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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832.

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dung. Wenn es wahr würde, wenn Rußland, dieser
Riese von Eisen, auf Füßen wie Thon, zur Erde
stürzte, umgeworfen von Kindern, die ihm zwischen
die Beine gekrochen -- wie wollten wir lachen!
Dann wenn eine Tyrann sich unartig beträgt, würde
man, ihn zu schrecken, rufen: der Pole kommt!
warte, ich hole den Polen! wie man Kindern
droht: ich hole den Schornsteinfeger. "Wie ein
Knäul Zwirn will ich die Polen zusammenwickeln" --
hat Nikolaus geprahlt. Nun, er hat sie zusammen¬
gewickelt; aber der Knäul ist zur Bombe geworden,
die ihn zerschmettert. Aber wie furchtsam macht
reines Glück! Selbst die sonst so kecken pariser
Blätter, die immer so leichtfertig lügen, wagen nicht,
sich ihrer Freude über den Sieg der Polen zu über¬
lassen; sie fürchten Enttäuschung. O Vater im Him¬
mel, schicke mir nicht solche Trauer! Laß mich die¬
sen Brief freudig endigen, wie ich ihn angefangen.
Bis Mittwoch noch beschütze die Polen! Wenn die
Polen entscheidend siegen, dann wird, wie ich hoffe,
Paris illuminirt. Ich beleuchte mein ganzes Haus,
und merken Sie sich das -- zehen Lampen stelle ich
besonders an ein Fenster, die sind für Sie und Pau¬
line. Denn Ihr Armen, dürftet am Abend der herr¬
lichen Entscheidung doch nicht Eure Freude leuchten
lassen; ja wenn der russische Gesandte öffentliche
Trauer verlangte von unserem Römer-Senate, Ihr

dung. Wenn es wahr würde, wenn Rußland, dieſer
Rieſe von Eiſen, auf Füßen wie Thon, zur Erde
ſtürzte, umgeworfen von Kindern, die ihm zwiſchen
die Beine gekrochen — wie wollten wir lachen!
Dann wenn eine Tyrann ſich unartig beträgt, würde
man, ihn zu ſchrecken, rufen: der Pole kommt!
warte, ich hole den Polen! wie man Kindern
droht: ich hole den Schornſteinfeger. „Wie ein
Knäul Zwirn will ich die Polen zuſammenwickeln“ —
hat Nikolaus geprahlt. Nun, er hat ſie zuſammen¬
gewickelt; aber der Knäul iſt zur Bombe geworden,
die ihn zerſchmettert. Aber wie furchtſam macht
reines Glück! Selbſt die ſonſt ſo kecken pariſer
Blätter, die immer ſo leichtfertig lügen, wagen nicht,
ſich ihrer Freude über den Sieg der Polen zu über¬
laſſen; ſie fürchten Enttäuſchung. O Vater im Him¬
mel, ſchicke mir nicht ſolche Trauer! Laß mich die¬
ſen Brief freudig endigen, wie ich ihn angefangen.
Bis Mittwoch noch beſchütze die Polen! Wenn die
Polen entſcheidend ſiegen, dann wird, wie ich hoffe,
Paris illuminirt. Ich beleuchte mein ganzes Haus,
und merken Sie ſich das — zehen Lampen ſtelle ich
beſonders an ein Fenſter, die ſind für Sie und Pau¬
line. Denn Ihr Armen, dürftet am Abend der herr¬
lichen Entſcheidung doch nicht Eure Freude leuchten
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Trauer verlangte von unſerem Römer-Senate, Ihr

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[122/0136] dung. Wenn es wahr würde, wenn Rußland, dieſer Rieſe von Eiſen, auf Füßen wie Thon, zur Erde ſtürzte, umgeworfen von Kindern, die ihm zwiſchen die Beine gekrochen — wie wollten wir lachen! Dann wenn eine Tyrann ſich unartig beträgt, würde man, ihn zu ſchrecken, rufen: der Pole kommt! warte, ich hole den Polen! wie man Kindern droht: ich hole den Schornſteinfeger. „Wie ein Knäul Zwirn will ich die Polen zuſammenwickeln“ — hat Nikolaus geprahlt. Nun, er hat ſie zuſammen¬ gewickelt; aber der Knäul iſt zur Bombe geworden, die ihn zerſchmettert. Aber wie furchtſam macht reines Glück! Selbſt die ſonſt ſo kecken pariſer Blätter, die immer ſo leichtfertig lügen, wagen nicht, ſich ihrer Freude über den Sieg der Polen zu über¬ laſſen; ſie fürchten Enttäuſchung. O Vater im Him¬ mel, ſchicke mir nicht ſolche Trauer! Laß mich die¬ ſen Brief freudig endigen, wie ich ihn angefangen. Bis Mittwoch noch beſchütze die Polen! Wenn die Polen entſcheidend ſiegen, dann wird, wie ich hoffe, Paris illuminirt. Ich beleuchte mein ganzes Haus, und merken Sie ſich das — zehen Lampen ſtelle ich beſonders an ein Fenſter, die ſind für Sie und Pau¬ line. Denn Ihr Armen, dürftet am Abend der herr¬ lichen Entſcheidung doch nicht Eure Freude leuchten laſſen; ja wenn der ruſſiſche Geſandte öffentliche Trauer verlangte von unſerem Römer-Senate, Ihr

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris02_1832/136>, abgerufen am 21.11.2024.