im Heere Heinrichs V. trug 1115 derlei hornbelegte Hauberts, und auch im Wigalois werden solche erwähnt, welche reich mit Gold belegt und mit Edelsteinen geziert waren.*) Gegen 1150, zu welcher Periode die Erfahrungen aus den Kreuzzügen greifbare Gestalt an- zunehmen begannen, begegnen wir in Mitteleuropa zuerst dem Maschen- panzerwerk (maille, Musszeug), welches aus ineinander geflochtenen verschweissten Ringen besteht. Der Maschenpanzer, bereits unter den Römern bekannt und verwendet, war zu jener Zeit schon bis zum Norden Europas verbreitet. In ganz vorzüglicher Fertigung erscheint
[Abbildung]
Fig. 141.
Krieger aus einer Darstellung des Kindermordes aus einer Papierhandschrift Nero C. IV. der Harlaian-Bibliothek datiert 1125. Französisch. Nach Hewitt I, p. 130.
[Abbildung]
Fig. 142.
Detail von der Anordnung des Panzerzeuges an einem sogenannten "lederstreifigen" Harnische. Nach Viollet-le-Duc II, p. 240
er nach Fundstücken, aus dem Thorsberger Moor im Museum zu Kiel, die dem 3. Jahrhundert angehören dürften, ebenso fand er
*) Vielleicht erklärt sich dadurch die Sage vom "hörnen Siegfried". Die Erinnerung an hornbelegte Harnische hat sich übrigens lange erhalten, noch Kaiser Maximilian I. kommt in seinen Studien auf selbe wieder zurück.
I. Die Schutzwaffen.
im Heere Heinrichs V. trug 1115 derlei hornbelegte Hauberts, und auch im Wigalois werden solche erwähnt, welche reich mit Gold belegt und mit Edelsteinen geziert waren.*) Gegen 1150, zu welcher Periode die Erfahrungen aus den Kreuzzügen greifbare Gestalt an- zunehmen begannen, begegnen wir in Mitteleuropa zuerst dem Maschen- panzerwerk (maille, Muſszeug), welches aus ineinander geflochtenen verschweiſsten Ringen besteht. Der Maschenpanzer, bereits unter den Römern bekannt und verwendet, war zu jener Zeit schon bis zum Norden Europas verbreitet. In ganz vorzüglicher Fertigung erscheint
[Abbildung]
Fig. 141.
Krieger aus einer Darstellung des Kindermordes aus einer Papierhandschrift Nero C. IV. der Harlaian-Bibliothek datiert 1125. Französisch. Nach Hewitt I, p. 130.
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Fig. 142.
Detail von der Anordnung des Panzerzeuges an einem sogenannten „lederstreifigen“ Harnische. Nach Viollet-le-Duc II, p. 240
er nach Fundstücken, aus dem Thorsberger Moor im Museum zu Kiel, die dem 3. Jahrhundert angehören dürften, ebenso fand er
*) Vielleicht erklärt sich dadurch die Sage vom „hörnen Siegfried“. Die Erinnerung an hornbelegte Harnische hat sich übrigens lange erhalten, noch Kaiser Maximilian I. kommt in seinen Studien auf selbe wieder zurück.
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I. Die Schutzwaffen.
im Heere Heinrichs V. trug 1115 derlei hornbelegte Hauberts, und
auch im Wigalois werden solche erwähnt, welche reich mit Gold
belegt und mit Edelsteinen geziert waren. *) Gegen 1150, zu welcher
Periode die Erfahrungen aus den Kreuzzügen greifbare Gestalt an-
zunehmen begannen, begegnen wir in Mitteleuropa zuerst dem Maschen-
panzerwerk (maille, Muſszeug), welches aus ineinander geflochtenen
verschweiſsten Ringen besteht. Der Maschenpanzer, bereits unter den
Römern bekannt und verwendet, war zu jener Zeit schon bis zum
Norden Europas verbreitet. In ganz vorzüglicher Fertigung erscheint
[Abbildung Fig. 141. Krieger aus einer Darstellung des Kindermordes aus
einer Papierhandschrift Nero C. IV. der Harlaian-Bibliothek datiert
1125. Französisch. Nach Hewitt I, p. 130.]
[Abbildung Fig. 142. Detail von der Anordnung des Panzerzeuges an einem
sogenannten „lederstreifigen“ Harnische. Nach Viollet-le-Duc II, p. 240]
er nach Fundstücken, aus dem Thorsberger Moor im Museum zu
Kiel, die dem 3. Jahrhundert angehören dürften, ebenso fand er
*) Vielleicht erklärt sich dadurch die Sage vom „hörnen Siegfried“. Die
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Maximilian I. kommt in seinen Studien auf selbe wieder zurück.
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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/148>, abgerufen am 25.07.2024.
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