Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832.-- Das Gebet um Preßsklaverei in der Mün¬ Samstag den 20. November. Ein Wiener Gelehrter hat mir in diesen Tagen — Das Gebet um Preßſklaverei in der Mün¬ Samſtag den 20. November. Ein Wiener Gelehrter hat mir in dieſen Tagen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0117" n="103"/> <p>— Das <hi rendition="#g">Gebet</hi> um Preßſklaverei in der Mün¬<lb/> chener <hi rendition="#g">Flora</hi> hat mich erquickt wie Bairiſch Bier.<lb/> Ich danke Ihnen dafür. Geräth dieſe holde Flora ein¬<lb/> mal in meine Gewalt, o, wie will ich ſie zerblättern<lb/> und zerknittern! Sie können mir keine größere Freude<lb/> machen, als wenn Sie mir deutſche Dummheiten<lb/> mittheilen. Geſtern las ich wieder etwas ſehr ſchö¬<lb/> nes von dem Berliner Correſpondenten in der allge¬<lb/> meinen Zeitung, meinem Schätzchen. Er ſagt unter<lb/> andern: der Volksauflauf neulich in Berlin hätte gar<lb/> nichts zu bedeuten gehabt, das wären blos <hi rendition="#g">„Neugie¬<lb/> rigkeits-Aufläufe“</hi> geweſen. So wird doch immer<lb/> auf das Beſte dafür geſorgt, daß ich in Frankreich<lb/> mein <hi rendition="#g">Deutſch</hi> nicht verlerne!</p><lb/> </div> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right">Samſtag den 20. November.</hi> </dateline><lb/> <p>Ein Wiener Gelehrter hat mir in dieſen Tagen<lb/> geſchrieben und ich will Ihnen Einiges aus ſeinem<lb/> Briefe mittheilen. Eine Art Kerkerluft weht durch<lb/> alle ſeine Worte, eine gewiſſe Trauer iſt über ſeine<lb/> Reden verbreitet und ſo wahr und liebevoll iſt alles,<lb/> was er ſpricht, daß es mir in das Herz gedrungen.<lb/> Wie ſehr ſind die armen Wiener Gelehrten zu be¬<lb/> mitleiden! Sie leben im ſchnödeſten Geiſtesdrucke,<lb/> und darum und weil ſie ſich gar nicht ausſprechen<lb/> dürfen, müſſen ſie die freiſinnigen Ideen in Philo¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [103/0117]
— Das Gebet um Preßſklaverei in der Mün¬
chener Flora hat mich erquickt wie Bairiſch Bier.
Ich danke Ihnen dafür. Geräth dieſe holde Flora ein¬
mal in meine Gewalt, o, wie will ich ſie zerblättern
und zerknittern! Sie können mir keine größere Freude
machen, als wenn Sie mir deutſche Dummheiten
mittheilen. Geſtern las ich wieder etwas ſehr ſchö¬
nes von dem Berliner Correſpondenten in der allge¬
meinen Zeitung, meinem Schätzchen. Er ſagt unter
andern: der Volksauflauf neulich in Berlin hätte gar
nichts zu bedeuten gehabt, das wären blos „Neugie¬
rigkeits-Aufläufe“ geweſen. So wird doch immer
auf das Beſte dafür geſorgt, daß ich in Frankreich
mein Deutſch nicht verlerne!
Samſtag den 20. November.
Ein Wiener Gelehrter hat mir in dieſen Tagen
geſchrieben und ich will Ihnen Einiges aus ſeinem
Briefe mittheilen. Eine Art Kerkerluft weht durch
alle ſeine Worte, eine gewiſſe Trauer iſt über ſeine
Reden verbreitet und ſo wahr und liebevoll iſt alles,
was er ſpricht, daß es mir in das Herz gedrungen.
Wie ſehr ſind die armen Wiener Gelehrten zu be¬
mitleiden! Sie leben im ſchnödeſten Geiſtesdrucke,
und darum und weil ſie ſich gar nicht ausſprechen
dürfen, müſſen ſie die freiſinnigen Ideen in Philo¬
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