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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

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B. Die Stangenwaffen. 1. Der Spiess.
selten auch gemeine Spiesse, die in der Regel reich verziert waren
und oft mannigfache, seltsame Formen aufwiesen. Besonders an
italienischen Höfen waltete da die Phantasie uneingeschränkt, wie aus
zwei Beispielen (Fig. 381 und Fig. 382) ersehen werden kann.

In der Reiterei macht sich vom 14. Jahrhundert immer mehr
das Streben geltend, den Schaft besonders gegen das Stammende hin
zu verstärken. Schon um 1360 tritt der Versuch auf, die den Schaft
haltende Faust durch eine flache Scheibe aus Blech vor Verletzungen

[Abbildung] Fig. 383.

Unterer Teil eines Spiessschaftes mit daran
befestigter geätzter Brechscheibe. Deutsch. Um 1560.

zu sichern. Diese Beigabe genügte nicht, man bildete sie darum
trichterförmig mit ausgeschweiften Flächen. So entstand die Brech-
scheibe
(Fig. 383.) Die Stärke des Hinterschaftes zwang zu einer
Schwächung in der Handlage, woraus jene Form entstand, die bei
den gewöhnlichen Reiterspiessen wie bei den Turnierspiessen allent-
halben zu erblicken ist und welche sich traditionell bei den Schäften
der Reiterstandarten bis ins späte 18. Jahrhundert erhalten hat. Es

B. Die Stangenwaffen. 1. Der Spieſs.
selten auch gemeine Spieſse, die in der Regel reich verziert waren
und oft mannigfache, seltsame Formen aufwiesen. Besonders an
italienischen Höfen waltete da die Phantasie uneingeschränkt, wie aus
zwei Beispielen (Fig. 381 und Fig. 382) ersehen werden kann.

In der Reiterei macht sich vom 14. Jahrhundert immer mehr
das Streben geltend, den Schaft besonders gegen das Stammende hin
zu verstärken. Schon um 1360 tritt der Versuch auf, die den Schaft
haltende Faust durch eine flache Scheibe aus Blech vor Verletzungen

[Abbildung] Fig. 383.

Unterer Teil eines Spieſsschaftes mit daran
befestigter geätzter Brechscheibe. Deutsch. Um 1560.

zu sichern. Diese Beigabe genügte nicht, man bildete sie darum
trichterförmig mit ausgeschweiften Flächen. So entstand die Brech-
scheibe
(Fig. 383.) Die Stärke des Hinterschaftes zwang zu einer
Schwächung in der Handlage, woraus jene Form entstand, die bei
den gewöhnlichen Reiterspieſsen wie bei den Turnierspieſsen allent-
halben zu erblicken ist und welche sich traditionell bei den Schäften
der Reiterstandarten bis ins späte 18. Jahrhundert erhalten hat. Es

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[325/0343] B. Die Stangenwaffen. 1. Der Spieſs. selten auch gemeine Spieſse, die in der Regel reich verziert waren und oft mannigfache, seltsame Formen aufwiesen. Besonders an italienischen Höfen waltete da die Phantasie uneingeschränkt, wie aus zwei Beispielen (Fig. 381 und Fig. 382) ersehen werden kann. In der Reiterei macht sich vom 14. Jahrhundert immer mehr das Streben geltend, den Schaft besonders gegen das Stammende hin zu verstärken. Schon um 1360 tritt der Versuch auf, die den Schaft haltende Faust durch eine flache Scheibe aus Blech vor Verletzungen [Abbildung Fig. 383. Unterer Teil eines Spieſsschaftes mit daran befestigter geätzter Brechscheibe. Deutsch. Um 1560.] zu sichern. Diese Beigabe genügte nicht, man bildete sie darum trichterförmig mit ausgeschweiften Flächen. So entstand die Brech- scheibe (Fig. 383.) Die Stärke des Hinterschaftes zwang zu einer Schwächung in der Handlage, woraus jene Form entstand, die bei den gewöhnlichen Reiterspieſsen wie bei den Turnierspieſsen allent- halben zu erblicken ist und welche sich traditionell bei den Schäften der Reiterstandarten bis ins späte 18. Jahrhundert erhalten hat. Es

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Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/343>, abgerufen am 21.11.2024.