oder Kleister auf den beiden vorgelegten Spalten
befestigt, und mit einer Copirnadel, wie dieselbe von den
Lithographen zum Uebertragen der Zeichnungen gebraucht wird,
durch- gezeichnet. In Ermangelung einer solchen Nadel leistet
eine Heftnadel mit etwas stumpfer Spitze (damit dieselbe
nicht reißt oder kratzt) denselben Dienst, wenn man solche
in einen passenden Griff, wie man dieselben etwa für
Häckel- nadeln benützt, einsetzt. Nachdem alles bis
auf den geringsten Strich übertragen, wird der sogenannte
Fond, der als Hintergrund erscheinende Theil, auf dem die Zeichnung
wie aufgelegt erscheint, punzirt.
Dazu bedarf man sogenannter Mattpunzen, wie dieselben von den
Goldarbeitern gebraucht werden. Da dieselben Grundflächen
von verschiedener Größe haben, so wähle man stets
die kleinsten, wenn es auch im Interesse rascher Arbeit gelegen ist,
daß man sich nebenbei noch ein Ciselireisen mit größerer
Grundfläche, jedoch mit demselben Dessin hält. Diese
Grundfläche stellt ein Muster dar, wie dieselben etwa auf
Fingerhüten sind, jedoch in mikroskopischer Kleinheit, und
je feiner das Korn, desto besser wird sich die Ciselirung machen.
Indem man nun mit der Linken diese Punzen dicht an der
vorgezeichneten Umrißzeichnung herumfährt, schläge
man das auf der Unterfläche gravirte Muster in den Schnitt
ein und dies mit einem kleinen hölzernen
Hämmer- chen, wie solche auch von den Goldarbeitern
gebraucht werden. Es ist durchaus fehlerhaft, das Muster in
den Schnitt hineinschlagen zu wollen; solche
Schnitte würden nach dem Oeffnen des Buches über
zugerichtete Blattränder ergeben. Je zarter der Schnitt
markirt ist, desto brillanter wird er sich ausnehmen, und desto
weniger wird man ein Aneinandersetzen des Punzirmusters bemerken.
Ist auf diese Weise nun der ganze Grund markirt, so wird die
Zeichnung noch nachciselirt, und das ist es, was die eigentliche
Voll- endenung, dem Ganzen, den eigentlichen Schliff giebt.
Dazu bedient man sich mit Vortheil einer Ahle, deren Spitze
kurz abgeschliffen, auf einem Oelsteine fein abgeschliffen und
mit einem Stahle polirt wurde, so daß dieselbe allerdinges
noch stechen würde, aber auf dem glatten Goldgrunde beim
Zeichnen
oder Kleister auf den beiden vorgelegten Spalten
befestigt, und mit einer Copirnadel, wie dieselbe von den
Lithographen zum Uebertragen der Zeichnungen gebraucht wird,
durch- gezeichnet. In Ermangelung einer solchen Nadel leistet
eine Heftnadel mit etwas stumpfer Spitze (damit dieselbe
nicht reißt oder kratzt) denselben Dienst, wenn man solche
in einen passenden Griff, wie man dieselben etwa fuͤr
Haͤckel- nadeln benuͤtzt, einsetzt. Nachdem alles bis
auf den geringsten Strich uͤbertragen, wird der sogenannte
Fond, der als Hintergrund erscheinende Theil, auf dem die Zeichnung
wie aufgelegt erscheint, punzirt.
Dazu bedarf man sogenannter Mattpunzen, wie dieselben von den
Goldarbeitern gebraucht werden. Da dieselben Grundflaͤchen
von verschiedener Groͤße haben, so waͤhle man stets
die kleinsten, wenn es auch im Interesse rascher Arbeit gelegen ist,
daß man sich nebenbei noch ein Ciselireisen mit groͤßerer
Grundflaͤche, jedoch mit demselben Dessin haͤlt. Diese
Grundflaͤche stellt ein Muster dar, wie dieselben etwa auf
Fingerhuͤten sind, jedoch in mikroskopischer Kleinheit, und
je feiner das Korn, desto besser wird sich die Ciselirung machen.
Indem man nun mit der Linken diese Punzen dicht an der
vorgezeichneten Umrißzeichnung herumfaͤhrt, schlaͤge
man das auf der Unterflaͤche gravirte Muster in den Schnitt
ein und dies mit einem kleinen hoͤlzernen
Haͤmmer- chen, wie solche auch von den Goldarbeitern
gebraucht werden. Es ist durchaus fehlerhaft, das Muster in
den Schnitt hineinschlagen zu wollen; solche
Schnitte wuͤrden nach dem Oeffnen des Buches uͤber
zugerichtete Blattraͤnder ergeben. Je zarter der Schnitt
markirt ist, desto brillanter wird er sich ausnehmen, und desto
weniger wird man ein Aneinandersetzen des Punzirmusters bemerken.
Ist auf diese Weise nun der ganze Grund markirt, so wird die
Zeichnung noch nachciselirt, und das ist es, was die eigentliche
Voll- endenung, dem Ganzen, den eigentlichen Schliff giebt.
Dazu bedient man sich mit Vortheil einer Ahle, deren Spitze
kurz abgeschliffen, auf einem Oelsteine fein abgeschliffen und
mit einem Stahle polirt wurde, so daß dieselbe allerdinges
noch stechen wuͤrde, aber auf dem glatten Goldgrunde beim
Zeichnen
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[92/0102]
oder Kleister auf den beiden vorgelegten Spalten befestigt,
und mit einer Copirnadel, wie dieselbe von den Lithographen
zum Uebertragen der Zeichnungen gebraucht wird, durch-
gezeichnet. In Ermangelung einer solchen Nadel leistet eine
Heftnadel mit etwas stumpfer Spitze (damit dieselbe nicht
reißt oder kratzt) denselben Dienst, wenn man solche in
einen passenden Griff, wie man dieselben etwa fuͤr Haͤckel-
nadeln benuͤtzt, einsetzt. Nachdem alles bis auf den geringsten
Strich uͤbertragen, wird der sogenannte Fond, der als
Hintergrund erscheinende Theil, auf dem die Zeichnung wie
aufgelegt erscheint, punzirt.
Dazu bedarf man sogenannter Mattpunzen, wie dieselben
von den Goldarbeitern gebraucht werden. Da dieselben
Grundflaͤchen von verschiedener Groͤße haben, so waͤhle man
stets die kleinsten, wenn es auch im Interesse rascher Arbeit
gelegen ist, daß man sich nebenbei noch ein Ciselireisen mit
groͤßerer Grundflaͤche, jedoch mit demselben Dessin haͤlt.
Diese Grundflaͤche stellt ein Muster dar, wie dieselben etwa
auf Fingerhuͤten sind, jedoch in mikroskopischer Kleinheit,
und je feiner das Korn, desto besser wird sich die Ciselirung
machen. Indem man nun mit der Linken diese Punzen
dicht an der vorgezeichneten Umrißzeichnung herumfaͤhrt,
schlaͤge man das auf der Unterflaͤche gravirte Muster in den
Schnitt ein und dies mit einem kleinen hoͤlzernen Haͤmmer-
chen, wie solche auch von den Goldarbeitern gebraucht
werden. Es ist durchaus fehlerhaft, das Muster in den
Schnitt hineinschlagen zu wollen; solche Schnitte wuͤrden
nach dem Oeffnen des Buches uͤber zugerichtete Blattraͤnder
ergeben. Je zarter der Schnitt markirt ist, desto brillanter
wird er sich ausnehmen, und desto weniger wird man ein
Aneinandersetzen des Punzirmusters bemerken. Ist auf diese
Weise nun der ganze Grund markirt, so wird die Zeichnung
noch nachciselirt, und das ist es, was die eigentliche Voll-
endenung, dem Ganzen, den eigentlichen Schliff giebt. Dazu
bedient man sich mit Vortheil einer Ahle, deren Spitze kurz
abgeschliffen, auf einem Oelsteine fein abgeschliffen und mit
einem Stahle polirt wurde, so daß dieselbe allerdinges noch
stechen wuͤrde, aber auf dem glatten Goldgrunde beim Zeichnen
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(2013-07-22T15:09:30Z)
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Marc Kuse: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-07-22T15:09:30Z)
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Boeck, Josef Phileas: Marmorirkunst. 2. Aufl. Wien u. a., 1896, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeck_marmorirkunst_1896/102>, abgerufen am 18.02.2025.
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