Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Die Angriffswaffen.
zuschieben sind; die späteren, vornehmlich jene an Jagdgewehren,
besitzen schon Pfannenschieber, welche, durch den Druck auf einen
Knopf von einer Feder (Deckelfeder) im Innern bewegt, rasch sich
öffnen lassen.

Unter den Radschlössern bildet das kurländische eine eigene
Art. Vermutlich ist es überhaupt das älteste Radschloss. Seine
Eigentümlichkeit besteht darin, dass Schlagfeder mit Rad und Kette
nach aussen zu gelegen ist; über beide Teile ist die Studel im Bogen
geführt. Der Hahn mit einer besonderen Feder liegt vor der Pfanne.
Die Stangenfeder wirkt inwendig von unten auf den vorderen Arm
der Stange. (Fig. 556.)

Eine besondere Konstruktion zeigen die sogenannten Selbst-
spanner
. Während jedes gewöhnliche Radschloss mit einem Schlüssel,
dem zu diesem Zwecke an die Welle des Rades gesteckten Rad-

[Abbildung] Fig. 556.

Kurländisches, sogenanntes Tschinkenrad-
schloss
. 17. Jahrhundert, Anfang.

schlossschlüssel, gespannt wird, erfolgt bei den Selbstspannern das
Spannen durch die Bewegung, die der Hahn beim Niederlegen auf
die Pfanne macht, so dass die Mitführung eines eigenen Schlüssels
entbehrlich wird.

Die Konstruktionen dieser Art sind so mannigfaltig, dass es zu
weit führen würde, selbst die gebräuchlichsten hier anzuführen. Der
aufmerksame Liebhaber wird im vorkommenden Falle leicht eine
solche Kombination entdecken und ihr System sich klar machen.

Die Form des Hahnes hat im Verlaufe der Zeit Veränderungen
erfahren, so dass es möglich ist, wenigstens die späteren auf den

II. Die Angriffswaffen.
zuschieben sind; die späteren, vornehmlich jene an Jagdgewehren,
besitzen schon Pfannenschieber, welche, durch den Druck auf einen
Knopf von einer Feder (Deckelfeder) im Innern bewegt, rasch sich
öffnen lassen.

Unter den Radschlössern bildet das kurländische eine eigene
Art. Vermutlich ist es überhaupt das älteste Radschloſs. Seine
Eigentümlichkeit besteht darin, daſs Schlagfeder mit Rad und Kette
nach auſsen zu gelegen ist; über beide Teile ist die Studel im Bogen
geführt. Der Hahn mit einer besonderen Feder liegt vor der Pfanne.
Die Stangenfeder wirkt inwendig von unten auf den vorderen Arm
der Stange. (Fig. 556.)

Eine besondere Konstruktion zeigen die sogenannten Selbst-
spanner
. Während jedes gewöhnliche Radschloſs mit einem Schlüssel,
dem zu diesem Zwecke an die Welle des Rades gesteckten Rad-

[Abbildung] Fig. 556.

Kurländisches, sogenanntes Tschinkenrad-
schloſs
. 17. Jahrhundert, Anfang.

schloſsschlüssel, gespannt wird, erfolgt bei den Selbstspannern das
Spannen durch die Bewegung, die der Hahn beim Niederlegen auf
die Pfanne macht, so daſs die Mitführung eines eigenen Schlüssels
entbehrlich wird.

Die Konstruktionen dieser Art sind so mannigfaltig, daſs es zu
weit führen würde, selbst die gebräuchlichsten hier anzuführen. Der
aufmerksame Liebhaber wird im vorkommenden Falle leicht eine
solche Kombination entdecken und ihr System sich klar machen.

Die Form des Hahnes hat im Verlaufe der Zeit Veränderungen
erfahren, so daſs es möglich ist, wenigstens die späteren auf den

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0494" n="476"/><fw place="top" type="header">II. Die Angriffswaffen.</fw><lb/>
zuschieben sind; die späteren, vornehmlich jene an Jagdgewehren,<lb/>
besitzen schon Pfannenschieber, welche, durch den Druck auf einen<lb/>
Knopf von einer Feder (Deckelfeder) im Innern bewegt, rasch sich<lb/>
öffnen lassen.</p><lb/>
            <p>Unter den Radschlössern bildet das <hi rendition="#g">kurländische</hi> eine eigene<lb/>
Art. Vermutlich ist es überhaupt das älteste Radschlo&#x017F;s. Seine<lb/>
Eigentümlichkeit besteht darin, da&#x017F;s Schlagfeder mit Rad und Kette<lb/>
nach au&#x017F;sen zu gelegen ist; über beide Teile ist die Studel im Bogen<lb/>
geführt. Der Hahn mit einer besonderen Feder liegt vor der Pfanne.<lb/>
Die Stangenfeder wirkt inwendig von unten auf den vorderen Arm<lb/>
der Stange. (Fig. 556.)</p><lb/>
            <p>Eine besondere Konstruktion zeigen die sogenannten <hi rendition="#g">Selbst-<lb/>
spanner</hi>. Während jedes gewöhnliche Radschlo&#x017F;s mit einem Schlüssel,<lb/>
dem zu diesem Zwecke an die Welle des Rades gesteckten <hi rendition="#g">Rad-</hi><lb/><figure><head><hi rendition="#g">Fig</hi>. 556.</head><p><hi rendition="#g">Kurländisches, sogenanntes Tschinkenrad-<lb/>
schlo&#x017F;s</hi>. 17. Jahrhundert, Anfang.</p></figure><lb/><hi rendition="#g">schlo&#x017F;sschlüssel</hi>, gespannt wird, erfolgt bei den Selbstspannern das<lb/>
Spannen durch die Bewegung, die der Hahn beim Niederlegen auf<lb/>
die Pfanne macht, so da&#x017F;s die Mitführung eines eigenen Schlüssels<lb/>
entbehrlich wird.</p><lb/>
            <p>Die Konstruktionen dieser Art sind so mannigfaltig, da&#x017F;s es zu<lb/>
weit führen würde, selbst die gebräuchlichsten hier anzuführen. Der<lb/>
aufmerksame Liebhaber wird im vorkommenden Falle leicht eine<lb/>
solche Kombination entdecken und ihr System sich klar machen.</p><lb/>
            <p>Die Form des Hahnes hat im Verlaufe der Zeit Veränderungen<lb/>
erfahren, so da&#x017F;s es möglich ist, wenigstens die späteren auf den<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[476/0494] II. Die Angriffswaffen. zuschieben sind; die späteren, vornehmlich jene an Jagdgewehren, besitzen schon Pfannenschieber, welche, durch den Druck auf einen Knopf von einer Feder (Deckelfeder) im Innern bewegt, rasch sich öffnen lassen. Unter den Radschlössern bildet das kurländische eine eigene Art. Vermutlich ist es überhaupt das älteste Radschloſs. Seine Eigentümlichkeit besteht darin, daſs Schlagfeder mit Rad und Kette nach auſsen zu gelegen ist; über beide Teile ist die Studel im Bogen geführt. Der Hahn mit einer besonderen Feder liegt vor der Pfanne. Die Stangenfeder wirkt inwendig von unten auf den vorderen Arm der Stange. (Fig. 556.) Eine besondere Konstruktion zeigen die sogenannten Selbst- spanner. Während jedes gewöhnliche Radschloſs mit einem Schlüssel, dem zu diesem Zwecke an die Welle des Rades gesteckten Rad- [Abbildung Fig. 556. Kurländisches, sogenanntes Tschinkenrad- schloſs. 17. Jahrhundert, Anfang.] schloſsschlüssel, gespannt wird, erfolgt bei den Selbstspannern das Spannen durch die Bewegung, die der Hahn beim Niederlegen auf die Pfanne macht, so daſs die Mitführung eines eigenen Schlüssels entbehrlich wird. Die Konstruktionen dieser Art sind so mannigfaltig, daſs es zu weit führen würde, selbst die gebräuchlichsten hier anzuführen. Der aufmerksame Liebhaber wird im vorkommenden Falle leicht eine solche Kombination entdecken und ihr System sich klar machen. Die Form des Hahnes hat im Verlaufe der Zeit Veränderungen erfahren, so daſs es möglich ist, wenigstens die späteren auf den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/494
Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 476. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/494>, abgerufen am 22.11.2024.