Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.II. Die Angriffswaffen. Auftreten, welches wir, nach den vorhandenen Funden zu urteilen, bis indie Steinzeit setzen müssen, in allen Nationen unter verschiedenen und wechselnden Bezeichnungen vor. Im Deutschen wahrscheinlich vom fränkischen daga hergeleitet unter dem Namen Degen bis ins 16. Jahrhundert. In der Erinnerung an die alten Gottesgerichte erhielt er im 14. Jahrhundert den Namen gnadgott, eine Übersetzung des italienischen misericordia. Erst im 16. Jahrhundert finden wir in Deutschland diese Waffe als "Dolch" angesprochen. Unter dem [Abbildung]
Fig. 330. Dolch, sogenannter "Gnadgott", mit Griff aus schwarzem II. Die Angriffswaffen. Auftreten, welches wir, nach den vorhandenen Funden zu urteilen, bis indie Steinzeit setzen müssen, in allen Nationen unter verschiedenen und wechselnden Bezeichnungen vor. Im Deutschen wahrscheinlich vom fränkischen daga hergeleitet unter dem Namen Degen bis ins 16. Jahrhundert. In der Erinnerung an die alten Gottesgerichte erhielt er im 14. Jahrhundert den Namen gnadgott, eine Übersetzung des italienischen misericordia. Erst im 16. Jahrhundert finden wir in Deutschland diese Waffe als „Dolch“ angesprochen. Unter dem [Abbildung]
Fig. 330. Dolch, sogenannter „Gnadgott“, mit Griff aus schwarzem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0310" n="292"/><fw place="top" type="header">II. Die Angriffswaffen.</fw><lb/> Auftreten, welches wir, nach den vorhandenen Funden zu urteilen, bis in<lb/> die Steinzeit setzen müssen, in allen Nationen unter verschiedenen und<lb/> wechselnden Bezeichnungen vor. Im Deutschen wahrscheinlich vom<lb/> fränkischen daga hergeleitet unter dem Namen <hi rendition="#g">Degen</hi> bis ins 16.<lb/> Jahrhundert. In der Erinnerung an die alten Gottesgerichte erhielt<lb/> er im 14. Jahrhundert den Namen <hi rendition="#g">gnadgott</hi>, eine Übersetzung des<lb/> italienischen misericordia. Erst im 16. Jahrhundert finden wir in<lb/> Deutschland diese Waffe als „Dolch“ angesprochen. Unter dem<lb/><figure><head><hi rendition="#g">Fig</hi>. 330.</head><p><hi rendition="#g">Dolch</hi>, sogenannter „Gnadgott“, mit Griff aus schwarzem<lb/> Horn. Die vierseitige, hohlgeschliffene Klinge ist mit gravierten Ara-<lb/> besken geziert. Die schadhafte Scheide aus gepreſstem Leder besitzt<lb/> zwei Besteckscheiden für ein Schnitzmesser und einen Pfriem. Deutsch.<lb/> 15. Jahrhundert.</p></figure><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [292/0310]
II. Die Angriffswaffen.
Auftreten, welches wir, nach den vorhandenen Funden zu urteilen, bis in
die Steinzeit setzen müssen, in allen Nationen unter verschiedenen und
wechselnden Bezeichnungen vor. Im Deutschen wahrscheinlich vom
fränkischen daga hergeleitet unter dem Namen Degen bis ins 16.
Jahrhundert. In der Erinnerung an die alten Gottesgerichte erhielt
er im 14. Jahrhundert den Namen gnadgott, eine Übersetzung des
italienischen misericordia. Erst im 16. Jahrhundert finden wir in
Deutschland diese Waffe als „Dolch“ angesprochen. Unter dem
[Abbildung Fig. 330. Dolch, sogenannter „Gnadgott“, mit Griff aus schwarzem
Horn. Die vierseitige, hohlgeschliffene Klinge ist mit gravierten Ara-
besken geziert. Die schadhafte Scheide aus gepreſstem Leder besitzt
zwei Besteckscheiden für ein Schnitzmesser und einen Pfriem. Deutsch.
15. Jahrhundert.]
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/310 |
Zitationshilfe: | Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/310>, abgerufen am 16.02.2025. |