Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.1. Der Helm. um der stark gefütterten "Helmhaube" Raum zu bieten. Das mehr-mals quer gekehlte Visier verbreitet sich auch über die Stirnpartie, wodurch der Stirnstulp überflüssig wird. Das Kinnreff ist in der Mehrzahl zweiteilig. (Fig. 31.) An geschlossenen Helmen älterer Form kommen zuerst die doppelten Visiere zur Anwendung. Zwei übereinander stehende Visiere, von welchen das untere gewöhnlich ein Spangenvisier, oder doch breiter durchlocht ist. Am Beginne des 16. Jahrhunderts entsteht der Harnischkragen [Abbildung]
Fig. 30. Burgundischer Helm (bourgignot) mit Teufels- [Abbildung]
Fig. 31. sichere Verbindung beider. Derlei Helme, welche, wie es in derGeschlossener Helm zu einem Maximilians-Harnische gleichzeitigen Sprache heisst, "im kragen umbgeen", nennt man bur- gundische Helme (bourgignots, borgognotas)*). Um diese Zeit bildet sich jene Visierform heraus, welche bis an das Ende des Jahrhunderts allenthalben üblich blieb, nämlich aufschlächtig mit weit und spitz vorspringenden Wänden, in welche oberhalb in einer *) Nicht zu verwechseln mit bourgignotte, was Sturmhaube bedeutet.
1. Der Helm. um der stark gefütterten „Helmhaube“ Raum zu bieten. Das mehr-mals quer gekehlte Visier verbreitet sich auch über die Stirnpartie, wodurch der Stirnstulp überflüssig wird. Das Kinnreff ist in der Mehrzahl zweiteilig. (Fig. 31.) An geschlossenen Helmen älterer Form kommen zuerst die doppelten Visiere zur Anwendung. Zwei übereinander stehende Visiere, von welchen das untere gewöhnlich ein Spangenvisier, oder doch breiter durchlocht ist. Am Beginne des 16. Jahrhunderts entsteht der Harnischkragen [Abbildung]
Fig. 30. Burgundischer Helm (bourgignot) mit Teufels- [Abbildung]
Fig. 31. sichere Verbindung beider. Derlei Helme, welche, wie es in derGeschlossener Helm zu einem Maximilians-Harnische gleichzeitigen Sprache heiſst, „im kragen umbgeen“, nennt man bur- gundische Helme (bourgignots, borgognotas)*). Um diese Zeit bildet sich jene Visierform heraus, welche bis an das Ende des Jahrhunderts allenthalben üblich blieb, nämlich aufschlächtig mit weit und spitz vorspringenden Wänden, in welche oberhalb in einer *) Nicht zu verwechseln mit bourgignotte, was Sturmhaube bedeutet.
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1. Der Helm.
um der stark gefütterten „Helmhaube“ Raum zu bieten. Das mehr-
mals quer gekehlte Visier verbreitet sich auch über die Stirnpartie,
wodurch der Stirnstulp überflüssig wird. Das Kinnreff ist in der
Mehrzahl zweiteilig. (Fig. 31.) An geschlossenen Helmen älterer
Form kommen zuerst die doppelten Visiere zur Anwendung. Zwei
übereinander stehende Visiere, von welchen das untere gewöhnlich
ein Spangenvisier, oder doch breiter durchlocht ist.
Am Beginne des 16. Jahrhunderts entsteht der Harnischkragen
und fast gleichzeitig damit kam man auf die Idee, diesen mit dem
Helme in Verbindung zu bringen. Man trieb den Unterrand des
Helmes rinnenartig auf und erzielte dadurch, daſs die aufgeworfene
Oberkante des Kragens innerhalb dieser Rinne sich bewegte, eine
[Abbildung Fig. 30. Burgundischer Helm (bourgignot) mit Teufels-
schembart und seitlich angesetzten Flügeln. Polnisch. Um 1510. Ar-
meria Reale zu Turin.]
[Abbildung Fig. 31. Geschlossener Helm zu einem Maximilians-Harnische
gehörig, mit Kinnreff, auf- und abschlächtigem Visier. Übergangsform
aus der Schallern. Projekt des Kaisers Maximilian um 1510.]
sichere Verbindung beider. Derlei Helme, welche, wie es in der
gleichzeitigen Sprache heiſst, „im kragen umbgeen“, nennt man bur-
gundische Helme (bourgignots, borgognotas) *). Um diese Zeit
bildet sich jene Visierform heraus, welche bis an das Ende des
Jahrhunderts allenthalben üblich blieb, nämlich aufschlächtig mit
weit und spitz vorspringenden Wänden, in welche oberhalb in einer
*) Nicht zu verwechseln mit bourgignotte, was Sturmhaube bedeutet.
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