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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

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VI. Die hervorragendsten Waffensammlungen.
der Stelle ein Jagdschlösschen der Kaiserin Katharina II. in der
Art des Trianon. Kaiser Alexander I. liess es um 1801 abbrechen
und dafür das gegenwärtige Gebäude zur Unterbringung der zahl-
reichen, von ihm selbst in allen Ländern erkauften und sonst erwor-
benen Waffen errichten. Schon unter Alexander I. nahm der Sammel-
trieb die Richtung auf orientalische Gegenstände, später erweiterte
sich das Programm und ging auch auf indische und altrussische aus
den jetzigen Gebieten des Reiches aus. Die Sammlung ist den vor-
handenen Räumlichkeiten entsprechend in 6 Abteilungen aufgestellt.
Sie verteilt sich in das Erdgeschoss, die Gewehrkammer, den grossen
Saal, das türkische Kabinett, das indo-musulmanische und in das
russische Kabinett. Ausserdem enthält noch das Stiegenhaus zahlreiche
Waffenstücke. Die Sammlung bewahrt fast durchgängig in ihrer künst-
lerischen Ausführung auserlesene Stücke; bei der Art der Erwerbung
sind aber auch viele Stücke hinzugekommen, die aus anderen grossen
Sammlungen stammen; so aus Paris, aus Wien etc. Viele der kost-
barsten Stücke erwarb Kaiser Alexander in Paris und Florenz. Die
orientalische Abteilung ist die reichste und vollständigste der Welt,
und sie wird noch heute nach systematischem Plane vermehrt. Die
Sammlung zählt an 5000 Nummern.

18. Die Armeria Reale zu Turin.

Der Gründer der kostbaren Armeria Reale zu Turin ist Karl
Emanuel
I. von Savoyen. Gleich Wilhelm V. von Bayern, August I.
von Sachsen, Erzherzog Ferdinand von Tirol war auch dieser kunst-
liebende Fürst bestrebt, hervorragende Kunstwerke und Andenken
berühmter Helden zu sammeln. Das Gebäude, worin die Sammlung
früher aufgestellt war, wurde durch Brand zerstört. Dies war die
Veranlassung, dass sie in das Arsenal übertragen und von dem Grafen
Vittorio di Seissel d'Aix neu geordnet wurde. Ihre Wiedereröff-
nung fand im Frühjahre 1837 statt. Nach Demolierung des alten
Arsenales ordnete König Viktor Emanuel ihre Überführung in den
königlichen Palast an, wo sie in dem östlichen Flügel gegenüber dem
Palazzo Madama in einem grossen galerieartigen und einem etwas
kleineren Saale untergebracht wurde. Die königliche Armeria enthält
viele Stücke, welche nicht strenge ins Waffenfach gehören; so u. a.
zahlreiche Geschenke von Fürsten, Kommunen u. dgl. Der Hauptteil
der Armeria besteht aus so auserlesenen, teils historisch wichtigen,
teils kunstvoll gearbeiteten Waffenstücken, dass die Sammlung unge-
achtet ihrer geringeren Ausdehnung zu den wertvollsten zu zählen ist.
Sehr reich ist sie an Zierwaffen des 16. Jahrhunderts, doch kann sie
sich auch, was ihren Besitz an Stücken aus dem 15. Jahrhundert
anlangt, mit manch grösserer Sammlung messen. Die Zuschreibungen

VI. Die hervorragendsten Waffensammlungen.
der Stelle ein Jagdschlöſschen der Kaiserin Katharina II. in der
Art des Trianon. Kaiser Alexander I. lieſs es um 1801 abbrechen
und dafür das gegenwärtige Gebäude zur Unterbringung der zahl-
reichen, von ihm selbst in allen Ländern erkauften und sonst erwor-
benen Waffen errichten. Schon unter Alexander I. nahm der Sammel-
trieb die Richtung auf orientalische Gegenstände, später erweiterte
sich das Programm und ging auch auf indische und altrussische aus
den jetzigen Gebieten des Reiches aus. Die Sammlung ist den vor-
handenen Räumlichkeiten entsprechend in 6 Abteilungen aufgestellt.
Sie verteilt sich in das Erdgeschoſs, die Gewehrkammer, den groſsen
Saal, das türkische Kabinett, das indo-musulmanische und in das
russische Kabinett. Auſserdem enthält noch das Stiegenhaus zahlreiche
Waffenstücke. Die Sammlung bewahrt fast durchgängig in ihrer künst-
lerischen Ausführung auserlesene Stücke; bei der Art der Erwerbung
sind aber auch viele Stücke hinzugekommen, die aus anderen groſsen
Sammlungen stammen; so aus Paris, aus Wien etc. Viele der kost-
barsten Stücke erwarb Kaiser Alexander in Paris und Florenz. Die
orientalische Abteilung ist die reichste und vollständigste der Welt,
und sie wird noch heute nach systematischem Plane vermehrt. Die
Sammlung zählt an 5000 Nummern.

18. Die Armeria Reale zu Turin.

Der Gründer der kostbaren Armeria Reale zu Turin ist Karl
Emanuel
I. von Savoyen. Gleich Wilhelm V. von Bayern, August I.
von Sachsen, Erzherzog Ferdinand von Tirol war auch dieser kunst-
liebende Fürst bestrebt, hervorragende Kunstwerke und Andenken
berühmter Helden zu sammeln. Das Gebäude, worin die Sammlung
früher aufgestellt war, wurde durch Brand zerstört. Dies war die
Veranlassung, daſs sie in das Arsenal übertragen und von dem Grafen
Vittorio di Seissel d’Aix neu geordnet wurde. Ihre Wiedereröff-
nung fand im Frühjahre 1837 statt. Nach Demolierung des alten
Arsenales ordnete König Viktor Emanuel ihre Überführung in den
königlichen Palast an, wo sie in dem östlichen Flügel gegenüber dem
Palazzo Madama in einem groſsen galerieartigen und einem etwas
kleineren Saale untergebracht wurde. Die königliche Armeria enthält
viele Stücke, welche nicht strenge ins Waffenfach gehören; so u. a.
zahlreiche Geschenke von Fürsten, Kommunen u. dgl. Der Hauptteil
der Armeria besteht aus so auserlesenen, teils historisch wichtigen,
teils kunstvoll gearbeiteten Waffenstücken, daſs die Sammlung unge-
achtet ihrer geringeren Ausdehnung zu den wertvollsten zu zählen ist.
Sehr reich ist sie an Zierwaffen des 16. Jahrhunderts, doch kann sie
sich auch, was ihren Besitz an Stücken aus dem 15. Jahrhundert
anlangt, mit manch gröſserer Sammlung messen. Die Zuschreibungen

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[636/0654] VI. Die hervorragendsten Waffensammlungen. der Stelle ein Jagdschlöſschen der Kaiserin Katharina II. in der Art des Trianon. Kaiser Alexander I. lieſs es um 1801 abbrechen und dafür das gegenwärtige Gebäude zur Unterbringung der zahl- reichen, von ihm selbst in allen Ländern erkauften und sonst erwor- benen Waffen errichten. Schon unter Alexander I. nahm der Sammel- trieb die Richtung auf orientalische Gegenstände, später erweiterte sich das Programm und ging auch auf indische und altrussische aus den jetzigen Gebieten des Reiches aus. Die Sammlung ist den vor- handenen Räumlichkeiten entsprechend in 6 Abteilungen aufgestellt. Sie verteilt sich in das Erdgeschoſs, die Gewehrkammer, den groſsen Saal, das türkische Kabinett, das indo-musulmanische und in das russische Kabinett. Auſserdem enthält noch das Stiegenhaus zahlreiche Waffenstücke. Die Sammlung bewahrt fast durchgängig in ihrer künst- lerischen Ausführung auserlesene Stücke; bei der Art der Erwerbung sind aber auch viele Stücke hinzugekommen, die aus anderen groſsen Sammlungen stammen; so aus Paris, aus Wien etc. Viele der kost- barsten Stücke erwarb Kaiser Alexander in Paris und Florenz. Die orientalische Abteilung ist die reichste und vollständigste der Welt, und sie wird noch heute nach systematischem Plane vermehrt. Die Sammlung zählt an 5000 Nummern. 18. Die Armeria Reale zu Turin. Der Gründer der kostbaren Armeria Reale zu Turin ist Karl Emanuel I. von Savoyen. Gleich Wilhelm V. von Bayern, August I. von Sachsen, Erzherzog Ferdinand von Tirol war auch dieser kunst- liebende Fürst bestrebt, hervorragende Kunstwerke und Andenken berühmter Helden zu sammeln. Das Gebäude, worin die Sammlung früher aufgestellt war, wurde durch Brand zerstört. Dies war die Veranlassung, daſs sie in das Arsenal übertragen und von dem Grafen Vittorio di Seissel d’Aix neu geordnet wurde. Ihre Wiedereröff- nung fand im Frühjahre 1837 statt. Nach Demolierung des alten Arsenales ordnete König Viktor Emanuel ihre Überführung in den königlichen Palast an, wo sie in dem östlichen Flügel gegenüber dem Palazzo Madama in einem groſsen galerieartigen und einem etwas kleineren Saale untergebracht wurde. Die königliche Armeria enthält viele Stücke, welche nicht strenge ins Waffenfach gehören; so u. a. zahlreiche Geschenke von Fürsten, Kommunen u. dgl. Der Hauptteil der Armeria besteht aus so auserlesenen, teils historisch wichtigen, teils kunstvoll gearbeiteten Waffenstücken, daſs die Sammlung unge- achtet ihrer geringeren Ausdehnung zu den wertvollsten zu zählen ist. Sehr reich ist sie an Zierwaffen des 16. Jahrhunderts, doch kann sie sich auch, was ihren Besitz an Stücken aus dem 15. Jahrhundert anlangt, mit manch gröſserer Sammlung messen. Die Zuschreibungen

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Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 636. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/654>, abgerufen am 23.11.2024.