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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832.

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Dritter Brief.

Guten Morgen oder guten Abend? Ich weiß
nicht um welche Tageszeit Sie meine Briefe erhal¬
ten. Hier übernachte ich, morgen Mittag komme
ich nach Nancy. Ich befinde mich sehr wohl und
reise bequem. Es ist freilich eine Schneckenfahrt,
doch hat das auch seine Vortheile. Während die
Räder sich langsam drehen, hat man Zeit manches
zu bemerken, und die Physiognomie des Landes zu
beobachten. Aber nein, so ein leeres Gesicht ist mir
noch gar nicht vorgekommen. Lebloseres, langweili¬
geres, verdrüßlicheres gibt es gar nicht als dieser
ganze Weg von der deutschen Grenze bis nach Paris.
Es ist jetzt das dritte Mal, daß ich ihn zurücklege.
Mir kommt er vor wie ein langer stiller Gang,
nur gebaut, in das wohnliche Paris zu führen, und
die mir begegnenden Menschen erscheinen mir als

Dritter Brief.

Guten Morgen oder guten Abend? Ich weiß
nicht um welche Tageszeit Sie meine Briefe erhal¬
ten. Hier übernachte ich, morgen Mittag komme
ich nach Nancy. Ich befinde mich ſehr wohl und
reiſe bequem. Es iſt freilich eine Schneckenfahrt,
doch hat das auch ſeine Vortheile. Während die
Räder ſich langſam drehen, hat man Zeit manches
zu bemerken, und die Phyſiognomie des Landes zu
beobachten. Aber nein, ſo ein leeres Geſicht iſt mir
noch gar nicht vorgekommen. Lebloſeres, langweili¬
geres, verdrüßlicheres gibt es gar nicht als dieſer
ganze Weg von der deutſchen Grenze bis nach Paris.
Es iſt jetzt das dritte Mal, daß ich ihn zurücklege.
Mir kommt er vor wie ein langer ſtiller Gang,
nur gebaut, in das wohnliche Paris zu führen, und
die mir begegnenden Menſchen erſcheinen mir als

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[[8]/0022] Dritter Brief. Lüneville, den 9. September. Guten Morgen oder guten Abend? Ich weiß nicht um welche Tageszeit Sie meine Briefe erhal¬ ten. Hier übernachte ich, morgen Mittag komme ich nach Nancy. Ich befinde mich ſehr wohl und reiſe bequem. Es iſt freilich eine Schneckenfahrt, doch hat das auch ſeine Vortheile. Während die Räder ſich langſam drehen, hat man Zeit manches zu bemerken, und die Phyſiognomie des Landes zu beobachten. Aber nein, ſo ein leeres Geſicht iſt mir noch gar nicht vorgekommen. Lebloſeres, langweili¬ geres, verdrüßlicheres gibt es gar nicht als dieſer ganze Weg von der deutſchen Grenze bis nach Paris. Es iſt jetzt das dritte Mal, daß ich ihn zurücklege. Mir kommt er vor wie ein langer ſtiller Gang, nur gebaut, in das wohnliche Paris zu führen, und die mir begegnenden Menſchen erſcheinen mir als

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832, S. [8]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris01_1832/22>, abgerufen am 21.11.2024.