Gegen das Ende des 17. Jahrh. finden wir in Albanien und Montenegro eine eigentümliche Gewehrform, die sich im 18. Jahrh. über die Länder der europäischen Türkei rasch verbreitet, das sogenannte Arnautengewehr (Djeferdari) (Fig. 549.) Es besitzt einen sehr langen, dünnen Lauf und eine eigenartige Schäftung, die meist mit silbernen Beschlägen, Einlagen und mit Stein- oder Korallenfassungen ge- ziert ist. Die ältesten haben noch Schnapphahnschlösser, die des 18. Jahrh. bereits gute Flintenschlösser. Sie sind im Landvolke noch heute im Ge- brauch, verschwinden aber vor den modernen Gewehrsystemen sichtlich.
Das Flintenschloss gestattete in seiner einfachen Konstruktion die Anwendung verschiedener Systeme zur Erzielung eines rascheren Feuers. Es entstanden damit zahlreiche Hinterlade- und selbst Magazinsysteme, denn auch diese sind eine Erfindung dieser Periode.
Schon bald nach dem ersten Auftreten des Feuergewehres macht sich zunächst beim Jagdgewehre das Verlangen nach künstlerischem Schmucke geltend. Italien ging dabei wieder voran, in den anderen Ländern geht der Anstoss dabei von den Höfen, zunächst jenen von Burgund und Frankreich aus. Noch bis ins 16. Jahrh. werden verzierte Luntengewehre "altfränkische" genannt. In Italien verzierte man die Eisenteile mit Gravierungen und Vergoldungen, seltener die Schäfte mit Schnitzwerk. In Burgund werden diese mit Samt überzogen und mit zierlichen vergoldeten Silbernägeln besetzt.
In Deutschland kommt schon am Anfange des 16. Jahrh. eine ganz eigenartige Verzierungsweise in Aufnahme, die sich, von den stilistischen Wandlungen abgesehen, bis ans Ende des 17. Jahrhunderts erhält: die Elfenbein-, Hirschhorn-, Holz-, später auch Perlmutter- und Metalleinlagen (Intarsia). Die Einlegearbeit der deutschen Schäfter war in Zeichnung und Technik unübertroffen.
Dagegen treffen wir vom Beginne des 16. Jahrhunderts an an mailändischen und florentiner Ziergewehren den Eisenschnitt und die Tausia; später, um 1560, leisten auch die Brescianer Archibusieri Staunenswertes im Eisenschnitt und von etwa 1590 an auch in zier- lichen Einlagen von Eisen. Vom Jahre 1650 an tritt in der künst- lerischen Ausschmückung von Gewehren Frankreich, voran Paris, alles verdunkelnd in die Bahn. Die Eisenschnitte und Relief- ziseluren der Franzosen überragen an Zeichnung und graziöser Durchführung weit die der älteren Italiener. Dasselbe gilt von der Gravierung und den Metalleinlagen. Die letzten Radschlossgewehre, welche in Deutschland erzeugt werden, zeichnen sich noch durch originelle Schnitzarbeiten an den Schäften und brillante, von geübten Stechern herrührende Gravuren aus. Die neue Generation von 1680 an arbeitete ihre Flinten ganz nach französischen Vorbildern, aber viele der jüngeren Kräfte übertrafen ihre Meister. In der Gegenwart ist nur noch von fabriksmässiger Präzision der Gewehre, nicht aber von ihrer künstlerischen Gestaltung mehr zu reden.
II. Die Angriffswaffen.
Gegen das Ende des 17. Jahrh. finden wir in Albanien und Montenegro eine eigentümliche Gewehrform, die sich im 18. Jahrh. über die Länder der europäischen Türkei rasch verbreitet, das sogenannte Arnautengewehr (Djeferdari) (Fig. 549.) Es besitzt einen sehr langen, dünnen Lauf und eine eigenartige Schäftung, die meist mit silbernen Beschlägen, Einlagen und mit Stein- oder Korallenfassungen ge- ziert ist. Die ältesten haben noch Schnapphahnschlösser, die des 18. Jahrh. bereits gute Flintenschlösser. Sie sind im Landvolke noch heute im Ge- brauch, verschwinden aber vor den modernen Gewehrsystemen sichtlich.
Das Flintenschloſs gestattete in seiner einfachen Konstruktion die Anwendung verschiedener Systeme zur Erzielung eines rascheren Feuers. Es entstanden damit zahlreiche Hinterlade- und selbst Magazinsysteme, denn auch diese sind eine Erfindung dieser Periode.
Schon bald nach dem ersten Auftreten des Feuergewehres macht sich zunächst beim Jagdgewehre das Verlangen nach künstlerischem Schmucke geltend. Italien ging dabei wieder voran, in den anderen Ländern geht der Anstoſs dabei von den Höfen, zunächst jenen von Burgund und Frankreich aus. Noch bis ins 16. Jahrh. werden verzierte Luntengewehre „altfränkische“ genannt. In Italien verzierte man die Eisenteile mit Gravierungen und Vergoldungen, seltener die Schäfte mit Schnitzwerk. In Burgund werden diese mit Samt überzogen und mit zierlichen vergoldeten Silbernägeln besetzt.
In Deutschland kommt schon am Anfange des 16. Jahrh. eine ganz eigenartige Verzierungsweise in Aufnahme, die sich, von den stilistischen Wandlungen abgesehen, bis ans Ende des 17. Jahrhunderts erhält: die Elfenbein-, Hirschhorn-, Holz-, später auch Perlmutter- und Metalleinlagen (Intarsia). Die Einlegearbeit der deutschen Schäfter war in Zeichnung und Technik unübertroffen.
Dagegen treffen wir vom Beginne des 16. Jahrhunderts an an mailändischen und florentiner Ziergewehren den Eisenschnitt und die Tausia; später, um 1560, leisten auch die Brescianer Archibusieri Staunenswertes im Eisenschnitt und von etwa 1590 an auch in zier- lichen Einlagen von Eisen. Vom Jahre 1650 an tritt in der künst- lerischen Ausschmückung von Gewehren Frankreich, voran Paris, alles verdunkelnd in die Bahn. Die Eisenschnitte und Relief- ziseluren der Franzosen überragen an Zeichnung und graziöser Durchführung weit die der älteren Italiener. Dasselbe gilt von der Gravierung und den Metalleinlagen. Die letzten Radschloſsgewehre, welche in Deutschland erzeugt werden, zeichnen sich noch durch originelle Schnitzarbeiten an den Schäften und brillante, von geübten Stechern herrührende Gravuren aus. Die neue Generation von 1680 an arbeitete ihre Flinten ganz nach französischen Vorbildern, aber viele der jüngeren Kräfte übertrafen ihre Meister. In der Gegenwart ist nur noch von fabriksmäſsiger Präzision der Gewehre, nicht aber von ihrer künstlerischen Gestaltung mehr zu reden.
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II. Die Angriffswaffen.
Gegen das Ende des 17. Jahrh. finden wir in Albanien und
Montenegro eine eigentümliche Gewehrform, die sich im 18. Jahrh. über
die Länder der europäischen Türkei rasch verbreitet, das sogenannte
Arnautengewehr (Djeferdari) (Fig. 549.) Es besitzt einen sehr
langen, dünnen Lauf und eine eigenartige Schäftung, die meist mit
silbernen Beschlägen, Einlagen und mit Stein- oder Korallenfassungen ge-
ziert ist. Die ältesten haben noch Schnapphahnschlösser, die des 18. Jahrh.
bereits gute Flintenschlösser. Sie sind im Landvolke noch heute im Ge-
brauch, verschwinden aber vor den modernen Gewehrsystemen sichtlich.
Das Flintenschloſs gestattete in seiner einfachen Konstruktion die
Anwendung verschiedener Systeme zur Erzielung eines rascheren
Feuers. Es entstanden damit zahlreiche Hinterlade- und selbst
Magazinsysteme, denn auch diese sind eine Erfindung dieser Periode.
Schon bald nach dem ersten Auftreten des Feuergewehres macht
sich zunächst beim Jagdgewehre das Verlangen nach künstlerischem
Schmucke geltend. Italien ging dabei wieder voran, in den anderen
Ländern geht der Anstoſs dabei von den Höfen, zunächst jenen von
Burgund und Frankreich aus. Noch bis ins 16. Jahrh. werden verzierte
Luntengewehre „altfränkische“ genannt. In Italien verzierte man die
Eisenteile mit Gravierungen und Vergoldungen, seltener die Schäfte
mit Schnitzwerk. In Burgund werden diese mit Samt überzogen und
mit zierlichen vergoldeten Silbernägeln besetzt.
In Deutschland kommt schon am Anfange des 16. Jahrh. eine
ganz eigenartige Verzierungsweise in Aufnahme, die sich, von den
stilistischen Wandlungen abgesehen, bis ans Ende des 17. Jahrhunderts
erhält: die Elfenbein-, Hirschhorn-, Holz-, später auch Perlmutter-
und Metalleinlagen (Intarsia). Die Einlegearbeit der deutschen Schäfter
war in Zeichnung und Technik unübertroffen.
Dagegen treffen wir vom Beginne des 16. Jahrhunderts an an
mailändischen und florentiner Ziergewehren den Eisenschnitt und die
Tausia; später, um 1560, leisten auch die Brescianer Archibusieri
Staunenswertes im Eisenschnitt und von etwa 1590 an auch in zier-
lichen Einlagen von Eisen. Vom Jahre 1650 an tritt in der künst-
lerischen Ausschmückung von Gewehren Frankreich, voran Paris,
alles verdunkelnd in die Bahn. Die Eisenschnitte und Relief-
ziseluren der Franzosen überragen an Zeichnung und graziöser
Durchführung weit die der älteren Italiener. Dasselbe gilt von der
Gravierung und den Metalleinlagen. Die letzten Radschloſsgewehre,
welche in Deutschland erzeugt werden, zeichnen sich noch durch
originelle Schnitzarbeiten an den Schäften und brillante, von geübten
Stechern herrührende Gravuren aus. Die neue Generation von 1680
an arbeitete ihre Flinten ganz nach französischen Vorbildern, aber
viele der jüngeren Kräfte übertrafen ihre Meister. In der Gegenwart
ist nur noch von fabriksmäſsiger Präzision der Gewehre, nicht aber
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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/486>, abgerufen am 27.12.2024.
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