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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

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II. Die Angriffswaffen.
nand des Katholischen. Als seine Marke ist eine einem Hündchen
ähnliche Figur angesehen, daher auch deren Name "perillo", aber
selbst unter spanischen Archäologen im Fache regt sich darüber ein
Zweifel, und man neigt sich jetzt der Ansicht zu, dass mit diesem
Zeichen nicht jenes Julians allein, sondern ein allgemeines, ähnlich
dem Passauer Wolf, ausgedrückt sei. Julian arbeitete anfangs in
Granada, dann in Saragossa, zuletzt aber in Toledo, zu dessen Ruhm
er ausserordentlich beigetragen hatte.

Die japanische Klingenindustrie, welche heute durch den Druck
der modernen Fabriksthätigkeit ihrem Ende entgegengeht, hat eine
ungemein rühmliche Vergangenheit hinter sich. Wir sind in der Lage,
sie in ihren besten Meistern fast bis an den Beginn unserer Zeit-
rechnung zu verfolgen. Japanische Klingen gelangten von uralter Zeit
her ohne eigentliche Montierung in die Hände des Bestellers. Das
zweihändige Langschwert Katana, das Kurzschwert Wakisaschi, end-
lich der Panzerstecher Ken wurden in einer Scheide von weissem
Holze aus dem Stamme des Kiri verwahrt übergeben, auch die Angel
steckte in einer hölzernen Hülse. Nach Entfernung zweier Holznägel
konnte die Angel von der Hülse befreit und das auf ihr befindliche
Schwertfegerzeichen betrachtet werden. Die Fassung liess sich
jeder Eigentümer nach seinen individuellen Ansichten fertigen. Das
gehörte nicht mehr zur Aufgabe des Schwertfegers. Was man in
Japan mit Schwert bezeichnet, ordnet sich fachlich unter die Krumm-
schwerter.

Mit der Verfeinerung des Kriegswesens wurde auch die Hand-
habung des Schwertes mehr durchgebildet; man beschränkte sich nicht
mehr auf ein blindes Dreinschlagen, um den Gegner ausgiebig zu
verletzen, sondern suchte auch in der Form und Führung das Mittel
zu finden, sich vor den Hieben des Gegners zu schützen. Dieses
Bestreben führte zunächst auf eine Veränderung der Schwertgriffe.
Bei den ältesten Formen derselben trennt nur ein knaufartiger Ansatz die
Faust von der Klinge, sodass die Faust in ganz ungenügender Weise
gegen den Hieb geschützt ist. Einen besseren Schutz boten dann
zwar die Parierstangen, die anfänglich nur kurz gebildet sind und erst
später sich verlängern. Allein auch die Parierstange erschien bald un-
genügend; man verbreiterte deshalb die Deckung und bildete die Faust-
schutzbügel
, anfänglich an der Aussenseite, später auch nach beiden
Seiten.

Das Griffholz an Reiterschwertern entglitt zu leichtt der noch
von einem ungefingerten Eisenhandschuh (Hentze) bedeckten Hand;
man verjüngte und gliederte den Griff, um ihn in der ungelenken
Hand besser zu fühlen. (Fig. 292.) Zunächst traten dann in Italien
zum Schutze der Fingerlage die Griffbügel auf. Sie wachsen an-
fänglich aus der Parierstange heraus und stehen mit dem Knaufe
oberhalb nicht in Verbindung. Erst um 1560 sind sie vollständig

II. Die Angriffswaffen.
nand des Katholischen. Als seine Marke ist eine einem Hündchen
ähnliche Figur angesehen, daher auch deren Name „perillo“, aber
selbst unter spanischen Archäologen im Fache regt sich darüber ein
Zweifel, und man neigt sich jetzt der Ansicht zu, daſs mit diesem
Zeichen nicht jenes Julians allein, sondern ein allgemeines, ähnlich
dem Passauer Wolf, ausgedrückt sei. Julian arbeitete anfangs in
Granada, dann in Saragossa, zuletzt aber in Toledo, zu dessen Ruhm
er auſserordentlich beigetragen hatte.

Die japanische Klingenindustrie, welche heute durch den Druck
der modernen Fabriksthätigkeit ihrem Ende entgegengeht, hat eine
ungemein rühmliche Vergangenheit hinter sich. Wir sind in der Lage,
sie in ihren besten Meistern fast bis an den Beginn unserer Zeit-
rechnung zu verfolgen. Japanische Klingen gelangten von uralter Zeit
her ohne eigentliche Montierung in die Hände des Bestellers. Das
zweihändige Langschwert Kátáná, das Kurzschwert Wákisáschi, end-
lich der Panzerstecher Kén wurden in einer Scheide von weiſsem
Holze aus dem Stamme des Kiri verwahrt übergeben, auch die Angel
steckte in einer hölzernen Hülse. Nach Entfernung zweier Holznägel
konnte die Angel von der Hülse befreit und das auf ihr befindliche
Schwertfegerzeichen betrachtet werden. Die Fassung lieſs sich
jeder Eigentümer nach seinen individuellen Ansichten fertigen. Das
gehörte nicht mehr zur Aufgabe des Schwertfegers. Was man in
Japan mit Schwert bezeichnet, ordnet sich fachlich unter die Krumm-
schwerter.

Mit der Verfeinerung des Kriegswesens wurde auch die Hand-
habung des Schwertes mehr durchgebildet; man beschränkte sich nicht
mehr auf ein blindes Dreinschlagen, um den Gegner ausgiebig zu
verletzen, sondern suchte auch in der Form und Führung das Mittel
zu finden, sich vor den Hieben des Gegners zu schützen. Dieses
Bestreben führte zunächst auf eine Veränderung der Schwertgriffe.
Bei den ältesten Formen derselben trennt nur ein knaufartiger Ansatz die
Faust von der Klinge, sodaſs die Faust in ganz ungenügender Weise
gegen den Hieb geschützt ist. Einen besseren Schutz boten dann
zwar die Parierstangen, die anfänglich nur kurz gebildet sind und erst
später sich verlängern. Allein auch die Parierstange erschien bald un-
genügend; man verbreiterte deshalb die Deckung und bildete die Faust-
schutzbügel
, anfänglich an der Auſsenseite, später auch nach beiden
Seiten.

Das Griffholz an Reiterschwertern entglitt zu leichtt der noch
von einem ungefingerten Eisenhandschuh (Hentze) bedeckten Hand;
man verjüngte und gliederte den Griff, um ihn in der ungelenken
Hand besser zu fühlen. (Fig. 292.) Zunächst traten dann in Italien
zum Schutze der Fingerlage die Griffbügel auf. Sie wachsen an-
fänglich aus der Parierstange heraus und stehen mit dem Knaufe
oberhalb nicht in Verbindung. Erst um 1560 sind sie vollständig

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[254/0272] II. Die Angriffswaffen. nand des Katholischen. Als seine Marke ist eine einem Hündchen ähnliche Figur angesehen, daher auch deren Name „perillo“, aber selbst unter spanischen Archäologen im Fache regt sich darüber ein Zweifel, und man neigt sich jetzt der Ansicht zu, daſs mit diesem Zeichen nicht jenes Julians allein, sondern ein allgemeines, ähnlich dem Passauer Wolf, ausgedrückt sei. Julian arbeitete anfangs in Granada, dann in Saragossa, zuletzt aber in Toledo, zu dessen Ruhm er auſserordentlich beigetragen hatte. Die japanische Klingenindustrie, welche heute durch den Druck der modernen Fabriksthätigkeit ihrem Ende entgegengeht, hat eine ungemein rühmliche Vergangenheit hinter sich. Wir sind in der Lage, sie in ihren besten Meistern fast bis an den Beginn unserer Zeit- rechnung zu verfolgen. Japanische Klingen gelangten von uralter Zeit her ohne eigentliche Montierung in die Hände des Bestellers. Das zweihändige Langschwert Kátáná, das Kurzschwert Wákisáschi, end- lich der Panzerstecher Kén wurden in einer Scheide von weiſsem Holze aus dem Stamme des Kiri verwahrt übergeben, auch die Angel steckte in einer hölzernen Hülse. Nach Entfernung zweier Holznägel konnte die Angel von der Hülse befreit und das auf ihr befindliche Schwertfegerzeichen betrachtet werden. Die Fassung lieſs sich jeder Eigentümer nach seinen individuellen Ansichten fertigen. Das gehörte nicht mehr zur Aufgabe des Schwertfegers. Was man in Japan mit Schwert bezeichnet, ordnet sich fachlich unter die Krumm- schwerter. Mit der Verfeinerung des Kriegswesens wurde auch die Hand- habung des Schwertes mehr durchgebildet; man beschränkte sich nicht mehr auf ein blindes Dreinschlagen, um den Gegner ausgiebig zu verletzen, sondern suchte auch in der Form und Führung das Mittel zu finden, sich vor den Hieben des Gegners zu schützen. Dieses Bestreben führte zunächst auf eine Veränderung der Schwertgriffe. Bei den ältesten Formen derselben trennt nur ein knaufartiger Ansatz die Faust von der Klinge, sodaſs die Faust in ganz ungenügender Weise gegen den Hieb geschützt ist. Einen besseren Schutz boten dann zwar die Parierstangen, die anfänglich nur kurz gebildet sind und erst später sich verlängern. Allein auch die Parierstange erschien bald un- genügend; man verbreiterte deshalb die Deckung und bildete die Faust- schutzbügel, anfänglich an der Auſsenseite, später auch nach beiden Seiten. Das Griffholz an Reiterschwertern entglitt zu leichtt der noch von einem ungefingerten Eisenhandschuh (Hentze) bedeckten Hand; man verjüngte und gliederte den Griff, um ihn in der ungelenken Hand besser zu fühlen. (Fig. 292.) Zunächst traten dann in Italien zum Schutze der Fingerlage die Griffbügel auf. Sie wachsen an- fänglich aus der Parierstange heraus und stehen mit dem Knaufe oberhalb nicht in Verbindung. Erst um 1560 sind sie vollständig

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Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/272>, abgerufen am 22.11.2024.