durch die an den Rändern befindlichen kleinen Löcher erkennen lassen, dass sie einst überzogen waren. Diese praktische Einrichtung fand auch im 16. Jahrhundert Eingang in die Truppenkörper nament- lich der italienischen und spanischen, aber auch die leichte Reiterei in Deutschland war mit solchen überzogenen Helmen um 1570 aus- gerüstet.
Die grosse Schwierigkeit der Fertigung der Helme brachte schon im frühesten Mittelalter die Helmschmiede zu hohem Ansehen. Die Technik des Austreibens der Glocke entwickelte sich vom Anfange des 16. Jahrhunderts in solchem Grade, dass die Arbeiter nicht nur die Scheitelstücke, sondern aus diesen auch 10 bis 12 cm. hohe Kämme heraustrieben. Erst im 16. Jahrhundert lässt diese Fertigkeit nach, der grosse Bedarf an Helmen, die Zunahme des Wertes der menschlichen Arbeit, beide Faktoren trieben die Preise der getriebenen Helme zu unerschwinglicher Höhe hinauf. Man suchte sich zu helfen und fertigte die Helme, Sturmhauben, Morions und Gugeln, aus zwei Hälften, die dann zu einem Ganzen zusammen- genietet und verschweisst wurden. Derlei Stücke haben natürlich auch für den Sammler einen minderen Wert, da sie nicht aus dem Stück, sondern aus vorbereitetem Schlagblech getrieben sind.
Bevor wir diesen Abschnitt schliessen, mögen noch einige Worte über die Sitte hier angeführt werden, die Helme und hier besonders jene zum Turniergebrauche mit Federn oder federartig gestalteten Aufsätzen zu zieren. Bis ans Ende des 15. Jahrhunderts begegnet man und besonders an Turnierzeugen den plastischen Zimieren. Mit diesen aber kommen schon häufig kleinere und grössere Feder- büsche (pennacchio, penacho) in Verbindung. Im Kriege wurden, als die Söldnerheere sich mehr entwickelten, nur kleine Federbüsche oder auch nur Laubwerk auf den Helmen und Hauben getragen. Die Befestigung erfolgte bei Helmen, Sturmhauben, Morions und Gugeln, rückwärts, bei Eisenhüten und Kappen gewöhnlich seitwärts, wozu eigene Federhülsen angebracht waren. Letztere bestehen bei deutschen Helmen und Hauben aus verzierten Hülsen aus Mes- sing, bei italienischen zuweilen auch aus schildförmigen, ornamentierten, stark ausgebauchten Plättchen, die den italienischen Kartouchen ähnlich geformt sind. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde es in Italien Mode, bei festlichen Aufzügen, Turnieren und dergl. auf den Helmen riesige Federbüsche von Meterhöhe, ganze Systeme auf den Helmen zu tragen, die in seltensten Fällen aus wirklichen Federn, sondern aus Imitationen von Seide oder Schafwolle bestanden. Diese etwas barocke Sitte verbreitete sich auch an die deutschen Höfe. Zur Be- festigung dieser monströsen und schweren Verzierungen mussten die Helme eigene Vorrichtungen auf den Kämmen besitzen. Von diesen mechanischen Vorrichtungen haben sich noch einige in den Samm- lungen erhalten, bei vielen Helmen finden sich aber noch die Spuren
1. Der Helm.
durch die an den Rändern befindlichen kleinen Löcher erkennen lassen, daſs sie einst überzogen waren. Diese praktische Einrichtung fand auch im 16. Jahrhundert Eingang in die Truppenkörper nament- lich der italienischen und spanischen, aber auch die leichte Reiterei in Deutschland war mit solchen überzogenen Helmen um 1570 aus- gerüstet.
Die groſse Schwierigkeit der Fertigung der Helme brachte schon im frühesten Mittelalter die Helmschmiede zu hohem Ansehen. Die Technik des Austreibens der Glocke entwickelte sich vom Anfange des 16. Jahrhunderts in solchem Grade, daſs die Arbeiter nicht nur die Scheitelstücke, sondern aus diesen auch 10 bis 12 cm. hohe Kämme heraustrieben. Erst im 16. Jahrhundert läſst diese Fertigkeit nach, der groſse Bedarf an Helmen, die Zunahme des Wertes der menschlichen Arbeit, beide Faktoren trieben die Preise der getriebenen Helme zu unerschwinglicher Höhe hinauf. Man suchte sich zu helfen und fertigte die Helme, Sturmhauben, Morions und Gugeln, aus zwei Hälften, die dann zu einem Ganzen zusammen- genietet und verschweiſst wurden. Derlei Stücke haben natürlich auch für den Sammler einen minderen Wert, da sie nicht aus dem Stück, sondern aus vorbereitetem Schlagblech getrieben sind.
Bevor wir diesen Abschnitt schlieſsen, mögen noch einige Worte über die Sitte hier angeführt werden, die Helme und hier besonders jene zum Turniergebrauche mit Federn oder federartig gestalteten Aufsätzen zu zieren. Bis ans Ende des 15. Jahrhunderts begegnet man und besonders an Turnierzeugen den plastischen Zimieren. Mit diesen aber kommen schon häufig kleinere und gröſsere Feder- büsche (pennacchio, penacho) in Verbindung. Im Kriege wurden, als die Söldnerheere sich mehr entwickelten, nur kleine Federbüsche oder auch nur Laubwerk auf den Helmen und Hauben getragen. Die Befestigung erfolgte bei Helmen, Sturmhauben, Morions und Gugeln, rückwärts, bei Eisenhüten und Kappen gewöhnlich seitwärts, wozu eigene Federhülsen angebracht waren. Letztere bestehen bei deutschen Helmen und Hauben aus verzierten Hülsen aus Mes- sing, bei italienischen zuweilen auch aus schildförmigen, ornamentierten, stark ausgebauchten Plättchen, die den italienischen Kartouchen ähnlich geformt sind. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde es in Italien Mode, bei festlichen Aufzügen, Turnieren und dergl. auf den Helmen riesige Federbüsche von Meterhöhe, ganze Systeme auf den Helmen zu tragen, die in seltensten Fällen aus wirklichen Federn, sondern aus Imitationen von Seide oder Schafwolle bestanden. Diese etwas barocke Sitte verbreitete sich auch an die deutschen Höfe. Zur Be- festigung dieser monströsen und schweren Verzierungen muſsten die Helme eigene Vorrichtungen auf den Kämmen besitzen. Von diesen mechanischen Vorrichtungen haben sich noch einige in den Samm- lungen erhalten, bei vielen Helmen finden sich aber noch die Spuren
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[59/0077]
1. Der Helm.
durch die an den Rändern befindlichen kleinen Löcher erkennen
lassen, daſs sie einst überzogen waren. Diese praktische Einrichtung
fand auch im 16. Jahrhundert Eingang in die Truppenkörper nament-
lich der italienischen und spanischen, aber auch die leichte Reiterei
in Deutschland war mit solchen überzogenen Helmen um 1570 aus-
gerüstet.
Die groſse Schwierigkeit der Fertigung der Helme brachte schon
im frühesten Mittelalter die Helmschmiede zu hohem Ansehen. Die
Technik des Austreibens der Glocke entwickelte sich vom Anfange
des 16. Jahrhunderts in solchem Grade, daſs die Arbeiter nicht
nur die Scheitelstücke, sondern aus diesen auch 10 bis 12 cm.
hohe Kämme heraustrieben. Erst im 16. Jahrhundert läſst diese
Fertigkeit nach, der groſse Bedarf an Helmen, die Zunahme des
Wertes der menschlichen Arbeit, beide Faktoren trieben die Preise
der getriebenen Helme zu unerschwinglicher Höhe hinauf. Man
suchte sich zu helfen und fertigte die Helme, Sturmhauben, Morions
und Gugeln, aus zwei Hälften, die dann zu einem Ganzen zusammen-
genietet und verschweiſst wurden. Derlei Stücke haben natürlich
auch für den Sammler einen minderen Wert, da sie nicht aus dem
Stück, sondern aus vorbereitetem Schlagblech getrieben sind.
Bevor wir diesen Abschnitt schlieſsen, mögen noch einige Worte
über die Sitte hier angeführt werden, die Helme und hier besonders
jene zum Turniergebrauche mit Federn oder federartig gestalteten
Aufsätzen zu zieren. Bis ans Ende des 15. Jahrhunderts begegnet
man und besonders an Turnierzeugen den plastischen Zimieren.
Mit diesen aber kommen schon häufig kleinere und gröſsere Feder-
büsche (pennacchio, penacho) in Verbindung. Im Kriege wurden,
als die Söldnerheere sich mehr entwickelten, nur kleine Federbüsche
oder auch nur Laubwerk auf den Helmen und Hauben getragen.
Die Befestigung erfolgte bei Helmen, Sturmhauben, Morions und Gugeln,
rückwärts, bei Eisenhüten und Kappen gewöhnlich seitwärts, wozu
eigene Federhülsen angebracht waren. Letztere bestehen bei
deutschen Helmen und Hauben aus verzierten Hülsen aus Mes-
sing, bei italienischen zuweilen auch aus schildförmigen, ornamentierten,
stark ausgebauchten Plättchen, die den italienischen Kartouchen ähnlich
geformt sind. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde es
in Italien Mode, bei festlichen Aufzügen, Turnieren und dergl. auf
den Helmen riesige Federbüsche von Meterhöhe, ganze Systeme auf
den Helmen zu tragen, die in seltensten Fällen aus wirklichen Federn,
sondern aus Imitationen von Seide oder Schafwolle bestanden. Diese etwas
barocke Sitte verbreitete sich auch an die deutschen Höfe. Zur Be-
festigung dieser monströsen und schweren Verzierungen muſsten die
Helme eigene Vorrichtungen auf den Kämmen besitzen. Von diesen
mechanischen Vorrichtungen haben sich noch einige in den Samm-
lungen erhalten, bei vielen Helmen finden sich aber noch die Spuren
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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/77>, abgerufen am 03.12.2024.
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