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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

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D. Die Fernwaffen. 3. Die Armrust.
Haken für die Sehne befindlich ist, wird rückwärts niedergedrückt
und am hinteren Ende durch ein Häkchen gehalten, welches das
vordere Ende eines Winkelhebels bildet, der mit der Abzugstange in
Verbindung ist. Wird diese nach aufwärts gedrückt, so schlägt der
vordere, vom Häkchen befreite Hebel durch die Kraft der Sehne
nach aufwärts und letztere verlässt den Haken. Besehnung und Ziel-
vorrichtung sind die gleichen, wie bei der spanischen Balläster. Diese
italienischen Schnepper waren in der 2. Hälfte des 16. und am
Anfange des 17. Jahrhunderts für die Feldjagd eine äusserst beliebte
Fernwaffe. In den Blättern des Johann Stradan, namentlich in der
Serie "Venatio", gestochen von Raphael Sadeler, und jener von 1578,
welche Cosmus von Medici gewidmet und von Philipp Galle gestochen
ist, finden sich derartige Schnepper oft und genauestens abgebildet.

Eine besondere Art von Schneppern, die vielfach als "deutsche"
bezeichnet werden, werden in nicht geringer Zahl auch in Italien,
besonders in Brescia, erzeugt und von dort in den Handel gebracht.

[Abbildung] Fig. 499.

Krappe zum Spannen einer Balläster mit Gürtelhaken.
Um 1580.

Sie unterscheiden sich von allen sonstigen Armrustgattungen dadurch,
dass auch die Säule von Eisen gefertigt ist. Am rückwärtigen
Ende befindet sich ein breites Backenstück aus Holz. Derlei Schnepper
finden sich in allen Grössen von jener einer gewöhnlichen Armrust
bis zur kleinsten Dimension von nur 35 cm. Säulenlänge herab, wie
sie bei Armrüsten üblich war, die auf der Jagd zu Pferde geführt
wurden. (Fig. 500.) Sie führen gemeiniglich den Säulenhebel nach
Art der spanischen, denen sie auch augenscheinlich nachgebildet sind.
Eine gewisse äussere Ähnlichkeit mit diesen deutschen Schneppern hat
eine Gattung italienischer Schnepper am Ende des 16. Jahrhunderts.
Auch diese besitzen eiserne Säulen, welche aber wie die vorbeschriebenen
abgebogen sind und runde, hölzerne Backenstücke besitzen; die meisten
aber führen keine Säulenhebel, sondern werden mit der Hand oder
dem Krappen gespannt.


D. Die Fernwaffen. 3. Die Armrust.
Haken für die Sehne befindlich ist, wird rückwärts niedergedrückt
und am hinteren Ende durch ein Häkchen gehalten, welches das
vordere Ende eines Winkelhebels bildet, der mit der Abzugstange in
Verbindung ist. Wird diese nach aufwärts gedrückt, so schlägt der
vordere, vom Häkchen befreite Hebel durch die Kraft der Sehne
nach aufwärts und letztere verläſst den Haken. Besehnung und Ziel-
vorrichtung sind die gleichen, wie bei der spanischen Balläster. Diese
italienischen Schnepper waren in der 2. Hälfte des 16. und am
Anfange des 17. Jahrhunderts für die Feldjagd eine äuſserst beliebte
Fernwaffe. In den Blättern des Johann Stradan, namentlich in der
Serie „Venatio“, gestochen von Raphael Sadeler, und jener von 1578,
welche Cosmus von Medici gewidmet und von Philipp Galle gestochen
ist, finden sich derartige Schnepper oft und genauestens abgebildet.

Eine besondere Art von Schneppern, die vielfach als „deutsche“
bezeichnet werden, werden in nicht geringer Zahl auch in Italien,
besonders in Brescia, erzeugt und von dort in den Handel gebracht.

[Abbildung] Fig. 499.

Krappe zum Spannen einer Balläster mit Gürtelhaken.
Um 1580.

Sie unterscheiden sich von allen sonstigen Armrustgattungen dadurch,
daſs auch die Säule von Eisen gefertigt ist. Am rückwärtigen
Ende befindet sich ein breites Backenstück aus Holz. Derlei Schnepper
finden sich in allen Gröſsen von jener einer gewöhnlichen Armrust
bis zur kleinsten Dimension von nur 35 cm. Säulenlänge herab, wie
sie bei Armrüsten üblich war, die auf der Jagd zu Pferde geführt
wurden. (Fig. 500.) Sie führen gemeiniglich den Säulenhebel nach
Art der spanischen, denen sie auch augenscheinlich nachgebildet sind.
Eine gewisse äuſsere Ähnlichkeit mit diesen deutschen Schneppern hat
eine Gattung italienischer Schnepper am Ende des 16. Jahrhunderts.
Auch diese besitzen eiserne Säulen, welche aber wie die vorbeschriebenen
abgebogen sind und runde, hölzerne Backenstücke besitzen; die meisten
aber führen keine Säulenhebel, sondern werden mit der Hand oder
dem Krappen gespannt.


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[421/0439] D. Die Fernwaffen. 3. Die Armrust. Haken für die Sehne befindlich ist, wird rückwärts niedergedrückt und am hinteren Ende durch ein Häkchen gehalten, welches das vordere Ende eines Winkelhebels bildet, der mit der Abzugstange in Verbindung ist. Wird diese nach aufwärts gedrückt, so schlägt der vordere, vom Häkchen befreite Hebel durch die Kraft der Sehne nach aufwärts und letztere verläſst den Haken. Besehnung und Ziel- vorrichtung sind die gleichen, wie bei der spanischen Balläster. Diese italienischen Schnepper waren in der 2. Hälfte des 16. und am Anfange des 17. Jahrhunderts für die Feldjagd eine äuſserst beliebte Fernwaffe. In den Blättern des Johann Stradan, namentlich in der Serie „Venatio“, gestochen von Raphael Sadeler, und jener von 1578, welche Cosmus von Medici gewidmet und von Philipp Galle gestochen ist, finden sich derartige Schnepper oft und genauestens abgebildet. Eine besondere Art von Schneppern, die vielfach als „deutsche“ bezeichnet werden, werden in nicht geringer Zahl auch in Italien, besonders in Brescia, erzeugt und von dort in den Handel gebracht. [Abbildung Fig. 499. Krappe zum Spannen einer Balläster mit Gürtelhaken. Um 1580.] Sie unterscheiden sich von allen sonstigen Armrustgattungen dadurch, daſs auch die Säule von Eisen gefertigt ist. Am rückwärtigen Ende befindet sich ein breites Backenstück aus Holz. Derlei Schnepper finden sich in allen Gröſsen von jener einer gewöhnlichen Armrust bis zur kleinsten Dimension von nur 35 cm. Säulenlänge herab, wie sie bei Armrüsten üblich war, die auf der Jagd zu Pferde geführt wurden. (Fig. 500.) Sie führen gemeiniglich den Säulenhebel nach Art der spanischen, denen sie auch augenscheinlich nachgebildet sind. Eine gewisse äuſsere Ähnlichkeit mit diesen deutschen Schneppern hat eine Gattung italienischer Schnepper am Ende des 16. Jahrhunderts. Auch diese besitzen eiserne Säulen, welche aber wie die vorbeschriebenen abgebogen sind und runde, hölzerne Backenstücke besitzen; die meisten aber führen keine Säulenhebel, sondern werden mit der Hand oder dem Krappen gespannt.

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Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/439>, abgerufen am 27.05.2024.