Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

Bild:
<< vorherige Seite

1. Der Helm.
mit vollständig flacher Scheitelplatte dar, während jene der Deutschen
mehr abgerundet erscheinen. (Fig. 10.) Gleich mit dem ersten
Auftreten der Topfhelme finden sich in den Handschriften An-
deutungen von einer Befestigung an den Haubert mittelst Lederriemen.
Häufig wird in den Gedichten des "Aufbindens" der Helme Er-
wähnung gethan. Auch die normanischen Helme wurden übrigens
im Nacken mittelst Bändern an die Brünne genestelt, wie wir noch
an Siegeldarstellungen ersehen können. Gegen das Ende des 13.
Jahrhunderts werden die Scheitelplatten konisch und selbst der ganze
Helm zuweilen zuckerhutförmig gebildet (Fig. 11), die Wand erhält im
Nacken eine leichte konkave Einbiegung. Am deutlichsten erblicken wir
die um 1340 etwa übliche Form des Topfhelmes in den Abbildungen
des Codex Balduini Trevirensis, über welche wichtige Quelle zur
[Abbildung] Fig. 9.

Topfhelm mit Helmfenster. 12. Jahrhundert, Ende.
National Collection in London. Nach Planche.

[Abbildung] Fig. 10.

Topfhelm Eduards, des Schwarzen Prinzen
(1330--1376), auf dessen Grabmale in der Kathedrale zu Canterbury.
Nach Planche.

Geschichte des Waffenwesens wir später noch zu sprechen haben
werden. In Italien treten zuerst an Topfhelmen die Helmfenster
(Luftgeber) auf, es sind dies vierseitige Öffnungen von ungefähr 10
bis 12 Zentimeter Seitenlänge, welche an der (heraldisch) rechten
Wandseite mittelst eines eisernen Thürchens geschlossen und mittelst
eines kleinen Riegels gesperrt wurden. Auch diese Vorrichtung zeugt
wieder von Bemühungen, dem Träger die nötige frische Luft zuzu-
führen.

Um dieselbe Periode tritt eine Sitte entschiedener hervor, die,
wie wir bei den Eberhelmen gesehen haben, unter den Deutschen

1. Der Helm.
mit vollständig flacher Scheitelplatte dar, während jene der Deutschen
mehr abgerundet erscheinen. (Fig. 10.) Gleich mit dem ersten
Auftreten der Topfhelme finden sich in den Handschriften An-
deutungen von einer Befestigung an den Haubert mittelst Lederriemen.
Häufig wird in den Gedichten des „Aufbindens“ der Helme Er-
wähnung gethan. Auch die normanischen Helme wurden übrigens
im Nacken mittelst Bändern an die Brünne genestelt, wie wir noch
an Siegeldarstellungen ersehen können. Gegen das Ende des 13.
Jahrhunderts werden die Scheitelplatten konisch und selbst der ganze
Helm zuweilen zuckerhutförmig gebildet (Fig. 11), die Wand erhält im
Nacken eine leichte konkave Einbiegung. Am deutlichsten erblicken wir
die um 1340 etwa übliche Form des Topfhelmes in den Abbildungen
des Codex Balduini Trevirensis, über welche wichtige Quelle zur
[Abbildung] Fig. 9.

Topfhelm mit Helmfenster. 12. Jahrhundert, Ende.
National Collection in London. Nach Planché.

[Abbildung] Fig. 10.

Topfhelm Eduards, des Schwarzen Prinzen
(1330—1376), auf dessen Grabmale in der Kathedrale zu Canterbury.
Nach Planché.

Geschichte des Waffenwesens wir später noch zu sprechen haben
werden. In Italien treten zuerst an Topfhelmen die Helmfenster
(Luftgeber) auf, es sind dies vierseitige Öffnungen von ungefähr 10
bis 12 Zentimeter Seitenlänge, welche an der (heraldisch) rechten
Wandseite mittelst eines eisernen Thürchens geschlossen und mittelst
eines kleinen Riegels gesperrt wurden. Auch diese Vorrichtung zeugt
wieder von Bemühungen, dem Träger die nötige frische Luft zuzu-
führen.

Um dieselbe Periode tritt eine Sitte entschiedener hervor, die,
wie wir bei den Eberhelmen gesehen haben, unter den Deutschen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0047" n="29"/><fw place="top" type="header">1. Der Helm.</fw><lb/>
mit vollständig flacher Scheitelplatte dar, während jene der Deutschen<lb/>
mehr abgerundet erscheinen. (Fig. 10.) Gleich mit dem ersten<lb/>
Auftreten der Topfhelme finden sich in den Handschriften An-<lb/>
deutungen von einer Befestigung an den Haubert mittelst Lederriemen.<lb/>
Häufig wird in den Gedichten des &#x201E;Aufbindens&#x201C; der Helme Er-<lb/>
wähnung gethan. Auch die normanischen Helme wurden übrigens<lb/>
im Nacken mittelst Bändern an die Brünne genestelt, wie wir noch<lb/>
an Siegeldarstellungen ersehen können. Gegen das Ende des 13.<lb/>
Jahrhunderts werden die Scheitelplatten konisch und selbst der ganze<lb/>
Helm zuweilen zuckerhutförmig gebildet (Fig. 11), die Wand erhält im<lb/>
Nacken eine leichte konkave Einbiegung. Am deutlichsten erblicken wir<lb/>
die um 1340 etwa übliche Form des Topfhelmes in den Abbildungen<lb/>
des Codex Balduini Trevirensis, über welche wichtige Quelle zur<lb/><figure><head><hi rendition="#g">Fig. 9.</hi></head><p><hi rendition="#g"> Topfhelm</hi> mit Helmfenster. 12. Jahrhundert, Ende.<lb/>
National Collection in London. Nach Planché.</p></figure><lb/><figure><head><hi rendition="#g">Fig</hi>. 10.</head><p><hi rendition="#g">Topfhelm Eduards, des Schwarzen Prinzen</hi><lb/>
(1330&#x2014;1376), auf dessen Grabmale in der Kathedrale zu Canterbury.<lb/>
Nach Planché.</p></figure><lb/>
Geschichte des Waffenwesens wir später noch zu sprechen haben<lb/>
werden. In Italien treten zuerst an Topfhelmen die <hi rendition="#g">Helmfenster</hi><lb/>
(Luftgeber) auf, es sind dies vierseitige Öffnungen von ungefähr 10<lb/>
bis 12 Zentimeter Seitenlänge, welche an der (heraldisch) rechten<lb/>
Wandseite mittelst eines eisernen Thürchens geschlossen und mittelst<lb/>
eines kleinen Riegels gesperrt wurden. Auch diese Vorrichtung zeugt<lb/>
wieder von Bemühungen, dem Träger die nötige frische Luft zuzu-<lb/>
führen.</p><lb/>
          <p>Um dieselbe Periode tritt eine Sitte entschiedener hervor, die,<lb/>
wie wir bei den Eberhelmen gesehen haben, unter den Deutschen<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[29/0047] 1. Der Helm. mit vollständig flacher Scheitelplatte dar, während jene der Deutschen mehr abgerundet erscheinen. (Fig. 10.) Gleich mit dem ersten Auftreten der Topfhelme finden sich in den Handschriften An- deutungen von einer Befestigung an den Haubert mittelst Lederriemen. Häufig wird in den Gedichten des „Aufbindens“ der Helme Er- wähnung gethan. Auch die normanischen Helme wurden übrigens im Nacken mittelst Bändern an die Brünne genestelt, wie wir noch an Siegeldarstellungen ersehen können. Gegen das Ende des 13. Jahrhunderts werden die Scheitelplatten konisch und selbst der ganze Helm zuweilen zuckerhutförmig gebildet (Fig. 11), die Wand erhält im Nacken eine leichte konkave Einbiegung. Am deutlichsten erblicken wir die um 1340 etwa übliche Form des Topfhelmes in den Abbildungen des Codex Balduini Trevirensis, über welche wichtige Quelle zur [Abbildung Fig. 9. Topfhelm mit Helmfenster. 12. Jahrhundert, Ende. National Collection in London. Nach Planché.] [Abbildung Fig. 10. Topfhelm Eduards, des Schwarzen Prinzen (1330—1376), auf dessen Grabmale in der Kathedrale zu Canterbury. Nach Planché.] Geschichte des Waffenwesens wir später noch zu sprechen haben werden. In Italien treten zuerst an Topfhelmen die Helmfenster (Luftgeber) auf, es sind dies vierseitige Öffnungen von ungefähr 10 bis 12 Zentimeter Seitenlänge, welche an der (heraldisch) rechten Wandseite mittelst eines eisernen Thürchens geschlossen und mittelst eines kleinen Riegels gesperrt wurden. Auch diese Vorrichtung zeugt wieder von Bemühungen, dem Träger die nötige frische Luft zuzu- führen. Um dieselbe Periode tritt eine Sitte entschiedener hervor, die, wie wir bei den Eberhelmen gesehen haben, unter den Deutschen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/47
Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/47>, abgerufen am 23.11.2024.