die Ohren in Scharnieren zusammenzuschieben, die Schäfte aber in der Hälfte umzulegen, somit zu verkürzen waren, damit die Verpackung erleichtert wurde..*) (Fig. 404).
Die Partisanen**) sind eigentlich nichts anderes als Runkas mit kürzer gebildeten Ohren. Ihre ausgesprochene Form dürfte sich kaum über das 16. Jahrhundert verfolgen lassen, doch findet man sie in den späteren Landsknechtheeren als Stangenwaffe der Offiziere stark im Gebrauch. Sie bleibt auch noch im 17. Jahrhundert in Deutsch- land und in den Niederlanden eine beliebte Waffe und wird allgemach zur Waffe der Oberoffiziere. Im 18. Jahrhundert führte eine Gattung kleiner Partisanen, Sponton***) genannt, in den deutschen Heeren der Oberst und Oberst-Inhaber, der Oberstleutnant, der Hauptmann und der Leutnant, letzterer ohne Quaste. Um das Jahr 1770 wurden sie allenthalben abgelegt.
Die ältesten Partisanen besitzen noch breite und lange Spiess- eisen (Fig. 405, 406); später werden diese allmählich kleiner. Als Waffen der Leibgarden an einigen deutschen, namentlich am bayrischen und sächsischen Hofe erhalten die Klingen eine reiche dekorative Ausschmückung in Eisenschnitt und Goldätzung. (Fig. 407.) In Sachsen führte sie die kurfürstliche und später königliche Schweizer- garde bis zu deren Auflösung 1814 und die polnische Nobelgarde. In ihrer Verwendung im Heere sind sie weniger Waffen als Würdenzeichen, welcher Eigenschaft entsprechend sie auch verziert sind. (Fig. 408, 409.) Partisanen, genau den älteren sächsischen nachgebildet, führten auch die Tempelwachen in einigen ostindischen Staaten im 18. Jahrhundert. Dergleichen Stücke, die Kurfürst August von Sachsen 1771 gekauft hatte und welche reich in Eisenschnitt verziert sind, werden noch gegen- wärtig im k. historischen Museum zu Dresden bewahrt.
*) Die Hartschiere wie die Trabanten dienten auf den Reisen der Kaiser zu Pferde mit der Ausrüstung von reisigen Knechten, wenn auch in reicher Aus- stattung, im Hoflager jedoch mit der Stangenwaffe, welche ihnen auf der Reise im Gepäckwagen mitgeführt wurde.
**) Der Versuch, die Bezeichnung Partisane von dem französischen pertuis, Loch herzuleiten, ist unstichhaltig. Die Bezeichnung Partisan für Parteigänger ist vermutlich von der Waffe abzuleiten, wie man im 15. und 16. Jahrhundert ge- meiniglich die Anzahl der Streitbaren nach der Zahl der Helme, Spiesse etc. zu be- zeichnen pflegte.
***) Der Name leitet sich von Spiess, lat. espietus, spedus, spentum, direkt vom Spetum der Frührenaissance her.
II. Die Angriffswaffen.
die Ohren in Scharnieren zusammenzuschieben, die Schäfte aber in der Hälfte umzulegen, somit zu verkürzen waren, damit die Verpackung erleichtert wurde..*) (Fig. 404).
Die Partisanen**) sind eigentlich nichts anderes als Runkas mit kürzer gebildeten Ohren. Ihre ausgesprochene Form dürfte sich kaum über das 16. Jahrhundert verfolgen lassen, doch findet man sie in den späteren Landsknechtheeren als Stangenwaffe der Offiziere stark im Gebrauch. Sie bleibt auch noch im 17. Jahrhundert in Deutsch- land und in den Niederlanden eine beliebte Waffe und wird allgemach zur Waffe der Oberoffiziere. Im 18. Jahrhundert führte eine Gattung kleiner Partisanen, Sponton***) genannt, in den deutschen Heeren der Oberst und Oberst-Inhaber, der Oberstleutnant, der Hauptmann und der Leutnant, letzterer ohne Quaste. Um das Jahr 1770 wurden sie allenthalben abgelegt.
Die ältesten Partisanen besitzen noch breite und lange Spieſs- eisen (Fig. 405, 406); später werden diese allmählich kleiner. Als Waffen der Leibgarden an einigen deutschen, namentlich am bayrischen und sächsischen Hofe erhalten die Klingen eine reiche dekorative Ausschmückung in Eisenschnitt und Goldätzung. (Fig. 407.) In Sachsen führte sie die kurfürstliche und später königliche Schweizer- garde bis zu deren Auflösung 1814 und die polnische Nobelgarde. In ihrer Verwendung im Heere sind sie weniger Waffen als Würdenzeichen, welcher Eigenschaft entsprechend sie auch verziert sind. (Fig. 408, 409.) Partisanen, genau den älteren sächsischen nachgebildet, führten auch die Tempelwachen in einigen ostindischen Staaten im 18. Jahrhundert. Dergleichen Stücke, die Kurfürst August von Sachsen 1771 gekauft hatte und welche reich in Eisenschnitt verziert sind, werden noch gegen- wärtig im k. historischen Museum zu Dresden bewahrt.
*) Die Hartschiere wie die Trabanten dienten auf den Reisen der Kaiser zu Pferde mit der Ausrüstung von reisigen Knechten, wenn auch in reicher Aus- stattung, im Hoflager jedoch mit der Stangenwaffe, welche ihnen auf der Reise im Gepäckwagen mitgeführt wurde.
**) Der Versuch, die Bezeichnung Partisane von dem französischen pertuis, Loch herzuleiten, ist unstichhaltig. Die Bezeichnung Partisan für Parteigänger ist vermutlich von der Waffe abzuleiten, wie man im 15. und 16. Jahrhundert ge- meiniglich die Anzahl der Streitbaren nach der Zahl der Helme, Spieſse etc. zu be- zeichnen pflegte.
***) Der Name leitet sich von Spieſs, lat. espietus, spedus, spentum, direkt vom Spetum der Frührenaissance her.
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die Ohren in Scharnieren zusammenzuschieben, die Schäfte aber in
der Hälfte umzulegen, somit zu verkürzen waren, damit die Verpackung
erleichtert wurde.. *) (Fig. 404).
Die Partisanen **) sind eigentlich nichts anderes als Runkas
mit kürzer gebildeten Ohren. Ihre ausgesprochene Form dürfte sich
kaum über das 16. Jahrhundert verfolgen lassen, doch findet man
sie in den späteren Landsknechtheeren als Stangenwaffe der Offiziere
stark im Gebrauch. Sie bleibt auch noch im 17. Jahrhundert in Deutsch-
land und in den Niederlanden eine beliebte Waffe und wird allgemach
zur Waffe der Oberoffiziere. Im 18. Jahrhundert führte eine Gattung
kleiner Partisanen, Sponton ***) genannt, in den deutschen Heeren
der Oberst und Oberst-Inhaber, der Oberstleutnant, der Hauptmann
und der Leutnant, letzterer ohne Quaste. Um das Jahr 1770 wurden
sie allenthalben abgelegt.
Die ältesten Partisanen besitzen noch breite und lange Spieſs-
eisen (Fig. 405, 406); später werden diese allmählich kleiner. Als
Waffen der Leibgarden an einigen deutschen, namentlich am bayrischen
und sächsischen Hofe erhalten die Klingen eine reiche dekorative
Ausschmückung in Eisenschnitt und Goldätzung. (Fig. 407.) In
Sachsen führte sie die kurfürstliche und später königliche Schweizer-
garde bis zu deren Auflösung 1814 und die polnische Nobelgarde. In
ihrer Verwendung im Heere sind sie weniger Waffen als Würdenzeichen,
welcher Eigenschaft entsprechend sie auch verziert sind. (Fig. 408, 409.)
Partisanen, genau den älteren sächsischen nachgebildet, führten auch
die Tempelwachen in einigen ostindischen Staaten im 18. Jahrhundert.
Dergleichen Stücke, die Kurfürst August von Sachsen 1771 gekauft
hatte und welche reich in Eisenschnitt verziert sind, werden noch gegen-
wärtig im k. historischen Museum zu Dresden bewahrt.
*) Die Hartschiere wie die Trabanten dienten auf den Reisen der Kaiser zu
Pferde mit der Ausrüstung von reisigen Knechten, wenn auch in reicher Aus-
stattung, im Hoflager jedoch mit der Stangenwaffe, welche ihnen auf der Reise im
Gepäckwagen mitgeführt wurde.
**) Der Versuch, die Bezeichnung Partisane von dem französischen pertuis,
Loch herzuleiten, ist unstichhaltig. Die Bezeichnung Partisan für Parteigänger ist
vermutlich von der Waffe abzuleiten, wie man im 15. und 16. Jahrhundert ge-
meiniglich die Anzahl der Streitbaren nach der Zahl der Helme, Spieſse etc. zu be-
zeichnen pflegte.
***) Der Name leitet sich von Spieſs, lat. espietus, spedus, spentum, direkt
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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/370>, abgerufen am 05.07.2024.
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