bist zoologisch gesprochen noch jetzt ein echtes Tier. Auch deine Lunge, dein Darm, dein Gehirn weisen den treuen Baustein aufs säuberlichste auf. Dein Leib, deine Organe, dein ganzes Du sind ein einziger großer Wunderbau aus Millionen winziger Zellen, genau so wie Hund, Regenwurm und Öl¬ baum es sind.
Da sprachen wir nun aber vorhin von einigen Organen deiner Menschlichkeit im besonderen. Von den Geschlechts¬ organen bei Mann und Weib. Es sind Organe, -- Organe im Grunde wie alle anderen auch. Ob du nun den weiblichen Eierstock nimmst oder den Darm oder die Lunge, -- du stehst auf alle Fälle vor einem Organ. Auch der Eierstock und ebenso das männliche Samenorgan sind aber als regelrechte Organe natürlich auch ihrerseits zusammengesetzt aus Zellen. Bloß daß diese Zellen eben auch hier ihre besonderen Ge¬ wohnheiten, ihre ganz besondere, nur ihnen im großen Menschen¬ leibe zufallende "Arbeit" haben. Sie saugen nicht Nahrung wie der Darm oder pumpen Blut wie das Herz. Ihre Auf¬ gabe ist eine ganz besonders merkwürdige.
Denke dir ein Zimmer in dem Hause mit den besagten Backsteinwänden. In diesem Zimmer vollzieht sich ein verrückter Spuk. Von Zeit zu Zeit regt es sich in der Wand, die Tapete klafft, und es fällt ein einzelner Ziegel aus dem Mauerverbande heraus mitten ins Zimmer hinein. Kaum ist er da, so beginnt er zu krabbeln. Krabbelt durch die Thür und schließlich gar aus dem Hause heraus. Und wächst draußen nach allerlei Aben¬ teuern und nachdem er noch mit einem zweiten losen Ziegel¬ stein eines Nachbarhauses zusammengekommen ist, zu einem kleinen neuen Hause selbstthätig auf.
Buchstäblich so geht es mit unseren menschlichen Zellen¬ häusern Mann und Weib. Von Zeit zu Zeit löst sich von der Zellwand des männlichen Samenorgans eine einzelne Zelle ab und wandert aus dem ganzen Hause heraus. Sie sucht ein weibliches Menschenhaus. Dort hat sich im Eierorgan eben¬
biſt zoologiſch geſprochen noch jetzt ein echtes Tier. Auch deine Lunge, dein Darm, dein Gehirn weiſen den treuen Bauſtein aufs ſäuberlichſte auf. Dein Leib, deine Organe, dein ganzes Du ſind ein einziger großer Wunderbau aus Millionen winziger Zellen, genau ſo wie Hund, Regenwurm und Öl¬ baum es ſind.
Da ſprachen wir nun aber vorhin von einigen Organen deiner Menſchlichkeit im beſonderen. Von den Geſchlechts¬ organen bei Mann und Weib. Es ſind Organe, — Organe im Grunde wie alle anderen auch. Ob du nun den weiblichen Eierſtock nimmſt oder den Darm oder die Lunge, — du ſtehſt auf alle Fälle vor einem Organ. Auch der Eierſtock und ebenſo das männliche Samenorgan ſind aber als regelrechte Organe natürlich auch ihrerſeits zuſammengeſetzt aus Zellen. Bloß daß dieſe Zellen eben auch hier ihre beſonderen Ge¬ wohnheiten, ihre ganz beſondere, nur ihnen im großen Menſchen¬ leibe zufallende „Arbeit“ haben. Sie ſaugen nicht Nahrung wie der Darm oder pumpen Blut wie das Herz. Ihre Auf¬ gabe iſt eine ganz beſonders merkwürdige.
Denke dir ein Zimmer in dem Hauſe mit den beſagten Backſteinwänden. In dieſem Zimmer vollzieht ſich ein verrückter Spuk. Von Zeit zu Zeit regt es ſich in der Wand, die Tapete klafft, und es fällt ein einzelner Ziegel aus dem Mauerverbande heraus mitten ins Zimmer hinein. Kaum iſt er da, ſo beginnt er zu krabbeln. Krabbelt durch die Thür und ſchließlich gar aus dem Hauſe heraus. Und wächſt draußen nach allerlei Aben¬ teuern und nachdem er noch mit einem zweiten loſen Ziegel¬ ſtein eines Nachbarhauſes zuſammengekommen iſt, zu einem kleinen neuen Hauſe ſelbſtthätig auf.
Buchſtäblich ſo geht es mit unſeren menſchlichen Zellen¬ häuſern Mann und Weib. Von Zeit zu Zeit löſt ſich von der Zellwand des männlichen Samenorgans eine einzelne Zelle ab und wandert aus dem ganzen Hauſe heraus. Sie ſucht ein weibliches Menſchenhaus. Dort hat ſich im Eierorgan eben¬
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biſt zoologiſch geſprochen noch jetzt ein echtes Tier. Auch deine
Lunge, dein Darm, dein Gehirn weiſen den treuen Bauſtein
aufs ſäuberlichſte auf. Dein Leib, deine Organe, dein ganzes
Du ſind ein einziger großer Wunderbau aus Millionen
winziger Zellen, genau ſo wie Hund, Regenwurm und Öl¬
baum es ſind.
Da ſprachen wir nun aber vorhin von einigen Organen
deiner Menſchlichkeit im beſonderen. Von den Geſchlechts¬
organen bei Mann und Weib. Es ſind Organe, — Organe
im Grunde wie alle anderen auch. Ob du nun den weiblichen
Eierſtock nimmſt oder den Darm oder die Lunge, — du ſtehſt
auf alle Fälle vor einem Organ. Auch der Eierſtock und
ebenſo das männliche Samenorgan ſind aber als regelrechte
Organe natürlich auch ihrerſeits zuſammengeſetzt aus Zellen.
Bloß daß dieſe Zellen eben auch hier ihre beſonderen Ge¬
wohnheiten, ihre ganz beſondere, nur ihnen im großen Menſchen¬
leibe zufallende „Arbeit“ haben. Sie ſaugen nicht Nahrung
wie der Darm oder pumpen Blut wie das Herz. Ihre Auf¬
gabe iſt eine ganz beſonders merkwürdige.
Denke dir ein Zimmer in dem Hauſe mit den beſagten
Backſteinwänden. In dieſem Zimmer vollzieht ſich ein verrückter
Spuk. Von Zeit zu Zeit regt es ſich in der Wand, die Tapete
klafft, und es fällt ein einzelner Ziegel aus dem Mauerverbande
heraus mitten ins Zimmer hinein. Kaum iſt er da, ſo beginnt
er zu krabbeln. Krabbelt durch die Thür und ſchließlich gar aus
dem Hauſe heraus. Und wächſt draußen nach allerlei Aben¬
teuern und nachdem er noch mit einem zweiten loſen Ziegel¬
ſtein eines Nachbarhauſes zuſammengekommen iſt, zu einem
kleinen neuen Hauſe ſelbſtthätig auf.
Buchſtäblich ſo geht es mit unſeren menſchlichen Zellen¬
häuſern Mann und Weib. Von Zeit zu Zeit löſt ſich von der
Zellwand des männlichen Samenorgans eine einzelne Zelle ab
und wandert aus dem ganzen Hauſe heraus. Sie ſucht ein
weibliches Menſchenhaus. Dort hat ſich im Eierorgan eben¬
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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 1. Florenz u. a., 1898, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben01_1898/77>, abgerufen am 22.11.2024.
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