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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

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V. Kunst und Technik im Waffenschmiedwesen.
einen feinen grauen Ton zu geben, in welchem die hervorragendsten
tauschierten Mailänder Harnische und auch gleichzeitige arabische
Schutzwaffen erscheinen, ist noch nicht wieder entdeckt worden. Be-
kannt ist das Schwarzanlaufen, das durch Einsetzen in heisse Asche
bewirkt wird, das heute häufig angewendete Brunieren kommt in
Mailand schon um 1530 zur Anwendung.

Die zum Schmuck der Waffen angewendeten Mittel sind so
zahlreich und mannigfaltig, dass sie alle zu beschreiben den Rahmen
unseres Werkes weit überschreiten würden. Wir müssen uns daher
darauf beschränken, diejenigen einer Besprechung zu unterziehen,
welche allgemeiner vorkommen, und solche, über welche irrige An-
schauungen herrschen.

Als die alten dekorativen Verfahren, welche aus dem Oriente
über Byzanz im frühen Mittelalter ins Abendland gekommen waren,
wie das Email, die Auflagen von getriebenem Goldblech etc., in Ab-
nahme kamen, entstanden allgemach, zuerst in Italien, allerlei andere
wirksame Techniken, welche, wenn auch anfänglich nur roh und un-
geschickt geübt, doch mit der Zeit zu bewundernswerter Ausbildung
gelangten. Es gibt kein Gebiet des Kunsthandwerks, welches an den
Arbeiter mehr und mannigfachere Anforderungen stellte als die Waffen-
schmiedekunst. Die Beurteilung der künstlerischen Ausschmückung
der Waffen erfordert damit auch die umfassendste Kenntnis der
kunsttechnischen Mittel und Verfahrungsarten.

An Harnischen, Schilden u. dgl. kommt um die Mitte des 15.
Jahrhunderts in Italien die Gravierung in Anwendung, seit 1480
schon häufig in Verbindung mit der Vergoldung. Diese Vergoldung
war eine chemische mit Goldamalgam, dessen Quecksilberzusatz
durch Erhitzen zum Verflüchtigen gebracht wurde. Alle Vergoldungen
an Schutzwaffen, Klingen u. dgl. wurden durch diese Feuervergol-
dung
hergestellt. Bei der primitiven Behandlungsart war sie für den
Arbeiter, der Quecksilberdünste wegen, nicht gefahrlos. Mailänder
Harnische des Figino, um 1560, weisen eine ungemein starke und
schöne Vergoldung auf.

Um das Ende des 15. Jahrhunderts werden Harnische, Schilde
u. dgl. durch verzierte Berandungen, Striche und Embleme in Ätzung
geziert. Das Verfahren in jener Periode ist zwar im allgemeinen,
aber nicht in seinen Einzelheiten bekannt, und moderne Fälschungen
sind noch immer leicht erkennbar. Wir unterscheiden die Hoch-
ätzung
von der Tiefätzung, je nachdem der dargestellte Gegen-
stand erhaben bleibt und nur der Grund vertieft ist oder umgekehrt.
Im ersten Falle stellt der dargestellte Gegenstand ein sehr flaches
Relief dar, im zweiten nähert sich die Darstellung der Kupferstich-
technik. Nach der koloristischen Wirkung unterscheiden wir die
Schwarzätzung und die vergoldete Ätzung. Bei jener werden
die eingeätzten Vertiefungen mit einer Mengung von Schwarzlot und

V. Kunst und Technik im Waffenschmiedwesen.
einen feinen grauen Ton zu geben, in welchem die hervorragendsten
tauschierten Mailänder Harnische und auch gleichzeitige arabische
Schutzwaffen erscheinen, ist noch nicht wieder entdeckt worden. Be-
kannt ist das Schwarzanlaufen, das durch Einsetzen in heiſse Asche
bewirkt wird, das heute häufig angewendete Brunieren kommt in
Mailand schon um 1530 zur Anwendung.

Die zum Schmuck der Waffen angewendeten Mittel sind so
zahlreich und mannigfaltig, daſs sie alle zu beschreiben den Rahmen
unseres Werkes weit überschreiten würden. Wir müssen uns daher
darauf beschränken, diejenigen einer Besprechung zu unterziehen,
welche allgemeiner vorkommen, und solche, über welche irrige An-
schauungen herrschen.

Als die alten dekorativen Verfahren, welche aus dem Oriente
über Byzanz im frühen Mittelalter ins Abendland gekommen waren,
wie das Email, die Auflagen von getriebenem Goldblech etc., in Ab-
nahme kamen, entstanden allgemach, zuerst in Italien, allerlei andere
wirksame Techniken, welche, wenn auch anfänglich nur roh und un-
geschickt geübt, doch mit der Zeit zu bewundernswerter Ausbildung
gelangten. Es gibt kein Gebiet des Kunsthandwerks, welches an den
Arbeiter mehr und mannigfachere Anforderungen stellte als die Waffen-
schmiedekunst. Die Beurteilung der künstlerischen Ausschmückung
der Waffen erfordert damit auch die umfassendste Kenntnis der
kunsttechnischen Mittel und Verfahrungsarten.

An Harnischen, Schilden u. dgl. kommt um die Mitte des 15.
Jahrhunderts in Italien die Gravierung in Anwendung, seit 1480
schon häufig in Verbindung mit der Vergoldung. Diese Vergoldung
war eine chemische mit Goldamalgam, dessen Quecksilberzusatz
durch Erhitzen zum Verflüchtigen gebracht wurde. Alle Vergoldungen
an Schutzwaffen, Klingen u. dgl. wurden durch diese Feuervergol-
dung
hergestellt. Bei der primitiven Behandlungsart war sie für den
Arbeiter, der Quecksilberdünste wegen, nicht gefahrlos. Mailänder
Harnische des Figino, um 1560, weisen eine ungemein starke und
schöne Vergoldung auf.

Um das Ende des 15. Jahrhunderts werden Harnische, Schilde
u. dgl. durch verzierte Berandungen, Striche und Embleme in Ätzung
geziert. Das Verfahren in jener Periode ist zwar im allgemeinen,
aber nicht in seinen Einzelheiten bekannt, und moderne Fälschungen
sind noch immer leicht erkennbar. Wir unterscheiden die Hoch-
ätzung
von der Tiefätzung, je nachdem der dargestellte Gegen-
stand erhaben bleibt und nur der Grund vertieft ist oder umgekehrt.
Im ersten Falle stellt der dargestellte Gegenstand ein sehr flaches
Relief dar, im zweiten nähert sich die Darstellung der Kupferstich-
technik. Nach der koloristischen Wirkung unterscheiden wir die
Schwarzätzung und die vergoldete Ätzung. Bei jener werden
die eingeätzten Vertiefungen mit einer Mengung von Schwarzlot und

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[596/0614] V. Kunst und Technik im Waffenschmiedwesen. einen feinen grauen Ton zu geben, in welchem die hervorragendsten tauschierten Mailänder Harnische und auch gleichzeitige arabische Schutzwaffen erscheinen, ist noch nicht wieder entdeckt worden. Be- kannt ist das Schwarzanlaufen, das durch Einsetzen in heiſse Asche bewirkt wird, das heute häufig angewendete Brunieren kommt in Mailand schon um 1530 zur Anwendung. Die zum Schmuck der Waffen angewendeten Mittel sind so zahlreich und mannigfaltig, daſs sie alle zu beschreiben den Rahmen unseres Werkes weit überschreiten würden. Wir müssen uns daher darauf beschränken, diejenigen einer Besprechung zu unterziehen, welche allgemeiner vorkommen, und solche, über welche irrige An- schauungen herrschen. Als die alten dekorativen Verfahren, welche aus dem Oriente über Byzanz im frühen Mittelalter ins Abendland gekommen waren, wie das Email, die Auflagen von getriebenem Goldblech etc., in Ab- nahme kamen, entstanden allgemach, zuerst in Italien, allerlei andere wirksame Techniken, welche, wenn auch anfänglich nur roh und un- geschickt geübt, doch mit der Zeit zu bewundernswerter Ausbildung gelangten. Es gibt kein Gebiet des Kunsthandwerks, welches an den Arbeiter mehr und mannigfachere Anforderungen stellte als die Waffen- schmiedekunst. Die Beurteilung der künstlerischen Ausschmückung der Waffen erfordert damit auch die umfassendste Kenntnis der kunsttechnischen Mittel und Verfahrungsarten. An Harnischen, Schilden u. dgl. kommt um die Mitte des 15. Jahrhunderts in Italien die Gravierung in Anwendung, seit 1480 schon häufig in Verbindung mit der Vergoldung. Diese Vergoldung war eine chemische mit Goldamalgam, dessen Quecksilberzusatz durch Erhitzen zum Verflüchtigen gebracht wurde. Alle Vergoldungen an Schutzwaffen, Klingen u. dgl. wurden durch diese Feuervergol- dung hergestellt. Bei der primitiven Behandlungsart war sie für den Arbeiter, der Quecksilberdünste wegen, nicht gefahrlos. Mailänder Harnische des Figino, um 1560, weisen eine ungemein starke und schöne Vergoldung auf. Um das Ende des 15. Jahrhunderts werden Harnische, Schilde u. dgl. durch verzierte Berandungen, Striche und Embleme in Ätzung geziert. Das Verfahren in jener Periode ist zwar im allgemeinen, aber nicht in seinen Einzelheiten bekannt, und moderne Fälschungen sind noch immer leicht erkennbar. Wir unterscheiden die Hoch- ätzung von der Tiefätzung, je nachdem der dargestellte Gegen- stand erhaben bleibt und nur der Grund vertieft ist oder umgekehrt. Im ersten Falle stellt der dargestellte Gegenstand ein sehr flaches Relief dar, im zweiten nähert sich die Darstellung der Kupferstich- technik. Nach der koloristischen Wirkung unterscheiden wir die Schwarzätzung und die vergoldete Ätzung. Bei jener werden die eingeätzten Vertiefungen mit einer Mengung von Schwarzlot und

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Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 596. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/614>, abgerufen am 22.11.2024.