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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 1. Florenz u. a., 1898.

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Gegenteil umkippend an der äußersten Extremgrenze) und das
Aufsuchen eines zweiten Zwitters nötig würde. Merke dir den
tollen Fall, unsere Betrachtung lenkt noch wieder hierher zurück.

Daneben stelle dir die Bonellia, die "grüne" zubenannt,
und nach jeder Richtung einer der wunderbarsten Würmer der
Welt, der auch in der Art seiner Ehe nicht leicht seines¬
gleichen hat.

Es giebt eine lustige Legende bei den Batakvölkern auf
Sumatra. Ein böser Hausfreund will einem braven Ehe¬
mann durchaus die Frau abspenstig machen. Umsonst, er findet
keine Thür zu ihrem Herzen. Was thut er? Er verwandelt
sich in einen süßen Apfel und gleißt am Baum. Die Frau
bekommt just ein Schwangerschaftsgelüst, bricht den Apfel und
ißt ihn auf. Da, heißt es, frohlockte der schlechte Geselle tief
drinnen im Magen und rief: "Heisa, so hab' ich's doch er¬
reicht!" Dem guten Batak macht's in seiner Anatomie wohl
nicht viel aus, ob Herz oder Magen. Wenn du aber die Ehe¬
verhältnisse der Bonellia studierst, so meinst du, die schöne
Historia sei die eigens für sie erfundene Schöpfungslegende.

Die Bonellia ähnelt in ihrer gewöhnlichen Erscheinungs¬
form einer kleinen dunkelgrünen Essiggurke von etwa fünf
Zentimeter Länge, aus der eine Art dehnbaren Stieles oder
Keims noch um ein mehrfaches länger hervorwächst, der sich
vorne gabelt wie eine Weinranke. So liegt sie unter Steinen
im Schlamm des Adriatischen Meeres, die Gurke ist der Leib
und der Stiel der Rüssel, das ganze zuwidere Vieh in dieser
Gestalt aber ist zunächst bloß das weibliche Tier, die Bonellia¬
frau. Das Problem, den Mann neben ihr zu finden, geht
in seiner Schwierigkeit weit über die Witzblattfrage: "Wo ist
die Katz?"

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Gegenteil umkippend an der äußerſten Extremgrenze) und das
Aufſuchen eines zweiten Zwitters nötig würde. Merke dir den
tollen Fall, unſere Betrachtung lenkt noch wieder hierher zurück.

Daneben ſtelle dir die Bonellia, die „grüne“ zubenannt,
und nach jeder Richtung einer der wunderbarſten Würmer der
Welt, der auch in der Art ſeiner Ehe nicht leicht ſeines¬
gleichen hat.

Es giebt eine luſtige Legende bei den Batakvölkern auf
Sumatra. Ein böſer Hausfreund will einem braven Ehe¬
mann durchaus die Frau abſpenſtig machen. Umſonſt, er findet
keine Thür zu ihrem Herzen. Was thut er? Er verwandelt
ſich in einen ſüßen Apfel und gleißt am Baum. Die Frau
bekommt juſt ein Schwangerſchaftsgelüſt, bricht den Apfel und
ißt ihn auf. Da, heißt es, frohlockte der ſchlechte Geſelle tief
drinnen im Magen und rief: „Heiſa, ſo hab' ich's doch er¬
reicht!“ Dem guten Batak macht's in ſeiner Anatomie wohl
nicht viel aus, ob Herz oder Magen. Wenn du aber die Ehe¬
verhältniſſe der Bonellia ſtudierſt, ſo meinſt du, die ſchöne
Hiſtoria ſei die eigens für ſie erfundene Schöpfungslegende.

Die Bonellia ähnelt in ihrer gewöhnlichen Erſcheinungs¬
form einer kleinen dunkelgrünen Eſſiggurke von etwa fünf
Zentimeter Länge, aus der eine Art dehnbaren Stieles oder
Keims noch um ein mehrfaches länger hervorwächſt, der ſich
vorne gabelt wie eine Weinranke. So liegt ſie unter Steinen
im Schlamm des Adriatiſchen Meeres, die Gurke iſt der Leib
und der Stiel der Rüſſel, das ganze zuwidere Vieh in dieſer
Geſtalt aber iſt zunächſt bloß das weibliche Tier, die Bonellia¬
frau. Das Problem, den Mann neben ihr zu finden, geht
in ſeiner Schwierigkeit weit über die Witzblattfrage: „Wo iſt
die Katz?“

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[259/0275] Gegenteil umkippend an der äußerſten Extremgrenze) und das Aufſuchen eines zweiten Zwitters nötig würde. Merke dir den tollen Fall, unſere Betrachtung lenkt noch wieder hierher zurück. Daneben ſtelle dir die Bonellia, die „grüne“ zubenannt, und nach jeder Richtung einer der wunderbarſten Würmer der Welt, der auch in der Art ſeiner Ehe nicht leicht ſeines¬ gleichen hat. Es giebt eine luſtige Legende bei den Batakvölkern auf Sumatra. Ein böſer Hausfreund will einem braven Ehe¬ mann durchaus die Frau abſpenſtig machen. Umſonſt, er findet keine Thür zu ihrem Herzen. Was thut er? Er verwandelt ſich in einen ſüßen Apfel und gleißt am Baum. Die Frau bekommt juſt ein Schwangerſchaftsgelüſt, bricht den Apfel und ißt ihn auf. Da, heißt es, frohlockte der ſchlechte Geſelle tief drinnen im Magen und rief: „Heiſa, ſo hab' ich's doch er¬ reicht!“ Dem guten Batak macht's in ſeiner Anatomie wohl nicht viel aus, ob Herz oder Magen. Wenn du aber die Ehe¬ verhältniſſe der Bonellia ſtudierſt, ſo meinſt du, die ſchöne Hiſtoria ſei die eigens für ſie erfundene Schöpfungslegende. Die Bonellia ähnelt in ihrer gewöhnlichen Erſcheinungs¬ form einer kleinen dunkelgrünen Eſſiggurke von etwa fünf Zentimeter Länge, aus der eine Art dehnbaren Stieles oder Keims noch um ein mehrfaches länger hervorwächſt, der ſich vorne gabelt wie eine Weinranke. So liegt ſie unter Steinen im Schlamm des Adriatiſchen Meeres, die Gurke iſt der Leib und der Stiel der Rüſſel, das ganze zuwidere Vieh in dieſer Geſtalt aber iſt zunächſt bloß das weibliche Tier, die Bonellia¬ frau. Das Problem, den Mann neben ihr zu finden, geht in ſeiner Schwierigkeit weit über die Witzblattfrage: „Wo iſt die Katz?“ 17*

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 1. Florenz u. a., 1898, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben01_1898/275>, abgerufen am 24.11.2024.