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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903.

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Du könntest also von dort her in ein merkwürdiges
Dilemma kommen. Der Urmensch hätte sich als Anzeichen
und kraft seiner erwachten Sittlichkeit eines Naturursprungs
geschämt, der keineswegs absolut unsittlich, sondern vielmehr eine
ebenso tiefe und reine Offenbarung des Gott-Natur-Geistes ist
wie Sonnenschein und Sternengang. Der Urmensch (der doch
schließlich wir selbst im Nebel der Dinge sind) fährt wirklich
besser, wenn wir ihn aus dieser Verwickelung lossprechen und
ganz schlicht fragen: was kann ihn für eine einfachste Nützlich¬
keit getrieben haben, seine Blöße zu bedecken, auch wo Wärme
und Kälte nicht in Betracht kamen? Du lege dafür die ganze
Kraft deiner Weltbetrachtung und deiner Achtung vor hohem
Weltengange in dieses kleine Wörtchen "Nützlichkeit" selber.
Das ist als Brücke des Weltfortschritts wirklich ein Weltwort
ersten Ranges und hat im tiefsten Sinn mehr "absolute Sitt¬
lichkeit" als irgend ein anderes.

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Du könnteſt alſo von dort her in ein merkwürdiges
Dilemma kommen. Der Urmenſch hätte ſich als Anzeichen
und kraft ſeiner erwachten Sittlichkeit eines Natururſprungs
geſchämt, der keineswegs abſolut unſittlich, ſondern vielmehr eine
ebenſo tiefe und reine Offenbarung des Gott-Natur-Geiſtes iſt
wie Sonnenſchein und Sternengang. Der Urmenſch (der doch
ſchließlich wir ſelbſt im Nebel der Dinge ſind) fährt wirklich
beſſer, wenn wir ihn aus dieſer Verwickelung losſprechen und
ganz ſchlicht fragen: was kann ihn für eine einfachſte Nützlich¬
keit getrieben haben, ſeine Blöße zu bedecken, auch wo Wärme
und Kälte nicht in Betracht kamen? Du lege dafür die ganze
Kraft deiner Weltbetrachtung und deiner Achtung vor hohem
Weltengange in dieſes kleine Wörtchen „Nützlichkeit“ ſelber.
Das iſt als Brücke des Weltfortſchritts wirklich ein Weltwort
erſten Ranges und hat im tiefſten Sinn mehr „abſolute Sitt¬
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[101/0115] Du könnteſt alſo von dort her in ein merkwürdiges Dilemma kommen. Der Urmenſch hätte ſich als Anzeichen und kraft ſeiner erwachten Sittlichkeit eines Natururſprungs geſchämt, der keineswegs abſolut unſittlich, ſondern vielmehr eine ebenſo tiefe und reine Offenbarung des Gott-Natur-Geiſtes iſt wie Sonnenſchein und Sternengang. Der Urmenſch (der doch ſchließlich wir ſelbſt im Nebel der Dinge ſind) fährt wirklich beſſer, wenn wir ihn aus dieſer Verwickelung losſprechen und ganz ſchlicht fragen: was kann ihn für eine einfachſte Nützlich¬ keit getrieben haben, ſeine Blöße zu bedecken, auch wo Wärme und Kälte nicht in Betracht kamen? Du lege dafür die ganze Kraft deiner Weltbetrachtung und deiner Achtung vor hohem Weltengange in dieſes kleine Wörtchen „Nützlichkeit“ ſelber. Das iſt als Brücke des Weltfortſchritts wirklich ein Weltwort erſten Ranges und hat im tiefſten Sinn mehr „abſolute Sitt¬ lichkeit“ als irgend ein anderes. [Abbildung]

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben03_1903/115>, abgerufen am 22.11.2024.