B. Die Stangenwaffen. 5. Das Spetum, der Hakenspiess etc.
Die Kriegs- oder Sturmsensen besitzen eine flache, ge- krümmte, säbelähnliche Klinge, welche am konvexen Rande verstärkt oder gleich den Sensen am Rücken umgebogen, am konkaven Teile aber geschärft ist.
Die Kriegssensen erscheinen in grösseren Mengen als Kriegs- waffen zuerst in den Bauernunruhen Tirols in der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts, in geringerer Zahl dürften sie in den Burgunder- kriegen von den Schweizern geführt worden sein. Die Kriegssense,
[Abbildung]
Fig. 413.
Kriegsgabel mir doppeltem Beile (Barte). 16. Jahr- hundert. Sammlung Poldi-Pezzoli in Mailand.
[Abbildung]
Fig. 414.
Sturmsense (guisarme genannt). 14. Jahrhundert. Sammlung W. H. Riggs.
eine Bauernwaffe, ist für den Stoss ganz ungeeignet und für den Hieb weniger wirksam, als man gemeiniglich annimmt. Dennoch hat diese Waffe, weil sie dem Begriffsvermögen des Bauern am nächsten lag, in allen Empörungskriegen eine allgemeine Anwendung gefunden,
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B. Die Stangenwaffen. 5. Das Spetum, der Hakenspieſs etc.
Die Kriegs- oder Sturmsensen besitzen eine flache, ge- krümmte, säbelähnliche Klinge, welche am konvexen Rande verstärkt oder gleich den Sensen am Rücken umgebogen, am konkaven Teile aber geschärft ist.
Die Kriegssensen erscheinen in gröſseren Mengen als Kriegs- waffen zuerst in den Bauernunruhen Tirols in der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts, in geringerer Zahl dürften sie in den Burgunder- kriegen von den Schweizern geführt worden sein. Die Kriegssense,
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Fig. 413.
Kriegsgabel mir doppeltem Beile (Barte). 16. Jahr- hundert. Sammlung Poldi-Pezzoli in Mailand.
[Abbildung]
Fig. 414.
Sturmsense (guisarme genannt). 14. Jahrhundert. Sammlung W. H. Riggs.
eine Bauernwaffe, ist für den Stoſs ganz ungeeignet und für den Hieb weniger wirksam, als man gemeiniglich annimmt. Dennoch hat diese Waffe, weil sie dem Begriffsvermögen des Bauern am nächsten lag, in allen Empörungskriegen eine allgemeine Anwendung gefunden,
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B. Die Stangenwaffen. 5. Das Spetum, der Hakenspieſs etc.
Die Kriegs- oder Sturmsensen besitzen eine flache, ge-
krümmte, säbelähnliche Klinge, welche am konvexen Rande verstärkt
oder gleich den Sensen am Rücken umgebogen, am konkaven Teile
aber geschärft ist.
Die Kriegssensen erscheinen in gröſseren Mengen als Kriegs-
waffen zuerst in den Bauernunruhen Tirols in der 1. Hälfte des
16. Jahrhunderts, in geringerer Zahl dürften sie in den Burgunder-
kriegen von den Schweizern geführt worden sein. Die Kriegssense,
[Abbildung Fig. 413. Kriegsgabel mir doppeltem Beile (Barte). 16. Jahr-
hundert. Sammlung Poldi-Pezzoli in Mailand.]
[Abbildung Fig. 414. Sturmsense (guisarme genannt). 14. Jahrhundert.
Sammlung W. H. Riggs.]
eine Bauernwaffe, ist für den Stoſs ganz ungeeignet und für den Hieb
weniger wirksam, als man gemeiniglich annimmt. Dennoch hat diese
Waffe, weil sie dem Begriffsvermögen des Bauern am nächsten lag,
in allen Empörungskriegen eine allgemeine Anwendung gefunden,
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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/373>, abgerufen am 24.11.2024.
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