Radschloss ein Luntenhahn beigegeben. Bei Jagdgewehren kommen häufig Radschlösser mit 2 Hähnen vor, welche abwechselnd auf die Pfanne gelegt werden können. (Fig. 557.) Diese Vorsicht entsprach kaum dem Zwecke vollständig, da die meisten Versager ihre Ursache in dem verschmandeten Rade hatten. Die Umständlichkeit, das Rad nach jedem Schusse wieder aufziehen zu müssen, veranlasste schon um 1570 zu verschiedenen Versuchen, ein Schloss zusammenzustellen, welches bei einmaligem Spannen mehrere Schüsse abzugeben gestattet. Die hierauf abzielenden Systeme sind ungemein mannigfaltig
Eine Eigentümlichkeit an Rad- und Flintenschlossgewehren findet sich in den sog. Doppelschlössern. (Fig. 558.) Zwei oder auch drei Schlösser liegen voreinander und jedes besitzt seine eigene Pfanne mit Zündloch. Diese Konstruktion ging aus der Absicht hervor, nicht für jeden einzelnen Schuss neu laden zu müssen. So wurden nun 2--3 Patronen je nach der Schlosszahl übereinander geladen und
[Abbildung]
Fig. 558.
Doppelschloss einer Flinte mit zwei Pfannen. Um 1680.
zwischen jede Ladung ein starker Pfropf gelagert. Die Einrichtung kann nicht als eine vorteilhafte angesehen werden.
Von der Mitte des 16. Jahrhunderts an streben die deutschen Werkstätten eifrig nach Verbesserung des Radschlosses, das man mit allem Rechte als "deutsches Schloss" bezeichnet. Es gab keinen Büchsenmacher, der nicht sein eigenes System gehabt hätte. Wir finden darum auch an Radschlössern bis ins 17. Jahrhundert die mannig- fachsten Varianten, von denen nicht wenige sich als sehr sinnreich zu erkennen geben; freilich treffen wir auch nicht selten sonderbare Verirrungen. (Fig. 559.) Die Gewehrschlosssammlung der k. k. Hof- Waffensammlung in Wien ist in dieser Beziehung sehr lehrreich, sie enthält u. a. ein monströses Radschloss von nicht weniger als 44 cm. Schlossplattenlänge und 3.8 kg. Gewicht, eine bedenkliche Verirrung
II. Die Angriffswaffen.
Radschloſs ein Luntenhahn beigegeben. Bei Jagdgewehren kommen häufig Radschlösser mit 2 Hähnen vor, welche abwechselnd auf die Pfanne gelegt werden können. (Fig. 557.) Diese Vorsicht entsprach kaum dem Zwecke vollständig, da die meisten Versager ihre Ursache in dem verschmandeten Rade hatten. Die Umständlichkeit, das Rad nach jedem Schusse wieder aufziehen zu müssen, veranlaſste schon um 1570 zu verschiedenen Versuchen, ein Schloſs zusammenzustellen, welches bei einmaligem Spannen mehrere Schüsse abzugeben gestattet. Die hierauf abzielenden Systeme sind ungemein mannigfaltig
Eine Eigentümlichkeit an Rad- und Flintenschloſsgewehren findet sich in den sog. Doppelschlössern. (Fig. 558.) Zwei oder auch drei Schlösser liegen voreinander und jedes besitzt seine eigene Pfanne mit Zündloch. Diese Konstruktion ging aus der Absicht hervor, nicht für jeden einzelnen Schuſs neu laden zu müssen. So wurden nun 2—3 Patronen je nach der Schloſszahl übereinander geladen und
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Fig. 558.
Doppelschloſs einer Flinte mit zwei Pfannen. Um 1680.
zwischen jede Ladung ein starker Pfropf gelagert. Die Einrichtung kann nicht als eine vorteilhafte angesehen werden.
Von der Mitte des 16. Jahrhunderts an streben die deutschen Werkstätten eifrig nach Verbesserung des Radschlosses, das man mit allem Rechte als „deutsches Schloſs“ bezeichnet. Es gab keinen Büchsenmacher, der nicht sein eigenes System gehabt hätte. Wir finden darum auch an Radschlössern bis ins 17. Jahrhundert die mannig- fachsten Varianten, von denen nicht wenige sich als sehr sinnreich zu erkennen geben; freilich treffen wir auch nicht selten sonderbare Verirrungen. (Fig. 559.) Die Gewehrschloſssammlung der k. k. Hof- Waffensammlung in Wien ist in dieser Beziehung sehr lehrreich, sie enthält u. a. ein monströses Radschloſs von nicht weniger als 44 cm. Schloſsplattenlänge und 3.8 kg. Gewicht, eine bedenkliche Verirrung
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II. Die Angriffswaffen.
Radschloſs ein Luntenhahn beigegeben. Bei Jagdgewehren kommen
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Pfanne gelegt werden können. (Fig. 557.) Diese Vorsicht entsprach
kaum dem Zwecke vollständig, da die meisten Versager ihre Ursache
in dem verschmandeten Rade hatten. Die Umständlichkeit, das Rad
nach jedem Schusse wieder aufziehen zu müssen, veranlaſste schon
um 1570 zu verschiedenen Versuchen, ein Schloſs zusammenzustellen,
welches bei einmaligem Spannen mehrere Schüsse abzugeben gestattet.
Die hierauf abzielenden Systeme sind ungemein mannigfaltig
Eine Eigentümlichkeit an Rad- und Flintenschloſsgewehren findet
sich in den sog. Doppelschlössern. (Fig. 558.) Zwei oder auch
drei Schlösser liegen voreinander und jedes besitzt seine eigene Pfanne
mit Zündloch. Diese Konstruktion ging aus der Absicht hervor, nicht
für jeden einzelnen Schuſs neu laden zu müssen. So wurden nun
2—3 Patronen je nach der Schloſszahl übereinander geladen und
[Abbildung Fig. 558. Doppelschloſs einer Flinte mit zwei Pfannen.
Um 1680.]
zwischen jede Ladung ein starker Pfropf gelagert. Die Einrichtung
kann nicht als eine vorteilhafte angesehen werden.
Von der Mitte des 16. Jahrhunderts an streben die deutschen
Werkstätten eifrig nach Verbesserung des Radschlosses, das man mit
allem Rechte als „deutsches Schloſs“ bezeichnet. Es gab keinen
Büchsenmacher, der nicht sein eigenes System gehabt hätte. Wir finden
darum auch an Radschlössern bis ins 17. Jahrhundert die mannig-
fachsten Varianten, von denen nicht wenige sich als sehr sinnreich
zu erkennen geben; freilich treffen wir auch nicht selten sonderbare
Verirrungen. (Fig. 559.) Die Gewehrschloſssammlung der k. k. Hof-
Waffensammlung in Wien ist in dieser Beziehung sehr lehrreich, sie
enthält u. a. ein monströses Radschloſs von nicht weniger als 44 cm.
Schloſsplattenlänge und 3.8 kg. Gewicht, eine bedenkliche Verirrung
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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/496>, abgerufen am 22.11.2024.
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