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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 1. Florenz u. a., 1898.

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Weiber. Also alle Voraussetzungen der zweiten, mittleren
Generation erfüllt!

Nun fragt sich bloß noch folgendes. Stammt auch die
Bienenkönigin selber aus einer echten ganzgeschlechtlichen Zeugung
zwischen Mann und Weib? Und vollführen die von unserer
Königin "parthogenetisch" gezeugten Männer, das heißt: die
erwähnten Frühjahrsdrohnen des zweiten Jahres, abermals mit
Weibern regelrechte Begattungen, so daß die Kette sich wieder
neu knüpft? Da wären wir aber glücklich gerade wieder zum
rechten Ort auf unserem Haupttext, und ich brauche dir nur
einfach in diesem weiter zu erzählen, so siehst du: ja, es ist
auch in diesen beiden Punkten alles ganz und gar jenem
theoretischen Falle gleich.

Zunächst gleich noch eins zur Klärung. Unsere Königin
zeugte bisheran thatsächlich aus ihren befruchteten Eiern nur
Vestalinnen, die zwar Weiber waren, aber doch keine eigentlich
leistungsfähigen. Jetzt, nachdem auch die Drohnen noch (un¬
befruchtet) gezeugt sind, kommt gleichsam als Krone von allem
ein drittes: sie zeugt auch noch geschlechtsfähige Weiber.
Das ist aber so zu verstehen.

Kaum sind die Drohnenzellen gebaut und belegt, so zeigt
sich die plötzliche Neuerungssucht der guten bauenden Vestalinnen
in einem noch seltsameren Werke. Sie bauen nämlich flaschen¬
förmige, noch größere und noch solidere Zellen. Diesmal meist
nur ein paar. Aber die sind auch nun bestimmt, die wichtig¬
sten des ganzen Stocks zu werden. Nichts geringeres soll

Weiber. Alſo alle Vorausſetzungen der zweiten, mittleren
Generation erfüllt!

Nun fragt ſich bloß noch folgendes. Stammt auch die
Bienenkönigin ſelber aus einer echten ganzgeſchlechtlichen Zeugung
zwiſchen Mann und Weib? Und vollführen die von unſerer
Königin „parthogenetiſch“ gezeugten Männer, das heißt: die
erwähnten Frühjahrsdrohnen des zweiten Jahres, abermals mit
Weibern regelrechte Begattungen, ſo daß die Kette ſich wieder
neu knüpft? Da wären wir aber glücklich gerade wieder zum
rechten Ort auf unſerem Haupttext, und ich brauche dir nur
einfach in dieſem weiter zu erzählen, ſo ſiehſt du: ja, es iſt
auch in dieſen beiden Punkten alles ganz und gar jenem
theoretiſchen Falle gleich.

Zunächſt gleich noch eins zur Klärung. Unſere Königin
zeugte bisheran thatſächlich aus ihren befruchteten Eiern nur
Veſtalinnen, die zwar Weiber waren, aber doch keine eigentlich
leiſtungsfähigen. Jetzt, nachdem auch die Drohnen noch (un¬
befruchtet) gezeugt ſind, kommt gleichſam als Krone von allem
ein drittes: ſie zeugt auch noch geſchlechtsfähige Weiber.
Das iſt aber ſo zu verſtehen.

Kaum ſind die Drohnenzellen gebaut und belegt, ſo zeigt
ſich die plötzliche Neuerungsſucht der guten bauenden Veſtalinnen
in einem noch ſeltſameren Werke. Sie bauen nämlich flaſchen¬
förmige, noch größere und noch ſolidere Zellen. Diesmal meiſt
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[382/0398] Weiber. Alſo alle Vorausſetzungen der zweiten, mittleren Generation erfüllt! Nun fragt ſich bloß noch folgendes. Stammt auch die Bienenkönigin ſelber aus einer echten ganzgeſchlechtlichen Zeugung zwiſchen Mann und Weib? Und vollführen die von unſerer Königin „parthogenetiſch“ gezeugten Männer, das heißt: die erwähnten Frühjahrsdrohnen des zweiten Jahres, abermals mit Weibern regelrechte Begattungen, ſo daß die Kette ſich wieder neu knüpft? Da wären wir aber glücklich gerade wieder zum rechten Ort auf unſerem Haupttext, und ich brauche dir nur einfach in dieſem weiter zu erzählen, ſo ſiehſt du: ja, es iſt auch in dieſen beiden Punkten alles ganz und gar jenem theoretiſchen Falle gleich. Zunächſt gleich noch eins zur Klärung. Unſere Königin zeugte bisheran thatſächlich aus ihren befruchteten Eiern nur Veſtalinnen, die zwar Weiber waren, aber doch keine eigentlich leiſtungsfähigen. Jetzt, nachdem auch die Drohnen noch (un¬ befruchtet) gezeugt ſind, kommt gleichſam als Krone von allem ein drittes: ſie zeugt auch noch geſchlechtsfähige Weiber. Das iſt aber ſo zu verſtehen. Kaum ſind die Drohnenzellen gebaut und belegt, ſo zeigt ſich die plötzliche Neuerungsſucht der guten bauenden Veſtalinnen in einem noch ſeltſameren Werke. Sie bauen nämlich flaſchen¬ förmige, noch größere und noch ſolidere Zellen. Diesmal meiſt nur ein paar. Aber die ſind auch nun beſtimmt, die wichtig¬ ſten des ganzen Stocks zu werden. Nichts geringeres ſoll

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 1. Florenz u. a., 1898, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben01_1898/398>, abgerufen am 10.05.2024.