Sowie die Sättel schwerer und plumper werden, ebenso wird der Brustriemen stärker. An der Vorderseite erhält er, was übrigens vereinzelt schon im 15. Jahrhundert und früher vor Augen tritt, eine buckelförmige Metallplatte, welche meist verziert wird. Erst im 16. Jahrhundert finden wir Beispiele der Anwendung von Schwanz- riemen, die durch die Schwere des Sattels bedingt waren.
Der Sattel wie das gesamte Pferdezeug war durch das ganze Mittelalter ein beliebter Gegenstand für eine reiche künstlerische Aus- stattung. Bestimmte Beweise hiervon haben wir im Psalterium aureum von St. Gallen um 800, nähere Beschreibungen in den Dichtungen
[Abbildung]
Fig. 220.
Krippensattel aus der ehemaligen Sammlung Meyrick. 15. Jahrhundert Anfang.
des 12. Jahrhunderts, wie im Nibelungenlied, wo der mit Steinen aus India besetzten Sättel gedacht wird. Im 13. und 14. Jahrhundert bezeugen bereits Dokumente, mit welchem bedeutenden Aufwande von Kunst die Sättel ausgestattet wurden.*) Im öffentlichen Verkehre
*) Rechnung des Hofsattlers Geffroy le Breton für den Connetable von Frank- reich Raoul Comte d'Eu (1336--1339): "Für Monseigneur einen prächtigen Rennsattel, die Bögen vorn und hinten mit verschlungenen Verzierungen von Silber, in Form von Röhren beschlagen und an den Ecken dieser Verzierungen Einfassungen und in der Mitte dieser Bögen ein Liebesgott, in Goldstoff gekleidet, nach dem Leben gebildet, die Hände und
I. Die Schutzwaffen.
Sowie die Sättel schwerer und plumper werden, ebenso wird der Brustriemen stärker. An der Vorderseite erhält er, was übrigens vereinzelt schon im 15. Jahrhundert und früher vor Augen tritt, eine buckelförmige Metallplatte, welche meist verziert wird. Erst im 16. Jahrhundert finden wir Beispiele der Anwendung von Schwanz- riemen, die durch die Schwere des Sattels bedingt waren.
Der Sattel wie das gesamte Pferdezeug war durch das ganze Mittelalter ein beliebter Gegenstand für eine reiche künstlerische Aus- stattung. Bestimmte Beweise hiervon haben wir im Psalterium aureum von St. Gallen um 800, nähere Beschreibungen in den Dichtungen
[Abbildung]
Fig. 220.
Krippensattel aus der ehemaligen Sammlung Meyrick. 15. Jahrhundert Anfang.
des 12. Jahrhunderts, wie im Nibelungenlied, wo der mit Steinen aus India besetzten Sättel gedacht wird. Im 13. und 14. Jahrhundert bezeugen bereits Dokumente, mit welchem bedeutenden Aufwande von Kunst die Sättel ausgestattet wurden.*) Im öffentlichen Verkehre
*) Rechnung des Hofsattlers Geffroy le Breton für den Connetable von Frank- reich Raoul Comte d’Eu (1336—1339): „Für Monseigneur einen prächtigen Rennsattel, die Bögen vorn und hinten mit verschlungenen Verzierungen von Silber, in Form von Röhren beschlagen und an den Ecken dieser Verzierungen Einfassungen und in der Mitte dieser Bögen ein Liebesgott, in Goldstoff gekleidet, nach dem Leben gebildet, die Hände und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0220"n="202"/><fwplace="top"type="header">I. Die Schutzwaffen.</fw><lb/><p>Sowie die Sättel schwerer und plumper werden, ebenso wird<lb/>
der Brustriemen stärker. An der Vorderseite erhält er, was übrigens<lb/>
vereinzelt schon im 15. Jahrhundert und früher vor Augen tritt, eine<lb/>
buckelförmige Metallplatte, welche meist verziert wird. Erst im<lb/>
16. Jahrhundert finden wir Beispiele der Anwendung von <hirendition="#g">Schwanz-<lb/>
riemen</hi>, die durch die Schwere des Sattels bedingt waren.</p><lb/><p>Der Sattel wie das gesamte Pferdezeug war durch das ganze<lb/>
Mittelalter ein beliebter Gegenstand für eine reiche künstlerische Aus-<lb/>
stattung. Bestimmte Beweise hiervon haben wir im Psalterium aureum<lb/>
von St. Gallen um 800, nähere Beschreibungen in den Dichtungen<lb/><figure><head><hirendition="#g">Fig</hi>. 220.</head><p><hirendition="#g">Krippensattel</hi> aus der ehemaligen Sammlung Meyrick.<lb/>
15. Jahrhundert Anfang.</p></figure><lb/>
des 12. Jahrhunderts, wie im Nibelungenlied, wo der mit Steinen aus<lb/>
India besetzten Sättel gedacht wird. Im 13. und 14. Jahrhundert<lb/>
bezeugen bereits Dokumente, mit welchem bedeutenden Aufwande<lb/>
von Kunst die Sättel ausgestattet wurden.<notexml:id="note-0220"next="#note-0221"place="foot"n="*)"><p>Rechnung des Hofsattlers Geffroy le Breton für den Connetable von Frank-<lb/>
reich Raoul Comte d’Eu (1336—1339):</p><lb/><pxml:id="p-0220"next="#p-0221">„Für Monseigneur einen prächtigen Rennsattel, die Bögen vorn und hinten<lb/>
mit verschlungenen Verzierungen von Silber, in Form von Röhren beschlagen und<lb/>
an den Ecken dieser Verzierungen Einfassungen und in der Mitte dieser Bögen<lb/>
ein Liebesgott, in Goldstoff gekleidet, nach dem Leben gebildet, die Hände und</p></note> Im öffentlichen Verkehre<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[202/0220]
I. Die Schutzwaffen.
Sowie die Sättel schwerer und plumper werden, ebenso wird
der Brustriemen stärker. An der Vorderseite erhält er, was übrigens
vereinzelt schon im 15. Jahrhundert und früher vor Augen tritt, eine
buckelförmige Metallplatte, welche meist verziert wird. Erst im
16. Jahrhundert finden wir Beispiele der Anwendung von Schwanz-
riemen, die durch die Schwere des Sattels bedingt waren.
Der Sattel wie das gesamte Pferdezeug war durch das ganze
Mittelalter ein beliebter Gegenstand für eine reiche künstlerische Aus-
stattung. Bestimmte Beweise hiervon haben wir im Psalterium aureum
von St. Gallen um 800, nähere Beschreibungen in den Dichtungen
[Abbildung Fig. 220. Krippensattel aus der ehemaligen Sammlung Meyrick.
15. Jahrhundert Anfang.]
des 12. Jahrhunderts, wie im Nibelungenlied, wo der mit Steinen aus
India besetzten Sättel gedacht wird. Im 13. und 14. Jahrhundert
bezeugen bereits Dokumente, mit welchem bedeutenden Aufwande
von Kunst die Sättel ausgestattet wurden. *) Im öffentlichen Verkehre
*) Rechnung des Hofsattlers Geffroy le Breton für den Connetable von Frank-
reich Raoul Comte d’Eu (1336—1339):
„Für Monseigneur einen prächtigen Rennsattel, die Bögen vorn und hinten
mit verschlungenen Verzierungen von Silber, in Form von Röhren beschlagen und
an den Ecken dieser Verzierungen Einfassungen und in der Mitte dieser Bögen
ein Liebesgott, in Goldstoff gekleidet, nach dem Leben gebildet, die Hände und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/220>, abgerufen am 05.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.