Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Boeck, Josef Phileas: Marmorirkunst. 2. Aufl. Wien u. a., 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

vorrichtung kann der Cylinder während der vorkommenden
Stillstände mit einem Griffe rasch und leicht um einige
Centimeter gesenkt werden; zur gleichen Zeit und ohne
weitere Veranlassung bewegt sich der Farbfilz mit Walze
oder eine Walzenbürste nach rückwärts. Es wird dadurch
eine vollständige Isolirung des Papieres von den Bürsten
und dem Farbfilz oder der Walzenbürste erreicht. Weder
die Bürsten noch der Filz können sich daher durch
Antrocknen festkleben und ebenso wenig wird das Papier
aufgeweicht werden. Aus diesen Gründen ist ein Zerreißen
des Papieres bei Wiederingangsetzung fast ganz ausgeschlossen,
da es noch Festigkeit genug besitzt und von den Bürsten
nicht hin und her gezerrt werden kann. Durch diesen Um-
stand wird das Ausschußergebniß bedeutend geringer, ferner
ist das Ein- und Durchführen der Papieranfänge dadurch
sehr erleichtert.

Sieben Bürsten, von denen ein Theil feststeht und der
andere mittelstRiemen geräuschlos hin und her bewegt wird,
vertreiben die Farbe auf die vollkommenste und gleich-
mäßigste Weise, besonders die beiden letzteren Bürsten,
welche aus Dachshaaren gefertigt sind, dienen zum feinen
Auskehren der Farbe. Eine achte Bürste mit großem Hub,
direct nach dem Farbenauftrag, läßt sich außerdem noch
leicht anbringen. Sämmtliche Bürsten, auch die bewegten,
sind während des Ganges verstellbar. Die Farbe wird
mittelst eines laufenden Filzes und vier genau geschliffenen
dickwandigen Kupfer= oder Messingwalzen, oder an Stelle
des Filzes bei Kunstdruckpapier mittelst einer rasch rotirenden
Walzenbürste dem Farbstoffkasten entnommen und auf das
Papier übertragen. Der Farbkasten aus Kupfer ist zum
Heizen eingerichtet und kann mit Rührwerk versehen werden.
Die Quantität der aufzutragenden Farbe läßt sich durch mehr
oder minder starkes Anpressen des Farbfilzes leicht reguliren.
Die Maschine färbt die dünnen, wie die dicksten endlosen
Papiere von ordinärer oder feiner Qualität ein- und zwei-
seitig gleich gut; zweiseitig gestrichene Papiere werden selbst-
redend nicht mit einem Durchgange fertig, sondern es wird
eine Seite nach der anderen gefärbt. Die Maschine kann

vorrichtung kann der Cylinder waͤhrend der vorkommenden
Stillstaͤnde mit einem Griffe rasch und leicht um einige
Centimeter gesenkt werden; zur gleichen Zeit und ohne
weitere Veranlassung bewegt sich der Farbfilz mit Walze
oder eine Walzenbuͤrste nach ruͤckwaͤrts. Es wird dadurch
eine vollstaͤndige Isolirung des Papieres von den Buͤrsten
und dem Farbfilz oder der Walzenbuͤrste erreicht. Weder
die Buͤrsten noch der Filz koͤnnen sich daher durch
Antrocknen festkleben und ebenso wenig wird das Papier
aufgeweicht werden. Aus diesen Gruͤnden ist ein Zerreißen
des Papieres bei Wiederingangsetzung fast ganz ausgeschlossen,
da es noch Festigkeit genug besitzt und von den Buͤrsten
nicht hin und her gezerrt werden kann. Durch diesen Um-
stand wird das Ausschußergebniß bedeutend geringer, ferner
ist das Ein- und Durchfuͤhren der Papieranfaͤnge dadurch
sehr erleichtert.

Sieben Buͤrsten, von denen ein Theil feststeht und der
andere mittelstRiemen geraͤuschlos hin und her bewegt wird,
vertreiben die Farbe auf die vollkommenste und gleich-
maͤßigste Weise, besonders die beiden letzteren Buͤrsten,
welche aus Dachshaaren gefertigt sind, dienen zum feinen
Auskehren der Farbe. Eine achte Buͤrste mit großem Hub,
direct nach dem Farbenauftrag, laͤßt sich außerdem noch
leicht anbringen. Saͤmmtliche Buͤrsten, auch die bewegten,
sind waͤhrend des Ganges verstellbar. Die Farbe wird
mittelst eines laufenden Filzes und vier genau geschliffenen
dickwandigen Kupfer= oder Messingwalzen, oder an Stelle
des Filzes bei Kunstdruckpapier mittelst einer rasch rotirenden
Walzenbuͤrste dem Farbstoffkasten entnommen und auf das
Papier uͤbertragen. Der Farbkasten aus Kupfer ist zum
Heizen eingerichtet und kann mit Ruͤhrwerk versehen werden.
Die Quantitaͤt der aufzutragenden Farbe laͤßt sich durch mehr
oder minder starkes Anpressen des Farbfilzes leicht reguliren.
Die Maschine faͤrbt die duͤnnen, wie die dicksten endlosen
Papiere von ordinaͤrer oder feiner Qualitaͤt ein- und zwei-
seitig gleich gut; zweiseitig gestrichene Papiere werden selbst-
redend nicht mit einem Durchgange fertig, sondern es wird
eine Seite nach der anderen gefaͤrbt. Die Maschine kann

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0122" n="112"/>
vorrichtung kann der Cylinder wa&#x0364;hrend
                             der vorkommenden<lb/>
Stillsta&#x0364;nde mit einem Griffe rasch und
                             leicht um einige<lb/>
Centimeter gesenkt werden; zur gleichen Zeit und
                             ohne<lb/>
weitere Veranlassung bewegt sich der Farbfilz mit
                             Walze<lb/>
oder eine Walzenbu&#x0364;rste nach ru&#x0364;ckwa&#x0364;rts.
                             Es wird dadurch<lb/>
eine vollsta&#x0364;ndige Isolirung des Papieres von
                             den Bu&#x0364;rsten<lb/>
und dem Farbfilz oder der Walzenbu&#x0364;rste
                             erreicht. Weder<lb/>
die Bu&#x0364;rsten noch der Filz ko&#x0364;nnen
                             sich daher durch<lb/>
Antrocknen festkleben und ebenso wenig wird das
                             Papier<lb/>
aufgeweicht werden. Aus diesen Gru&#x0364;nden ist ein
                             Zerreißen<lb/>
des Papieres bei Wiederingangsetzung fast ganz
                             ausgeschlossen,<lb/>
da es noch Festigkeit genug besitzt und von den
                             Bu&#x0364;rsten<lb/>
nicht hin und her gezerrt werden kann. Durch diesen
                             Um-<lb/>
stand wird das Ausschußergebniß bedeutend geringer,
                             ferner<lb/>
ist das Ein- und Durchfu&#x0364;hren der
                             Papieranfa&#x0364;nge dadurch<lb/>
sehr erleichtert.</p><lb/>
            <p>Sieben Bu&#x0364;rsten, von denen ein Theil feststeht und der<lb/>
andere <hi rendition="#i">mittelst</hi>Riemen gera&#x0364;uschlos hin und
                             her bewegt wird,<lb/><hi rendition="#i">vertreiben</hi> die Farbe auf
                             die <hi rendition="#i">vollkommenste</hi> und
                             gleich-<lb/>
ma&#x0364;ßigste Weise, besonders die beiden letzteren
                             Bu&#x0364;rsten,<lb/>
welche aus Dachshaaren gefertigt sind, dienen zum
                             feinen<lb/>
Auskehren der Farbe. Eine achte Bu&#x0364;rste mit großem
                             Hub,<lb/>
direct nach dem Farbenauftrag, la&#x0364;ßt sich außerdem
                             noch<lb/>
leicht anbringen. Sa&#x0364;mmtliche Bu&#x0364;rsten, auch die
                             bewegten,<lb/>
sind wa&#x0364;hrend des Ganges verstellbar. Die Farbe
                             wird<lb/>
mittelst eines laufenden Filzes und vier genau
                             geschliffenen<lb/>
dickwandigen Kupfer= oder Messingwalzen, oder an
                             Stelle<lb/>
des Filzes bei Kunstdruckpapier mittelst einer rasch
                             rotirenden<lb/>
Walzenbu&#x0364;rste dem Farbstoffkasten entnommen und
                             auf das<lb/>
Papier u&#x0364;bertragen. Der Farbkasten aus Kupfer ist
                             zum<lb/>
Heizen eingerichtet und kann mit Ru&#x0364;hrwerk versehen
                             werden.<lb/>
Die Quantita&#x0364;t der aufzutragenden Farbe la&#x0364;ßt
                             sich durch mehr<lb/>
oder minder starkes Anpressen des Farbfilzes leicht
                             reguliren.<lb/>
Die Maschine fa&#x0364;rbt die du&#x0364;nnen, wie die
                             dicksten endlosen<lb/>
Papiere von ordina&#x0364;rer oder feiner
                             Qualita&#x0364;t ein- und zwei-<lb/>
seitig gleich gut; zweiseitig
                             gestrichene Papiere werden selbst-<lb/>
redend nicht mit einem Durchgange
                             fertig, sondern es wird<lb/>
eine Seite nach der anderen gefa&#x0364;rbt.
                             Die Maschine kann
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[112/0122] vorrichtung kann der Cylinder waͤhrend der vorkommenden Stillstaͤnde mit einem Griffe rasch und leicht um einige Centimeter gesenkt werden; zur gleichen Zeit und ohne weitere Veranlassung bewegt sich der Farbfilz mit Walze oder eine Walzenbuͤrste nach ruͤckwaͤrts. Es wird dadurch eine vollstaͤndige Isolirung des Papieres von den Buͤrsten und dem Farbfilz oder der Walzenbuͤrste erreicht. Weder die Buͤrsten noch der Filz koͤnnen sich daher durch Antrocknen festkleben und ebenso wenig wird das Papier aufgeweicht werden. Aus diesen Gruͤnden ist ein Zerreißen des Papieres bei Wiederingangsetzung fast ganz ausgeschlossen, da es noch Festigkeit genug besitzt und von den Buͤrsten nicht hin und her gezerrt werden kann. Durch diesen Um- stand wird das Ausschußergebniß bedeutend geringer, ferner ist das Ein- und Durchfuͤhren der Papieranfaͤnge dadurch sehr erleichtert. Sieben Buͤrsten, von denen ein Theil feststeht und der andere mittelstRiemen geraͤuschlos hin und her bewegt wird, vertreiben die Farbe auf die vollkommenste und gleich- maͤßigste Weise, besonders die beiden letzteren Buͤrsten, welche aus Dachshaaren gefertigt sind, dienen zum feinen Auskehren der Farbe. Eine achte Buͤrste mit großem Hub, direct nach dem Farbenauftrag, laͤßt sich außerdem noch leicht anbringen. Saͤmmtliche Buͤrsten, auch die bewegten, sind waͤhrend des Ganges verstellbar. Die Farbe wird mittelst eines laufenden Filzes und vier genau geschliffenen dickwandigen Kupfer= oder Messingwalzen, oder an Stelle des Filzes bei Kunstdruckpapier mittelst einer rasch rotirenden Walzenbuͤrste dem Farbstoffkasten entnommen und auf das Papier uͤbertragen. Der Farbkasten aus Kupfer ist zum Heizen eingerichtet und kann mit Ruͤhrwerk versehen werden. Die Quantitaͤt der aufzutragenden Farbe laͤßt sich durch mehr oder minder starkes Anpressen des Farbfilzes leicht reguliren. Die Maschine faͤrbt die duͤnnen, wie die dicksten endlosen Papiere von ordinaͤrer oder feiner Qualitaͤt ein- und zwei- seitig gleich gut; zweiseitig gestrichene Papiere werden selbst- redend nicht mit einem Durchgange fertig, sondern es wird eine Seite nach der anderen gefaͤrbt. Die Maschine kann

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Gloning: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-07-22T15:09:30Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Marc Kuse: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-07-22T15:09:30Z)
Thomas Gloning: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-07-22T15:09:30Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • langes s (ſ): als s transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boeck_marmorirkunst_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boeck_marmorirkunst_1896/122
Zitationshilfe: Boeck, Josef Phileas: Marmorirkunst. 2. Aufl. Wien u. a., 1896, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeck_marmorirkunst_1896/122>, abgerufen am 21.11.2024.