wie die entlastete Kohlensäure einer Champagnerflasche, und überschäumt alles; je höher aber in der Kette des Lebendigen hinauf, desto mehr werden dabei geistige Bahnen benutzt. Das scheint mir ein wahrer Leitsatz, der für die Erklärung der vor¬ handenen Lebensformen nicht vernachlässigt werden darf.
Und von hier nun ein kurzer Sprung, so sind wir mitten in unserem menschlichen Nacktheitsproblem.
Zunächst, ich will es nicht leugnen, mußt du dich in etwas einigermaßen Dreckiges wieder einmal resolut hineindenken. Unser Waldschratt da, der Mandrill, hat auch etwas unverkenn¬ bar paradiesvogelhaft "Buntes" an sich. Wangen nämlich und Gegenwangen. Hand aufs Herz: es ist zwischen diesem omi¬ nösen Feuerwerk des Vaters Mandrill und den herrlichen Feder¬ raketen des männlichen Paradiesvogels, die unsere Menschen¬ weiblein in kongenialem Rhythmotropismus so massenhaft auf ihre Pariser Modehüte pflanzen, prinzipiell gar kein Unter¬ schied. Auch bei dem Vogel konzentriert sich ein Hauptteil der Farbenpracht konsequent hinterwärts. Denke bloß an den Pfauenschweif. Der Pfau schlägt, von uns männiglich bewundert, mit dem Schwanz sein Rad und bannt damit in der unzwei¬ deutigsten Weise die Betrachtung auf den nämlichen Gegenpol, über dem das rote Nordlicht des Affen leuchtet, -- nämlich in die Nähe der Vorbedingungen zur Mischliebe.
In Hinsicht seines Gehirns steht dieser Affe aber turm¬ hoch schon wieder über dem Vogel, und es ist schlechterdings kein Grund einzusehen, warum er sein hinterwärtiges Spektrum nicht genau nach derselben Methode erworben haben sollte wie der Vogel. Charakteristisch genug fehlt's auch, hier beim Mandrill wenigstens, der Äffin, es fehlt auch dem jungen Tier und platzt nur ausgesucht heraus beim Manne in der Liebeszeit. Die Liebe allein ist das Prisma, das diesen Regenbogen bricht.
Auch hier, wie bei den Paradiesvögeln, ist über die Schönheit der Farben selbst auch für unser Menschenauge kein
wie die entlaſtete Kohlenſäure einer Champagnerflaſche, und überſchäumt alles; je höher aber in der Kette des Lebendigen hinauf, deſto mehr werden dabei geiſtige Bahnen benutzt. Das ſcheint mir ein wahrer Leitſatz, der für die Erklärung der vor¬ handenen Lebensformen nicht vernachläſſigt werden darf.
Und von hier nun ein kurzer Sprung, ſo ſind wir mitten in unſerem menſchlichen Nacktheitsproblem.
Zunächſt, ich will es nicht leugnen, mußt du dich in etwas einigermaßen Dreckiges wieder einmal reſolut hineindenken. Unſer Waldſchratt da, der Mandrill, hat auch etwas unverkenn¬ bar paradiesvogelhaft „Buntes“ an ſich. Wangen nämlich und Gegenwangen. Hand aufs Herz: es iſt zwiſchen dieſem omi¬ nöſen Feuerwerk des Vaters Mandrill und den herrlichen Feder¬ raketen des männlichen Paradiesvogels, die unſere Menſchen¬ weiblein in kongenialem Rhythmotropismus ſo maſſenhaft auf ihre Pariſer Modehüte pflanzen, prinzipiell gar kein Unter¬ ſchied. Auch bei dem Vogel konzentriert ſich ein Hauptteil der Farbenpracht konſequent hinterwärts. Denke bloß an den Pfauenſchweif. Der Pfau ſchlägt, von uns männiglich bewundert, mit dem Schwanz ſein Rad und bannt damit in der unzwei¬ deutigſten Weiſe die Betrachtung auf den nämlichen Gegenpol, über dem das rote Nordlicht des Affen leuchtet, — nämlich in die Nähe der Vorbedingungen zur Miſchliebe.
In Hinſicht ſeines Gehirns ſteht dieſer Affe aber turm¬ hoch ſchon wieder über dem Vogel, und es iſt ſchlechterdings kein Grund einzuſehen, warum er ſein hinterwärtiges Spektrum nicht genau nach derſelben Methode erworben haben ſollte wie der Vogel. Charakteriſtiſch genug fehlt's auch, hier beim Mandrill wenigſtens, der Äffin, es fehlt auch dem jungen Tier und platzt nur ausgeſucht heraus beim Manne in der Liebeszeit. Die Liebe allein iſt das Prisma, das dieſen Regenbogen bricht.
Auch hier, wie bei den Paradiesvögeln, iſt über die Schönheit der Farben ſelbſt auch für unſer Menſchenauge kein
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wie die entlaſtete Kohlenſäure einer Champagnerflaſche, und
überſchäumt alles; je höher aber in der Kette des Lebendigen
hinauf, deſto mehr werden dabei geiſtige Bahnen benutzt. Das
ſcheint mir ein wahrer Leitſatz, der für die Erklärung der vor¬
handenen Lebensformen nicht vernachläſſigt werden darf.
Und von hier nun ein kurzer Sprung, ſo ſind wir mitten
in unſerem menſchlichen Nacktheitsproblem.
Zunächſt, ich will es nicht leugnen, mußt du dich in etwas
einigermaßen Dreckiges wieder einmal reſolut hineindenken.
Unſer Waldſchratt da, der Mandrill, hat auch etwas unverkenn¬
bar paradiesvogelhaft „Buntes“ an ſich. Wangen nämlich und
Gegenwangen. Hand aufs Herz: es iſt zwiſchen dieſem omi¬
nöſen Feuerwerk des Vaters Mandrill und den herrlichen Feder¬
raketen des männlichen Paradiesvogels, die unſere Menſchen¬
weiblein in kongenialem Rhythmotropismus ſo maſſenhaft auf
ihre Pariſer Modehüte pflanzen, prinzipiell gar kein Unter¬
ſchied. Auch bei dem Vogel konzentriert ſich ein Hauptteil
der Farbenpracht konſequent hinterwärts. Denke bloß an den
Pfauenſchweif. Der Pfau ſchlägt, von uns männiglich bewundert,
mit dem Schwanz ſein Rad und bannt damit in der unzwei¬
deutigſten Weiſe die Betrachtung auf den nämlichen Gegenpol,
über dem das rote Nordlicht des Affen leuchtet, — nämlich
in die Nähe der Vorbedingungen zur Miſchliebe.
In Hinſicht ſeines Gehirns ſteht dieſer Affe aber turm¬
hoch ſchon wieder über dem Vogel, und es iſt ſchlechterdings
kein Grund einzuſehen, warum er ſein hinterwärtiges Spektrum
nicht genau nach derſelben Methode erworben haben ſollte wie
der Vogel. Charakteriſtiſch genug fehlt's auch, hier beim
Mandrill wenigſtens, der Äffin, es fehlt auch dem jungen
Tier und platzt nur ausgeſucht heraus beim Manne in der
Liebeszeit. Die Liebe allein iſt das Prisma, das dieſen
Regenbogen bricht.
Auch hier, wie bei den Paradiesvögeln, iſt über die
Schönheit der Farben ſelbſt auch für unſer Menſchenauge kein
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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben03_1903/42>, abgerufen am 21.11.2024.
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