavigne und Hugo. Dieſe wollen durch Gedichte
begeiſtern. Der Referendar Simrock in Berlin wird
ſich hüten, ſich das zweite Mal zu verbrennen; der
beſingt die polniſchen Farben gewiß nicht. .... Hat
man in Frankfurt auch die jüdiſch-polniſche Zeitung,
deren erſte Nummer hier angekommen iſt? Sie wird
von Rabbinern geſchrieben und es werden darin alle

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[9/0023] gen? Spricht man im Himmel auch verſchiedene Dialekte? Nun, dann hat ſie hoch himmliſch ge¬ ſungen, meißniſch, und die Andern ſingen platt himmliſch. Sie ſehen, ich kann auch ein Narr ſeyn — zu meinem Glücke nur ein proſaiſcher, denn ich kann keine Verſe machen Ich gehe nächſtens ein¬ mal in die große franzöſiſche Oper, und das wird mich wieder heilen. — Nächſtens gibt man zum Beſten der Polen ein großes Concert. Die erſten Künſtler und Künſt¬ lerinnen nehmen daran Theil. Eine Dame von Stande aus Brüſſel, bewunderte Harfenſpielerin in ihrer Stadt, wird die Reiſe nach Paris machen, ihre ſchöne Kunſt zur ſchönſten Beſtimmung zu ver¬ wenden. Dieſer edlen Frau verzeihe ich alle ihre Ahnen. Auch werden, zu gleichem Zwecke, in allen Theilen der Stadt Bälle gegeben werden. Eine pol¬ niſche Kommiſſion hat ſich gebildet, an deren Spitze Lafayette ſteht. Unter den Mitgliedern ſind auch Delavigne und Hugo. Dieſe wollen durch Gedichte begeiſtern. Der Referendar Simrock in Berlin wird ſich hüten, ſich das zweite Mal zu verbrennen; der beſingt die polniſchen Farben gewiß nicht. .... Hat man in Frankfurt auch die jüdiſch-polniſche Zeitung, deren erſte Nummer hier angekommen iſt? Sie wird von Rabbinern geſchrieben und es werden darin alle

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris02_1832/23>, abgerufen am 16.04.2024.