Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832.was auch die Deutschen in Bewegung setzen könnte. Gestern las ich in einer deutschen Zeitung: in 9*
was auch die Deutſchen in Bewegung ſetzen könnte. Geſtern las ich in einer deutſchen Zeitung: in 9*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0145" n="131"/> was auch die Deutſchen in Bewegung ſetzen könnte.<lb/> Möchte es nur bei uns friedlich abgehen; denn eine<lb/> Revolution der Deutſchen wäre ſelbſt mir ein<lb/> Schrecken. Dieſe Menſchen wiſſen noch gar nicht,<lb/> was ſie wollen, und das iſt das Gefährlichſte. Sie<lb/> wären im Stande und metzelten ſich um einen Punkt<lb/> über das I. Vielleicht gehet es beſſer, als ich er¬<lb/> warte; vielleicht wenn der Sturm heftiger wird,<lb/> werfen ſie freiwillig von ihren ſchweren Dummheiten<lb/> über Bord. An unſern Fürſten liegt es nicht allein;<lb/> die Ariſtokratie, die Beamten.</p><lb/> <p>Geſtern las ich in einer deutſchen Zeitung: in<lb/> Selters hätte das Landvolk auch eine kleine Revo¬<lb/> lution haben wollen und Unruhen angeſtiftet, und<lb/> man hätte ſogleich Truppen hingeſchickt. Ich erwarte<lb/> nun, daß der Bundestag den Selterswaſſerbrunnen,<lb/> die wahrſcheinliche Quelle der Naſſauer Revolution,<lb/> verſchütten laſſen wird. Das käme mir gar nicht<lb/> lächerlicher vor, als die bisherige Hülfe, die man<lb/> gegen Revolutionen angewendet. Soldaten, Gewalt,<lb/> Aderlaſſen, das ſind ihre einzigen Heilmittel. Es<lb/> einmal auf eine andere Art zu verſuchen, fällt ihn<lb/> nicht bei. Im Badiſchen ſcheint man nachgeben zu<lb/> wollen. Die Revolution in der angrenzenden<lb/> Schweiz hat wohl die Regierung ängſtlich gemacht.<lb/> Die Stände kommen nächſtens in Karlsruhe zuſam¬<lb/> <fw place="bottom" type="sig">9*<lb/></fw> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [131/0145]
was auch die Deutſchen in Bewegung ſetzen könnte.
Möchte es nur bei uns friedlich abgehen; denn eine
Revolution der Deutſchen wäre ſelbſt mir ein
Schrecken. Dieſe Menſchen wiſſen noch gar nicht,
was ſie wollen, und das iſt das Gefährlichſte. Sie
wären im Stande und metzelten ſich um einen Punkt
über das I. Vielleicht gehet es beſſer, als ich er¬
warte; vielleicht wenn der Sturm heftiger wird,
werfen ſie freiwillig von ihren ſchweren Dummheiten
über Bord. An unſern Fürſten liegt es nicht allein;
die Ariſtokratie, die Beamten.
Geſtern las ich in einer deutſchen Zeitung: in
Selters hätte das Landvolk auch eine kleine Revo¬
lution haben wollen und Unruhen angeſtiftet, und
man hätte ſogleich Truppen hingeſchickt. Ich erwarte
nun, daß der Bundestag den Selterswaſſerbrunnen,
die wahrſcheinliche Quelle der Naſſauer Revolution,
verſchütten laſſen wird. Das käme mir gar nicht
lächerlicher vor, als die bisherige Hülfe, die man
gegen Revolutionen angewendet. Soldaten, Gewalt,
Aderlaſſen, das ſind ihre einzigen Heilmittel. Es
einmal auf eine andere Art zu verſuchen, fällt ihn
nicht bei. Im Badiſchen ſcheint man nachgeben zu
wollen. Die Revolution in der angrenzenden
Schweiz hat wohl die Regierung ängſtlich gemacht.
Die Stände kommen nächſtens in Karlsruhe zuſam¬
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