Gitter. Derlei blanke Helme wurden zum Schutze vor den Sonnen- strahlen in der Regel mit Helmdecken getragen, welche unterhalb des Zimiers befestigt, über den Rücken herabfielen. Diese Helmdecken, schon im 13. Jahrhundert an den Kübelhelmen häufig in Gebrauch, waren von Seide oder feiner Leinwand in den Farben des Wappens des Trägers gehalten und meist an den Rändern ausgezackt (gezaddelt).
Der Brustharnisch, anfänglich von starkem, gesottenen Rindsleder, mit Nägeln besetzt, als Lentner, hatte beim Kolbenturnier einen starken eisernen Ring an jeder Seite. An dem linken wurde das stumpfe Schwert, an dem rechten der Kolben mit starken Hanfschnüren be- festigt. Später, als der Plattenharnisch in Aufnahme kam, um 1440
[Abbildung]
Fig. 613.
Turnierhelm für das Kolbenturnier zu Ross, ähnlich dem vorigen, mit röhrenartiger Vorrichtung zur Befestigung des Zimiers. Um 1480.
pflegte man das Brust- und Rückenstück der Transpiration wegen zu durchlöchern. An Brust und Rücken schlossen sich vorne die ge- schobenen Bauchreifen und rückwärts ein kurzer Schurz an. Das Armzeug hatte, je nachdem es von Leder oder Eisenblech gefertigt war, eine verschiedene Form. Von Leder wurden die Achseln kugel- förmig gestaltet und diese ebenso wie die Armröhren und Kacheln durch starke aufgenähte Hanfstricke verstärkt. Die Handschuhe aus schwerem Rindsleder waren nicht gefingert (Hentzen) und meist der
III. Die Turnierwaffen.
Gitter. Derlei blanke Helme wurden zum Schutze vor den Sonnen- strahlen in der Regel mit Helmdecken getragen, welche unterhalb des Zimiers befestigt, über den Rücken herabfielen. Diese Helmdecken, schon im 13. Jahrhundert an den Kübelhelmen häufig in Gebrauch, waren von Seide oder feiner Leinwand in den Farben des Wappens des Trägers gehalten und meist an den Rändern ausgezackt (gezaddelt).
Der Brustharnisch, anfänglich von starkem, gesottenen Rindsleder, mit Nägeln besetzt, als Lentner, hatte beim Kolbenturnier einen starken eisernen Ring an jeder Seite. An dem linken wurde das stumpfe Schwert, an dem rechten der Kolben mit starken Hanfschnüren be- festigt. Später, als der Plattenharnisch in Aufnahme kam, um 1440
[Abbildung]
Fig. 613.
Turnierhelm für das Kolbenturnier zu Roſs, ähnlich dem vorigen, mit röhrenartiger Vorrichtung zur Befestigung des Zimiers. Um 1480.
pflegte man das Brust- und Rückenstück der Transpiration wegen zu durchlöchern. An Brust und Rücken schlossen sich vorne die ge- schobenen Bauchreifen und rückwärts ein kurzer Schurz an. Das Armzeug hatte, je nachdem es von Leder oder Eisenblech gefertigt war, eine verschiedene Form. Von Leder wurden die Achseln kugel- förmig gestaltet und diese ebenso wie die Armröhren und Kacheln durch starke aufgenähte Hanfstricke verstärkt. Die Handschuhe aus schwerem Rindsleder waren nicht gefingert (Hentzen) und meist der
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III. Die Turnierwaffen.
Gitter. Derlei blanke Helme wurden zum Schutze vor den Sonnen-
strahlen in der Regel mit Helmdecken getragen, welche unterhalb des
Zimiers befestigt, über den Rücken herabfielen. Diese Helmdecken,
schon im 13. Jahrhundert an den Kübelhelmen häufig in Gebrauch,
waren von Seide oder feiner Leinwand in den Farben des Wappens
des Trägers gehalten und meist an den Rändern ausgezackt (gezaddelt).
Der Brustharnisch, anfänglich von starkem, gesottenen Rindsleder,
mit Nägeln besetzt, als Lentner, hatte beim Kolbenturnier einen starken
eisernen Ring an jeder Seite. An dem linken wurde das stumpfe
Schwert, an dem rechten der Kolben mit starken Hanfschnüren be-
festigt. Später, als der Plattenharnisch in Aufnahme kam, um 1440
[Abbildung Fig. 613. Turnierhelm für das Kolbenturnier zu Roſs, ähnlich
dem vorigen, mit röhrenartiger Vorrichtung zur Befestigung des Zimiers.
Um 1480.]
pflegte man das Brust- und Rückenstück der Transpiration wegen zu
durchlöchern. An Brust und Rücken schlossen sich vorne die ge-
schobenen Bauchreifen und rückwärts ein kurzer Schurz an. Das
Armzeug hatte, je nachdem es von Leder oder Eisenblech gefertigt
war, eine verschiedene Form. Von Leder wurden die Achseln kugel-
förmig gestaltet und diese ebenso wie die Armröhren und Kacheln
durch starke aufgenähte Hanfstricke verstärkt. Die Handschuhe aus
schwerem Rindsleder waren nicht gefingert (Hentzen) und meist der
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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 525. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/543>, abgerufen am 22.11.2024.
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