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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 1. Florenz u. a., 1898.

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herrschende, ausbeutende, faulenzende höchste Kaste und die
"Arbeiterinnen" im Sinne solcher Kasten und Sozialstände aus¬
gebeutete Proletarier.

Die vermeintliche "Königin" ist einfach nichts mehr und
nichts minder als das "Weib" des Staates. Das Weib!
Die vermeintlichen Drohnenaristokraten sind die "Männer" des
Staates. Die Männer! Die vermeintlichen Arbeiterinnen
aber sind die "Kinderpfleger" des Staates, die Pflegeeltern,
denen ausschließlich die Sorge um die jungen Generationen zu¬
fällt; gleichsam als ein Anhängsel dieser Kinderpflege haben sie
bloß auch noch die Pflege der wirklichen Eltern -- der Drohnen
und der Königin -- mit übernommen, so daß sie in Wahrheit
allerdings die ganze Arbeitsleistung im Stock mit einziger
Ausnahme des Begattens und Eierlegens auf den Schultern
tragen.

Also ein Weib, -- Männer, -- Kinderpflegerinnen und
Kinder -- -- du siehst: das Grundelement dieses Staates
sind einfach die wesentlichsten Stücke des Begriffs "Familie".
Dieser ganze Riesenklumpen von vielen tausenden sozial ver¬
einigten Tieren bildet im innersten Bau nichts anderes, als
eine einzige ungeheuere Familie. Allerdings: die Details
sind nun doch höchst seltsam. Sie zeigen dir die Biene aber¬
mals als eine ganz tolle individuelle Experimentatorin hin¬
sichtlich der großen Sache, die sich hinter den Worten Liebe,
Ehe, Familie birgt. Eine tollkühne, -- aber keine eigentlich
glückliche!

Es thut zunächst not, daß du dir zur klaren Enträtselung
einmal einen gewissen Ausgangspunkt fixierst, über den hinweg
experimentiert worden ist. Erinnere dich also an Kellertier
und Spinne. Beides Gliedertierformen, die noch wesentlich
tiefer stehen als die Biene und die, wenn schon gewiß nicht in
direkter Linie, so doch irgendwie und annähernd mit den Ahnen
auch der Bienen zusammenhängend sind. Was hattest du dort?
Mann. Weib. Kind. Aber keine besondere "Kinderpflegerin".

herrſchende, ausbeutende, faulenzende höchſte Kaſte und die
„Arbeiterinnen“ im Sinne ſolcher Kaſten und Sozialſtände aus¬
gebeutete Proletarier.

Die vermeintliche „Königin“ iſt einfach nichts mehr und
nichts minder als das „Weib“ des Staates. Das Weib!
Die vermeintlichen Drohnenariſtokraten ſind die „Männer“ des
Staates. Die Männer! Die vermeintlichen Arbeiterinnen
aber ſind die „Kinderpfleger“ des Staates, die Pflegeeltern,
denen ausſchließlich die Sorge um die jungen Generationen zu¬
fällt; gleichſam als ein Anhängſel dieſer Kinderpflege haben ſie
bloß auch noch die Pflege der wirklichen Eltern — der Drohnen
und der Königin — mit übernommen, ſo daß ſie in Wahrheit
allerdings die ganze Arbeitsleiſtung im Stock mit einziger
Ausnahme des Begattens und Eierlegens auf den Schultern
tragen.

Alſo ein Weib, — Männer, — Kinderpflegerinnen und
Kinder — — du ſiehſt: das Grundelement dieſes Staates
ſind einfach die weſentlichſten Stücke des Begriffs „Familie“.
Dieſer ganze Rieſenklumpen von vielen tauſenden ſozial ver¬
einigten Tieren bildet im innerſten Bau nichts anderes, als
eine einzige ungeheuere Familie. Allerdings: die Details
ſind nun doch höchſt ſeltſam. Sie zeigen dir die Biene aber¬
mals als eine ganz tolle individuelle Experimentatorin hin¬
ſichtlich der großen Sache, die ſich hinter den Worten Liebe,
Ehe, Familie birgt. Eine tollkühne, — aber keine eigentlich
glückliche!

Es thut zunächſt not, daß du dir zur klaren Enträtſelung
einmal einen gewiſſen Ausgangspunkt fixierſt, über den hinweg
experimentiert worden iſt. Erinnere dich alſo an Kellertier
und Spinne. Beides Gliedertierformen, die noch weſentlich
tiefer ſtehen als die Biene und die, wenn ſchon gewiß nicht in
direkter Linie, ſo doch irgendwie und annähernd mit den Ahnen
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[392/0408] herrſchende, ausbeutende, faulenzende höchſte Kaſte und die „Arbeiterinnen“ im Sinne ſolcher Kaſten und Sozialſtände aus¬ gebeutete Proletarier. Die vermeintliche „Königin“ iſt einfach nichts mehr und nichts minder als das „Weib“ des Staates. Das Weib! Die vermeintlichen Drohnenariſtokraten ſind die „Männer“ des Staates. Die Männer! Die vermeintlichen Arbeiterinnen aber ſind die „Kinderpfleger“ des Staates, die Pflegeeltern, denen ausſchließlich die Sorge um die jungen Generationen zu¬ fällt; gleichſam als ein Anhängſel dieſer Kinderpflege haben ſie bloß auch noch die Pflege der wirklichen Eltern — der Drohnen und der Königin — mit übernommen, ſo daß ſie in Wahrheit allerdings die ganze Arbeitsleiſtung im Stock mit einziger Ausnahme des Begattens und Eierlegens auf den Schultern tragen. Alſo ein Weib, — Männer, — Kinderpflegerinnen und Kinder — — du ſiehſt: das Grundelement dieſes Staates ſind einfach die weſentlichſten Stücke des Begriffs „Familie“. Dieſer ganze Rieſenklumpen von vielen tauſenden ſozial ver¬ einigten Tieren bildet im innerſten Bau nichts anderes, als eine einzige ungeheuere Familie. Allerdings: die Details ſind nun doch höchſt ſeltſam. Sie zeigen dir die Biene aber¬ mals als eine ganz tolle individuelle Experimentatorin hin¬ ſichtlich der großen Sache, die ſich hinter den Worten Liebe, Ehe, Familie birgt. Eine tollkühne, — aber keine eigentlich glückliche! Es thut zunächſt not, daß du dir zur klaren Enträtſelung einmal einen gewiſſen Ausgangspunkt fixierſt, über den hinweg experimentiert worden iſt. Erinnere dich alſo an Kellertier und Spinne. Beides Gliedertierformen, die noch weſentlich tiefer ſtehen als die Biene und die, wenn ſchon gewiß nicht in direkter Linie, ſo doch irgendwie und annähernd mit den Ahnen auch der Bienen zuſammenhängend ſind. Was hatteſt du dort? Mann. Weib. Kind. Aber keine beſondere „Kinderpflegerin“.

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 1. Florenz u. a., 1898, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben01_1898/408>, abgerufen am 23.11.2024.